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Klammer Zweitligist
Kaiserslautern streitet um Kosten des Stadions

Der 1. FC Kaiserslautern will bei einem möglichen Abstieg in die 3. Liga weniger Pacht für das Fritz-Walter-Stadion bezahlen. Die Stadt hat vor Jahren das Stadion des FCK gekauft, um den Klub vor der Insolvenz zu bewahren - jetzt wird der Bau zu einem immer größeren Kostenfaktor.

Von Sina Weber | 03.03.2018
    Luftaufnahme des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern
    Luftaufnahme des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern (imago/Ulmer )
    Um die 20.000 Fans des 1. FC Kaiserslautern kommen im Moment zu den Heimspielen auf den Betzenberg ins Fritz Walter-Stadion. Platz ist für 49.000. Und dieses Stadion ist teuer: acht Millionen Euro kostet es den Verein jedes Jahr in der zweiten Bundesliga, davon entfallen alleine 2,4 Millionen auf die Miete. Sollte der Verein jetzt in die dritte Liga absteigen, so will der 1. FC Kaiserslautern an die Eigentümerin des Stadions - die Fritz Walter-Stadiongesellschaft - nur noch 425.000 Euro Miete bezahlen.
    Vereinschef: "Unterschiedliche Pacht je nach Liga ist normal"
    "Ich glaube, es ist ein ganz normaler Vorgang, dass Fußballvereine in den jeweiligen Ligen unterschiedliche Pacht zahlen", sagt Vereinschef Michael Klatt. "Unser Pachtvertrag sieht das jetzt allerdings nicht vor, sondern ist insbesondere ausgehandelt worden für die erste Liga und für die zweite Liga. Deswegen sind wir in guten Gesprächen mit der Stadiongesellschaft."
    Michael Klatt ist nicht nur der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, sondern auch dessen Finanzchef. Ihm sei klar, dass das Ansinnen auf Mietminderung der Stadt Probleme bereite, aber "wir müssen uns natürlich auch aus Vereinssicht fragen, wenn der Umsatz um zwei Drittel zurückgeht, wie gelingt es uns, unsere Kostenpositionen entsprechend auch runterzufahren. Das Stadion ist uns gut und teuer und hier muss dran gearbeitet werden, dass wir das Stadion auch künftig bezahlen können."
    Die Stadt rettete den FCK mit dem Kauf des Stadions
    Das Fritz-Walter-Stadion gehört seit 2003 nicht mehr dem FCK, sondern der Stadiongesellschaft. Die ist wiederum eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Kaiserslautern. Damals, vor 15 Jahren, stand der Verein kurz vor der Insolvenz. Also hat die eigens gegründete Stadiongesellschaft dem Verein das Fritz-Walter-Stadion abgekauft, erklärt Oberbürgermeister Klaus Weichel.
    "Dazu kamen noch weitere Zahlungen an den FCK, Übernahme einer Steuerschuld und frisches Geld, so dass ein Kredit zusammenkam über 65 Millionen Euro. Dieser Kredit ist endfällig zu tilgen, das heißt die Stadiongesellschaft hat null Chance, diesen Kredit abzubauen, sondern nur Zinsen zu zahlen", sagt Weichel. "Um diese Zinsen zahlen zu können, braucht die Stadiongesellschaft eine Pachteinnahme. Und wenn diese Zahlungen des FCK ausfallen oder vermindert werden, bekommt die Stadiongesellschaft ein Problem."
    Stadt muss Stadiongesellschaft finanzieren
    Also muss die Stadt jetzt aus dem laufenden Haushalt Geld in die Stadiongesellschaft zuschießen. Unter anderem hat die Stadt im vergangenen Jahr mehr Gewerbesteuern eingenommen als gedacht. Teile dieser Einnahmen könnten also an die Stadiongesellschaft fließen. Dennoch sind sich die Parteien im Kaiserslauterer Stadtrat uneinig, wie das Geld auch in den kommenden Jahren aufgebracht werden könnte.
    "Ideal wäre eine Unterstützung vom Land, eine Beteiligung", sagt der Stadtrat Michael Littig. "Zweitens Nutzung der Mittel, die in der sogenannten Rücklage der Stadiongesellschaft liegen. Ich erachte es auch für nicht unseriös, wenn man zumindest temporär diese Mittel auch dafür nutzt, dass sie in der Übergangszeit auch woanders ihren Nutzen stiften, also dann auch mal einen Mietausfall auch mal kompensieren können."
    Michael Littig sitzt für die CDU im Kaiserslauterer Stadtrat. Der Vorschlag seiner Partei, der FDP und der Linken, auf die Tilgungsrücklage zurückzugreifen, stößt nicht auf Gegenliebe, sagt Oliver Guckenbiehl, SPD-Stadtvorstand in Kaiserslautern: "Wir haben lediglich 18 Millionen als Tilgungsrücklage da. Das reicht hinten und vorne nicht. Es macht absolut keinen Sinn. Jetzt mal angenommen, der FCK würde sechs Jahre dritte Liga spielen, dann wäre diese Rücklage auch weg. Wo sollen wir die 65 Millionen Euro hernehmen?"
    Stattdessen plädiert er dafür, dass auch der 1. FC Kaiserslautern einen Beitrag leisten solle. Zum Beispiel mit Hilfe eines sogenannten Ticket-Solis, erklärt Guckenbiehl: "Dass ein gewisser Betrag auf die Eintrittskarte erhoben wird oder eine Beteiligung, wenn die Zuschauerzahlen in Liga drei höher wären als angenommen. Aber da sind wir für Vorschläge ganz offen."
    FCK: Wir waren nicht untätig
    Er könne nicht verstehen, dass immer wieder gefordert würde, der Verein solle sich beteiligen, sagt Vorstand Michael Klatt. Der FCK sei in den vergangenen eineinhalb Jahren alles andere als untätig gewesen. "Der FCK hat bereits 2016 ein hartes Sanierungsprogramm eingeleitet - unabhängig von der Ligazugehörigkeit ist es uns gelungen, die Personalkosten in der Verwaltung um 23 Prozent zu senken", sagt Klatt. "Im Falle eines Abstiegs werden wir hier den Gürtel nochmal um zwei Löcher enger machen. Wir wissen selbst, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen, das tun wir, das reicht aber nicht aus. Und deshalb müssen wir mit unseren Partnern sprechen, wie uns hier unter die Arme gegriffen werden kann."
    Der Aufsichtsrat der Stadiongesellschaft hat sich bereits für die beantragte Mietminderung ausgesprochen. Fehlt nur noch die Zustimmung des Stadtrates. Und der soll möglichst noch Mitte März entscheiden. Denn am 15. muss der 1. FC Kaiserslautern bei der Deutschen Fußball Liga seine Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen. Und bis dahin muss ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorliegen.