Erdmann-Ziegler: Ich würde schon sagen, dass er das ist. Die Sammlung wird allerdings nicht von ihrer glamourösen Seite aus gezeigt. Es ist auf jeden Fall eine Sammlung, vor der man großen Respekt haben muss. Sie hat eine Breite und sie hat eine Tiefe. Sie hat sicher sehr wichtige Fotografien in vintage-prints, also in Originalvergrößerungen der Fotografen. Ich glaube, dass man noch nicht absehen kann, wie die Sammlung sich am Ende in Hamburg als hamburgische situieren wird. Sie kommt ja sozusagen mit etwas internationalem Brimborium daher. Zum Teil sehr ernst, wird hervorragend präsentiert, auf übrigens sehr feingetönten Wänden, sehr gut gehängt von Zdenek Felix selbst, dem früheren Direktor der Deichtorhallen. Ich denke aber schon, dass es keine Glamourshow sein soll, und das ist vielleicht sogar das gute dabei.
Fischer: "A Clear Vision" heißt die Ausstellung. Das ist nun ein ebenso klarer wie wenig aussagekräftiger Titel für eine Fotografiesammlung. Gibt es denn ein Thema, oder was sehen wir?
Erdmann-Ziegler: Der Titel ''A Clear Vision'' hat mich auch beschäftigt. Auf Hamburgisch würde ich sagen: Klare Sicht. Das sind solche Titel, die man eben findet, weil es so unglaublich schwer ist zu beschreiben, was so ein Sammler überhaupt gewollt hat. Natürlich hat sich das, was er gewollt hat, im Laufe der Jahre auch verändert. Gundlach setzt auf das, was er das Bild des Menschen nennt. Das wird von Felix und von F.C. Gundlach sehr vage umschrieben. Man weiß natürlich, dass man nicht zu schnell ins humanitäre Pathos abgleiten darf, dann ist es nicht mehr glaubhaft. Es geht dann so weit, dass Zdenek Felix sagt, die Aufnahme einer langen Straße, einer Bundesstraße in den USA von Robert Frank, die keinen Menschen zeigt, aber von Menschen gemacht ist, gehört dazu. Insofern kann man wohl auch die riesigen Fotografien der Flughäfen mit den großen Flugzeugen von Fischli/Weiss da mit einschließen. Damit hat es natürlich aber auch irgendwie kein Ende. Den Anfang hat es gewiss da, dass der Modefotograf Gundlach sich eben für das Bild des Menschen und für seine Wandelbarkeit interessiert hat und sich da im Grunde auf jeden Abgrund eingelassen hat. Es gibt schon wirklich Bildserien, die ins Groteske gehen, wie von Joel-Peter Witkin und ein bisschen ins Bedrohliche wie die von Diane Arbus. Es gibt einfach sehr viele Bilder von Menschen, die nicht direkt Porträts sind. Es sind oft Straßenbilder, die aber doch schlagend sind und beeindrucken. Was auch sehr gut funktioniert ist die Verknüpfung von Straßen- und Atelierfotografie. Sie wird in einem Raum ganz radikal gegeneinandergesetzt. Joel-Peter Witkin mit seinen grotesken hybriden Freakshow-Theater auf der einen Seite und Lisette Model, die Straßenfotografin der 40er Jahre, mit ihren versteinerten Figuren, die so etwas wie Grenzgänger der Straße sind. Das wird zusammengebracht in einem Raum und man findet darin schon was Neues.
Fischer: Nun ist ja die kulturpolitische Situation nicht ganz einfach in Hamburg, die Situation der Deichtorhallen ist es auch nicht. Vielleicht erklären Sie kurz, Herr Ziegler: Was ist die Konstruktion hinter diesem Internationalen Haus der Photographie?
Erdmann-Ziegler: Das hätte ich auch gerne gewusst. Ich bin aber nicht weitergekommen als eine Präambel der Stiftung zu bekommen, in der genau genommen nichts steht. Offenbar ist es so, dass das Internationale Haus der Photographie auf Grund der Stiftung, der Sammlung Gundlach, gegründet wird. Es ist eine Leihgabe für zwanzig Jahre an die Stadt. Das ist die südliche Deichtorhalle, die umgebaut wird. F.C.Gundlach und Robert Fleck ist Direktor des ganzen. Das kann natürlich irgendwie nicht sein. Man muss auch sagen, dass Gundlach seinen Mitarbeiterstab vielleicht schon arg geschunden hat, denn dass ein Mann wie Rupert Pfab, der als Kurator angestellt worden ist, sich davonmacht, bevor die Sache an die Öffentlichkeit kommt, kann eigentlich nicht sein. Ich denke schon, dass es da ein Kompetenz- und Gestaltungsproblem gibt. Ein Internationales Haus der Photographie im Sinne der Konkurrenz mit anderen Museen kann es nur werden, wenn es eine Anziehungskraft entwickelt für andere Museen und auch für Sammlungen und Nachlässe. Ich glaube nicht, dass die Sammlung Gundlach diesen Status alleine tragen sollte. Sie könnte vielleicht, sie sollte aber nicht.
Fischer: Berlin hat Helmut Newton, Hamburg hat die Sammlung F.C. Gundlach. Wer hat damit die Nase vorn?
