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Theologin Schottroff gestorben

Die Theologieprofessorin Luise Schottroff ist tot. Sie wurde 80 Jahre alt. Schottroff galt als eine Wegbereiterin der feministischen Theologie und war unter anderem als Herausgeberin und Übersetzerin der "Bibel in gerechter Sprache" tätig. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie vor allem durch ihre Auftritte auf den evangelischen Kirchentagen bekannt.

09.02.2015
    Die Theologieprofessorin Luise Schottroff
    Die Theologieprofessorin Luise Schottroff (imago )
    Luise Schottroff hat in Fragen der feministischen Theologie, der sozialgeschichtlichen Auslegung der Bibel und des christlich-jüdischen Dialogs Pionierarbeit geleistet. Ihre Ansätze und Thesen, die heute zur Theologiegeschichte zählen, erregten großes Aufsehen und führten zu heftigen Auseinandersetzungen.
    Schottroff wurde am 11. April 1934 in Berlin geboren. Nach ihrer Promotion in Göttingen 1960 wechselte sie nach Mainz, wo sie gegen den Willen der Professorenschaft als Hochschullehrerin berufen wurde. Dort wirkte sie bis 1986 als außerplanmäßige Professorin. 1978 kam das Buch "Jesus von Nazareth - Hoffnung der Armen" heraus. Der Gemeinschaftsarbeit mit dem Theologen Wolfgang Stegemann war auch über die Grenzen der Fachwelt hinweg Erfolg beschieden. Das Buch war der Anlass für eine Einladung zum Kirchentag 1981. Durch diesen sowie durch weitere Auftritte bei den Protestantentreffen wurde sie einem breiten Publikum bekannt.
    Nie dogmatisch oder ideologisch
    In ihrer bahnbrechenden sozialgeschichtlichen Analyse der Texte des Neuen Testaments legte Luise Schottroff besonderen Wert auf die alltäglichen, sozialen und politischen Hintergründe der Texte. 1986 an die Universität Kassel berufen, begründete sie dort ihren Forschungsschwerpunkt "Feministische Befreiungstheologie im Kontext Deutschlands".
    Die zierliche Frau wirkte bei ihren Auftritten zwar stets entschlossen und überzeugt, gab sich aber nie dogmatisch oder ideologisch. Das machte sie bei ihren Studierenden, aber auch bei dem außeruniversitären Publikum außerordentlich beliebt. Nach Ende ihrer universitären Tätigkeit im Jahr 1999 in Kassel lehrte sie von 2001 bis 2005 an der Pacific School of Religion in Berkeley und am Union Theological Seminary in New York als Gastprofessorin.
    Ehrendoktorwürde der Universität Marburg
    An der 2006 erschienenen "Bibel in gerechter Sprache" war Luise Schottroff nicht nur als Mitherausgeberin, sondern auch als Übersetzerin beteiligt. Von ihr wurden das Matthäusevangelium und der erste Korintherbrief bearbeitet. Die Bibelübersetzung stieß jedoch aufgrund kritischer Stimmen für einen gottesdienstlichen Gebrauch nicht durch. Dennoch wurde Schottroff im Jahre 2007 unter anderem für ihre Herausgeberschaft dieser Übersetzung mit der Ehrendoktorwürde der Universität Marburg ausgezeichnet. Insgesamt veröffentlichte Schottroff fast 300 Publikationen zu theologischen und gesellschaftlichen Themen.
    Die Theologin starb am Sonntagabend im Alter von 80 Jahren in einem Kasseler Hospiz, wie Eugen Eckert, Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde Frankfurt, mitteilte.
    (pg/has)