Hach, die Jugend! Ungestüm, zart beseelt, wild und weinerlich und dabei zu jeder Schandtat bereit, heute wie vor vierhundert Jahren, Shakespeares "Sommernachtstraum" sei Dank:
"Mein Lysander! Ich schwör's dir! An diesem Ort, wo wir's ausgemacht."
Und, als wäre das nicht schon kitschig genug, muss auch noch Musik her, Cello und Akkordeon, mit Gesang, im Duett und gerne altenglisch.
Shakespeareerprobte Zuschauer wissen es längst: Nicht die Liebe ist's und auch nicht die Zaubertropfen, nein, die Hormone sind es natürlich, die brave Mädchen in den Zickenkrieg schicken und aus artigen Jungs raufende Muskelprotze zaubern.
Kopflos und triebgesteuert sind aber auch die Erwachsenen, wenn sie von der Liebe, die hier sinnbildlich als Rauschdroge funktioniert, angesteckt sind. Das Märchen ist schließlich bekannt. Herzog Theseus in Athen plant die Hochzeit mit Hippolyta, der Königin der Amazonen, währenddessen vier schwer verknallte Teenager in den Elfenwald fliehen, um der väterlich angeordneten Verheiratung zu entgehen. Dort wiederum treibt Puck, der koboldhafte Hofnarr von Elfenkönig Oberon, sein Unwesen und alle Liebes-Konstellationen noch einmal kräftig durcheinander.
Höhepunkt dieser wahnsinnigen Verrücktheit ist die schmachtende Titania, Königin der Elfen, die der Anziehung eines Esels erliegt:
"Na, mich dünkt, Madame, Sie könnten dazu nicht viel Ursache haben. Vernunft und Liebe halten nicht viel Gemeinschaft."
"Ich liebe dich. Komm, folge mir."
Regisseur Jochen Schölch hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen und mit den Absolventen seines Studiengangs Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie ein kongeniales Jugendstück inszeniert, in dem sich alle nach Herzenslust sprichwörtlich austoben dürfen. Jeder der sieben Protagonisten schlüpft in zwei bis drei Rollen. Pausenlos agieren sie mit- und gegen- und umeinander, und das auf der kargsten Bühne, die man sich denken kann: Eine vier mal vier Meter große Rampe, auf die ein schwarzes Tuch gerollt wird, eine Leinwand, ein paar Lichteffekte, fertig. Dafür sind die Kostüme unglaublich schrill, was fantastisch zu der maßlosen Übertreibung jeder Figur passt. Der Begriff "Rampensau", hier bekommt er ein Gesicht.
Die vermeintlich tapferen Handwerker Squenz, Flaut, Schnauz und Zettel, die sich vornehmen, zu Ehren der Hochzeit des Herzogs von Athen ein Theaterstück über Pyramus und Thisbe aufzuführen - wer kennt nicht die gut gemeinten Laienspiel-Scharen auf den Volksbühnen? - sind die Oberbrüller in dieser Inszenierung, mit eigens dafür angefertigten Masken und in hessischer Mundart. Da wird schon mal aus dem Squenz eine Petra und aus Flaut Ruth:
"Wo isn die Ruth?"
"Keine Ahnung, wir fange jetzt an."
"Hey, Petra, hier komme Dinge vor, die nimmermehr gefalle werdn, also erschtens, dass ich nich der Pyramus bin, sondern der Zeddel."
So etwas kann man nicht ernst nehmen. Das ist zum Brüllen komisch, und dementsprechend haben sich auch die Zuschauer anstecken lassen. Derb bis zum Klamauk, aber zwischendrin auch ganz anmutig pantomimische Szenen. Schade nur, dass das Wetter bei diesem "Sommernachtstraum" nicht der Regieanweisung gefolgt ist und die Aufführung statt im Freien des Renaissance-Hofs auf der Bühne des Akademietheaters stattfinden musste. Aber was heißt schon "Traum". Wie hieß es doch im aktualisierten Text? Kuss-kuss-kuss-kuss-kuss...