Erdmann-Ziegler: Newton ist eine Farce. Was will man mit einer Sammlung Newton, in der Newton ist? Die Sammlung Gundlach ist ja noch gar nicht ausgewertet. Erst wurde gesagt, sie sei ausgewertet, sie ist es aber nicht. Das ist eine ernstzunehmende Sammlung, die über viele Jahrzehnte viele Interessenfelder abgrast. Damit lohnt es sich zu arbeiten. Hamburg hat ganz klar die Nase vorn.
Fischer: Ulf Erdmann-Ziegler über das neue internationale Haus der Fotografie in den Hamburger Deichtorhallen. Vielen Dank.
Fischer: "A Clear Vision" heißt die Ausstellung. Das ist nun ein ebenso klarer wie wenig aussagekräftiger Titel für eine Fotografiesammlung. Gibt es denn ein Thema, oder was sehen wir?
Erdmann-Ziegler: Der Titel ''A Clear Vision'' hat mich auch beschäftigt. Auf Hamburgisch würde ich sagen: Klare Sicht. Das sind solche Titel, die man eben findet, weil es so unglaublich schwer ist zu beschreiben, was so ein Sammler überhaupt gewollt hat. Natürlich hat sich das, was er gewollt hat, im Laufe der Jahre auch verändert. Gundlach setzt auf das, was er das Bild des Menschen nennt. Das wird von Felix und von F.C. Gundlach sehr vage umschrieben. Man weiß natürlich, dass man nicht zu schnell ins humanitäre Pathos abgleiten darf, dann ist es nicht mehr glaubhaft. Es geht dann so weit, dass Zdenek Felix sagt, die Aufnahme einer langen Straße, einer Bundesstraße in den USA von Robert Frank, die keinen Menschen zeigt, aber von Menschen gemacht ist, gehört dazu. Insofern kann man wohl auch die riesigen Fotografien der Flughäfen mit den großen Flugzeugen von Fischli/Weiss da mit einschließen. Damit hat es natürlich aber auch irgendwie kein Ende. Den Anfang hat es gewiss da, dass der Modefotograf Gundlach sich eben für das Bild des Menschen und für seine Wandelbarkeit interessiert hat und sich da im Grunde auf jeden Abgrund eingelassen hat. Es gibt schon wirklich Bildserien, die ins Groteske gehen, wie von Joel-Peter Witkin und ein bisschen ins Bedrohliche wie die von Diane Arbus. Es gibt einfach sehr viele Bilder von Menschen, die nicht direkt Porträts sind. Es sind oft Straßenbilder, die aber doch schlagend sind und beeindrucken. Was auch sehr gut funktioniert ist die Verknüpfung von Straßen- und Atelierfotografie. Sie wird in einem Raum ganz radikal gegeneinandergesetzt. Joel-Peter Witkin mit seinen grotesken hybriden Freakshow-Theater auf der einen Seite und Lisette Model, die Straßenfotografin der 40er Jahre, mit ihren versteinerten Figuren, die so etwas wie Grenzgänger der Straße sind. Das wird zusammengebracht in einem Raum und man findet darin schon was Neues.
Fischer: Nun ist ja die kulturpolitische Situation nicht ganz einfach in Hamburg, die Situation der Deichtorhallen ist es auch nicht. Vielleicht erklären Sie kurz, Herr Ziegler: Was ist die Konstruktion hinter diesem Internationalen Haus der Photographie?
Erdmann-Ziegler: Das hätte ich auch gerne gewusst. Ich bin aber nicht weitergekommen als eine Präambel der Stiftung zu bekommen, in der genau genommen nichts steht. Offenbar ist es so, dass das Internationale Haus der Photographie auf Grund der Stiftung, der Sammlung Gundlach, gegründet wird. Es ist eine Leihgabe für zwanzig Jahre an die Stadt. Das ist die südliche Deichtorhalle, die umgebaut wird. F.C.Gundlach und Robert Fleck ist Direktor des ganzen. Das kann natürlich irgendwie nicht sein. Man muss auch sagen, dass Gundlach seinen Mitarbeiterstab vielleicht schon arg geschunden hat, denn dass ein Mann wie Rupert Pfab, der als Kurator angestellt worden ist, sich davonmacht, bevor die Sache an die Öffentlichkeit kommt, kann eigentlich nicht sein. Ich denke schon, dass es da ein Kompetenz- und Gestaltungsproblem gibt. Ein Internationales Haus der Photographie im Sinne der Konkurrenz mit anderen Museen kann es nur werden, wenn es eine Anziehungskraft entwickelt für andere Museen und auch für Sammlungen und Nachlässe. Ich glaube nicht, dass die Sammlung Gundlach diesen Status alleine tragen sollte. Sie könnte vielleicht, sie sollte aber nicht.
Fischer: Berlin hat Helmut Newton, Hamburg hat die Sammlung F.C. Gundlach. Wer hat damit die Nase vorn?
Erdmann-Ziegler: Newton ist eine Farce. Was will man mit einer Sammlung Newton, in der Newton ist? Die Sammlung Gundlach ist ja noch gar nicht ausgewertet. Erst wurde gesagt, sie sei ausgewertet, sie ist es aber nicht. Das ist eine ernstzunehmende Sammlung, die über viele Jahrzehnte viele Interessenfelder abgrast. Damit lohnt es sich zu arbeiten. Hamburg hat ganz klar die Nase vorn.
Fischer: Ulf Erdmann-Ziegler über das neue internationale Haus der Fotografie in den Hamburger Deichtorhallen. Vielen Dank.