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Kleider machen Studis

Ein T-Shirt mit dem Namen der Lieblings-Band zu tragen, ist in Deutschland normal. Aber mit einem T-Shirt über den Campus zu laufen, auf dem das Logo der eigenen Hochschule prangt, war noch bis vor zehn Jahren extrem selten. Heute gibt's die Shirts, Stifte und Tassen mit dem Schriftzug der Hochschule nicht nur in New York zu kaufen, sondern auch in Köln.

Von Svenja Üing |
    "Ja, das ist jetzt auch die Farbkombination, die dir gefallen hat. Rot, rosa. Helles rosa für deine blonde Freundin. Und das ist schon so die klassische Version."

    Rosa mit rotem Aufdruck, oder doch lieber grau und rosa? Luise Tavera ist noch unschlüssig. Denn das T-Shirt soll ein Geschenk sein:
    "Ich wollte einer Freundin in Spanien ein T-Shirt mitbringen. Am liebsten irgendetwas mit ein bisschen bunt und, ja, mit Cologne University drauf."

    Im Campusstore am Philosophikum der Uni Köln gehört die angehende Kölner Studentin zu den typischen Kunden. Viele hier suchen ein Mitbringsel oder ein Gastgeschenk für Freunde oder Kollegen:

    "Also ich war in Amerika und hab mir da auch von der U Mass zum Beispiel, ich war in Massachussets, hab mir da auch so Pullis angeguckt und auch mitgebracht mit nach Deutschland. Ich find das wunderbar, dass es das in Köln jetzt auch gibt."

    Die T-Shirts und Sweatshirts in modischen Farben mit deutschem oder englischem Schriftzug der Universität zu Köln sind zwar die Bestseller. Aber sie sind längst nicht die einzigen Merchandising-Artikel, die Campusstore-Leiterin Anke Scheuermann und ihr Team hier verkaufen:

    "Wir haben Kölsch-Gläser mit im Angebot, viele Taschen, Schlüsselbänder, Büromaterialien wie einen Tesa-Abroller, auch hochpreisigere Produkte wie eine Seidenkrawatte."

    "Wer kauft denn die Seidenkrawatte?"

    "Gute Frage. Die werden jetzt halt nicht wirklich viel nachgefragt, aber es kommen doch über die Wochen verteilt immer wieder der ein oder andere Kunde, der auch ein hochpreisiges Geschenk mal sucht und auch wirklich mal das Geld für eine Seidenkrawatte ausgibt."

    Wo heute also Seidenkrawatten und Porzellantassen an fünf Tagen in der Woche verkauft werden, hat der Geschäftsführer von Campussportswear Alexander Grunert vor 15 Jahren in kleinem Stil angefangen. Damals noch als BWL-Student. Die Idee hatte er aus New York mit nach Deutschland gebracht:

    "Ich habe damals einen Tapeziertisch ausgebreitet, habe die T-Shirts hingelegt und dann kamen die Studenten alle in Grüppchen vorbei und haben natürlich alle gelästert, weil sie extreme Berührungsängste damit hatten und es auch keine Identifikation mit der Universität zu Köln gab damals in der Form. Aber es war doch interessant, dass sie dann doch wieder alle einzeln alle zurückkamen und dann so klammheimlich das T-Shirt gekauft haben. Und dann waren nach einem Tag schon die 100 T-Shirts weg. Und so hat Campussportswear dann begonnen."

    Heute ist Grunerts Firma an rund 60 Hochschulen bundesweit vertreten. Wie gut sich die Produkte dabei jeweils verkaufen, hängt vor allem auch von den Hochschulleitungen ab, sagt Grunert:
    "Das heißt also, steht die Hochschulleitung solchen Produkten und solchen Konzepten offen gegenüber oder tendiert die Hochschulleitung eher dahin, dass selber machen zu wollen. Und wir sagen immer, unsere liebsten Kunden, unsere besten Kunden, sind die Hochschulen, die es schon mal selber probiert haben und gemerkt haben, es klappt nicht."

    An rund der Hälfte der 60 Hochschulen, an denen Campussportswear heute vertreten ist, arbeitet die Merchandising-Firma auf Basis eines Lizenzvertrags. Dazu zählt auch die Uni Köln. Über eine Lizenzgebühr bekommt das Unternehmen von der Uni das Recht, das Logo und das Siegel der Hochschule auf den Produkten zu verwenden. Ansonsten agiert das Unternehmen komplett eigenständig und betreibt den Campusladen auf eigene Rechnung. Für etwa die andere Hälfte der 60 Hochschulen arbeitet Campussportswear verstärkt als Dienstleister, zum Beispiel an der Uni Heidelberg. Hier ist es die Hochschule selbst, die einen Campusladen aufbaut und dort die T-Shirts, Tassen und Krawatten vertreibt. Das Unternehmen liefert in diesem Fall die Merchandising-Artikel. Und es unterstützt die Hochschulen beim Vertrieb und beim Marketing.

    "Und vor allen Dingen heute, dass wir so Gastgeschenke und Tagungsmaterialien alles für die Universitäten verwalten."

    Wenn eine Dozentin zum Beispiel eine wissenschaftliche Konferenz ausrichtet, kann sie direkt im Campusladen Gastgeschenke und Tagungsmaterialien bestellen. Geliefert werden die dann von Campussportswear. Wenn das Unternehmen also als Dienstleister auf dem Campus arbeitet – und das ist das Ziel von Campussportswear – ist dadurch auch die Bindung an die Hochschule enger. Allerdings ist das grundsätzlich natürlich auch im Rahmen der Lizenz-Kooperation möglich Zum Beispiel in Köln.

    Die klassischen Merchandising-Produkte bleiben aber auch hier wohl die T-Shirts und Accessoires. Und die müssen letztlich den Studierenden gefallen. Die scheinen in den vergangenen Jahren zwar aufgeschlossener geworden zu sein. Aber ein bisschen Zurückhaltung ist noch immer zu spüren:

    "An sich finde ich es eine schöne Idee, das ist irgendwie so ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Aber es gibt jetzt hier ja auch nicht so Veranstaltungen wie in Amerika, so Football-Spiele oder so, wo das dann alle tragen, von daher."

    "Ich find's gut. Man repräsentiert ja auch irgendwie seinen Studienplatz, seine Uni. Ja, und wenn man studiert, sollte man auch dazu stehen."