"Mein Lysander! Ich schwör's dir! An diesem Ort, wo wir's ausgemacht."
Und, als wäre das nicht schon kitschig genug, muss auch noch Musik her, Cello und Akkordeon, mit Gesang, im Duett und gerne altenglisch.
Shakespeareerprobte Zuschauer wissen es längst: Nicht die Liebe ist's und auch nicht die Zaubertropfen, nein, die Hormone sind es natürlich, die brave Mädchen in den Zickenkrieg schicken und aus artigen Jungs raufende Muskelprotze zaubern.
Kopflos und triebgesteuert sind aber auch die Erwachsenen, wenn sie von der Liebe, die hier sinnbildlich als Rauschdroge funktioniert, angesteckt sind. Das Märchen ist schließlich bekannt. Herzog Theseus in Athen plant die Hochzeit mit Hippolyta, der Königin der Amazonen, währenddessen vier schwer verknallte Teenager in den Elfenwald fliehen, um der väterlich angeordneten Verheiratung zu entgehen. Dort wiederum treibt Puck, der koboldhafte Hofnarr von Elfenkönig Oberon, sein Unwesen und alle Liebes-Konstellationen noch einmal kräftig durcheinander.
Höhepunkt dieser wahnsinnigen Verrücktheit ist die schmachtende Titania, Königin der Elfen, die der Anziehung eines Esels erliegt:
"Na, mich dünkt, Madame, Sie könnten dazu nicht viel Ursache haben. Vernunft und Liebe halten nicht viel Gemeinschaft."
"Ich liebe dich. Komm, folge mir."
Regisseur Jochen Schölch hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen und mit den Absolventen seines Studiengangs Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie ein kongeniales Jugendstück inszeniert, in dem sich alle nach Herzenslust sprichwörtlich austoben dürfen. Jeder der sieben Protagonisten schlüpft in zwei bis drei Rollen. Pausenlos agieren sie mit- und gegen- und umeinander, und das auf der kargsten Bühne, die man sich denken kann: Eine vier mal vier Meter große Rampe, auf die ein schwarzes Tuch gerollt wird, eine Leinwand, ein paar Lichteffekte, fertig. Dafür sind die Kostüme unglaublich schrill, was fantastisch zu der maßlosen Übertreibung jeder Figur passt. Der Begriff "Rampensau", hier bekommt er ein Gesicht.
Die vermeintlich tapferen Handwerker Squenz, Flaut, Schnauz und Zettel, die sich vornehmen, zu Ehren der Hochzeit des Herzogs von Athen ein Theaterstück über Pyramus und Thisbe aufzuführen - wer kennt nicht die gut gemeinten Laienspiel-Scharen auf den Volksbühnen? - sind die Oberbrüller in dieser Inszenierung, mit eigens dafür angefertigten Masken und in hessischer Mundart. Da wird schon mal aus dem Squenz eine Petra und aus Flaut Ruth:
"Wo isn die Ruth?"
"Keine Ahnung, wir fange jetzt an."
"Hey, Petra, hier komme Dinge vor, die nimmermehr gefalle werdn, also erschtens, dass ich nich der Pyramus bin, sondern der Zeddel."
So etwas kann man nicht ernst nehmen. Das ist zum Brüllen komisch, und dementsprechend haben sich auch die Zuschauer anstecken lassen. Derb bis zum Klamauk, aber zwischendrin auch ganz anmutig pantomimische Szenen. Schade nur, dass das Wetter bei diesem "Sommernachtstraum" nicht der Regieanweisung gefolgt ist und die Aufführung statt im Freien des Renaissance-Hofs auf der Bühne des Akademietheaters stattfinden musste. Aber was heißt schon "Traum". Wie hieß es doch im aktualisierten Text? Kuss-kuss-kuss-kuss-kuss...