Es erinnert ein bisschen an den Unterricht in der Oberstufe: Vorne steht der Lehrer, auf dem Overheadprojektor liegt eine Folie mit einer Strukturgrafik, die Tische sind in U-Form aufgestellt. Reinhold Hellgren, graue Haare, runde Brille, erklärt, wie man taktisch vorgeht, um einen Antrag der eigenen Partei durchzubringen. Der Fraktionsvorsitzende der Zentrumspartei von Sundsvall weiß, was ein guter Politiker können muss:
"Du musst ein guter Zuhörer sein, kreativ und fantasievoll, du musst überzeugen und dich gut ausdrücken können. Auch viele Nebenbeschäftigungen zu haben, ist wichtig, damit man mitbekommt, wo der Schuh drückt."
Die Zentrumspartei von Sundsvall hat Nachwuchs dringend nötig. Der Jugendverband existiert kaum noch, im Gemeinderat verfügt sie über gerade einmal sieben der 81 Sitze. So entstand die Idee, den Politikbetrieb in einer Seminarreihe transparenter zu machen und damit die "Lust auf Politik" zu wecken. Das gute Dutzend Interessierter, das sich an diesem Abend eingefunden hat, ist bunt gemischt: Männer und Frauen, ältere und jüngere, von der Unternehmerin bis zum Lkw-Fahrer. Jörgen Söderman, der sich für Kleinunternehmer starkmacht, findet die Inhalte des Kurses spannend:
"Wir haben bisher gelernt, wie die Politik funktioniert, sowohl auf lokaler wie auf überregionaler Ebene. Wie bringt man Anträge ein, wie ist das Prozedere im politischen Geschäft? Diese Informationen sollten eigentlich schon in der Schule vermittelt werden. Doch die meisten Menschen wissen darüber zu wenig. Sie sitzen auf dem Sofa und kritisieren die politischen Beschlüsse."
Auch Söderman hätte genug Grund zum Klagen. Vor eineinhalb Jahren meldete der 50-Jährige mit seiner Transportfirma Konkurs an. Jetzt arbeitet er als Fahrer, um seine Schulden zu begleichen und eine neue Firma eröffnen zu können. Er ist im Unternehmerverband aktiv geworden und will sich als Kommunalpolitiker vor allem für Gewerbetreibende mit bis zu fünf Angestellten einsetzen:
"Unser Land wurde einst durch die Arbeit in den Eisenhütten geprägt. Es galt lange nicht als fein, Unternehmer zu sein. Wenn du im Lotto gewinnst, ist das kein Problem, aber ein Vermögen zu verdienen, das wurde als hässlich angesehen."
Um auf seine Fragen aufmerksam zu machen, will Jörgen Söderman im Wahlkampf seine Stimme erheben. Er will ein Politiker zum Anfassen werden, so wie es in Schweden mit seinen flachen Hierarchien Tradition hat. Für den Politikwissenschaftler PM Nilsson, der den schwedischen Nachrichtenblog Newsmill betreibt, könnte die Politikerschule der Stadt Sundsvall aber auch Ausdruck größerer Bürgernähe und einer veränderten Medienlandschaft sein:
"Das organisierte politische Engagement hat abgenommen, aber die Meinungsvielfalt zugenommen. Die Menschen schreiben Blogs, sind bei Facebook aktiv; das ist ein neues politisches Ideal. Eine Politikerschule nach dem Vorbild von Sundsvall macht Sinn, denn die Jugendverbände als Parteienschule werden immer schwächer."
Die Jugendlichen sind engagiert, aber die wenigsten haben Lust, sich auf ein ganzes Paket von Ansichten einzulassen, wie es eine Partei vermittelt, hat man in Sundsvall beobachtet. Ein Umstand, der sich auch in den Parteibildungen der letzten Jahre in Schweden widerspiegelt. Zuerst kam die Juniliste auf den Plan, die vor allem gegen Europa argumentierte, dann die Frauenpartei "Feministische Initiative", jetzt die Piratenpartei, die auf der Seite der Internetanwender steht. Doch ob monothematische Partei oder nicht, es sei doch gut, dass sich die Menschen überhaupt politisch engagieren, findet Jörgen Söderman. Dazu leistet die Politikerschule der bürgerlichen Zentrumspartei einen Beitrag:
"Hier geht es nicht nur darum, in den Reichstag zu kommen. Es geht auch darum, ein Bewusstsein für Politik zu schaffen. Damit sich mehr Menschen engagieren. Schließlich geht es um ihre eigenen Belange."
"Du musst ein guter Zuhörer sein, kreativ und fantasievoll, du musst überzeugen und dich gut ausdrücken können. Auch viele Nebenbeschäftigungen zu haben, ist wichtig, damit man mitbekommt, wo der Schuh drückt."
Die Zentrumspartei von Sundsvall hat Nachwuchs dringend nötig. Der Jugendverband existiert kaum noch, im Gemeinderat verfügt sie über gerade einmal sieben der 81 Sitze. So entstand die Idee, den Politikbetrieb in einer Seminarreihe transparenter zu machen und damit die "Lust auf Politik" zu wecken. Das gute Dutzend Interessierter, das sich an diesem Abend eingefunden hat, ist bunt gemischt: Männer und Frauen, ältere und jüngere, von der Unternehmerin bis zum Lkw-Fahrer. Jörgen Söderman, der sich für Kleinunternehmer starkmacht, findet die Inhalte des Kurses spannend:
"Wir haben bisher gelernt, wie die Politik funktioniert, sowohl auf lokaler wie auf überregionaler Ebene. Wie bringt man Anträge ein, wie ist das Prozedere im politischen Geschäft? Diese Informationen sollten eigentlich schon in der Schule vermittelt werden. Doch die meisten Menschen wissen darüber zu wenig. Sie sitzen auf dem Sofa und kritisieren die politischen Beschlüsse."
Auch Söderman hätte genug Grund zum Klagen. Vor eineinhalb Jahren meldete der 50-Jährige mit seiner Transportfirma Konkurs an. Jetzt arbeitet er als Fahrer, um seine Schulden zu begleichen und eine neue Firma eröffnen zu können. Er ist im Unternehmerverband aktiv geworden und will sich als Kommunalpolitiker vor allem für Gewerbetreibende mit bis zu fünf Angestellten einsetzen:
"Unser Land wurde einst durch die Arbeit in den Eisenhütten geprägt. Es galt lange nicht als fein, Unternehmer zu sein. Wenn du im Lotto gewinnst, ist das kein Problem, aber ein Vermögen zu verdienen, das wurde als hässlich angesehen."
Um auf seine Fragen aufmerksam zu machen, will Jörgen Söderman im Wahlkampf seine Stimme erheben. Er will ein Politiker zum Anfassen werden, so wie es in Schweden mit seinen flachen Hierarchien Tradition hat. Für den Politikwissenschaftler PM Nilsson, der den schwedischen Nachrichtenblog Newsmill betreibt, könnte die Politikerschule der Stadt Sundsvall aber auch Ausdruck größerer Bürgernähe und einer veränderten Medienlandschaft sein:
"Das organisierte politische Engagement hat abgenommen, aber die Meinungsvielfalt zugenommen. Die Menschen schreiben Blogs, sind bei Facebook aktiv; das ist ein neues politisches Ideal. Eine Politikerschule nach dem Vorbild von Sundsvall macht Sinn, denn die Jugendverbände als Parteienschule werden immer schwächer."
Die Jugendlichen sind engagiert, aber die wenigsten haben Lust, sich auf ein ganzes Paket von Ansichten einzulassen, wie es eine Partei vermittelt, hat man in Sundsvall beobachtet. Ein Umstand, der sich auch in den Parteibildungen der letzten Jahre in Schweden widerspiegelt. Zuerst kam die Juniliste auf den Plan, die vor allem gegen Europa argumentierte, dann die Frauenpartei "Feministische Initiative", jetzt die Piratenpartei, die auf der Seite der Internetanwender steht. Doch ob monothematische Partei oder nicht, es sei doch gut, dass sich die Menschen überhaupt politisch engagieren, findet Jörgen Söderman. Dazu leistet die Politikerschule der bürgerlichen Zentrumspartei einen Beitrag:
"Hier geht es nicht nur darum, in den Reichstag zu kommen. Es geht auch darum, ein Bewusstsein für Politik zu schaffen. Damit sich mehr Menschen engagieren. Schließlich geht es um ihre eigenen Belange."