Beatrix Novy: Michael Ridder, Redakteur von epd-Medien, welche Leserschichten erreicht man mit so einer Veränderung?
Michael Ridder: Das Ganze ist ein Spagat. Von Verlagsseite wird immer gesagt, man will a) mehr junge Leser haben und mehr weibliche. Deswegen jetzt dieses neue Format. Da wird ja immer gerne gesagt, das alte nordische, das kann man kaum lesen, das fällt einem auf die Knie und im Zug geht das auch nicht, und deswegen lieber so ein kleineres Format, das man wie eine Zeitschrift lesen kann. Da gibt es auch Untersuchungen, dass das gerade bei Frauen besser ankommt, das ist durchaus richtig. Nur muss man sehen, wie schnell das jetzt gelingt. Also kommen die neuen Leser so schnell, wie die alten oder Teile der alten Leser vermutlich abspringen werden?
Novy: Aber es geht ja hier nicht nur um eine Formatumstellung, es geht ja auch doch um etwas Inhaltliches. Es wird ja auch erklärt, dass die "Frankfurter Rundschau" nicht das bleiben kann, was sie ist. Welche sind diese inhaltlichen Verschiebungen?
Ridder: Da drückt man sich ja sehr vorsichtig aus. Sowohl auf der Seite der Eigentümer als auch in der Chefredaktion versichert man eigentlich immer, dass die FR das linksliberale, unabhängige Blatt bleiben wird, was sie laut Satzung auch sein muss, und dass es da keine wirkliche Kursänderung geben wird. Was man anders machen will, ist einfach eine gefälligere Aufbereitung. Mit dem anderen Format soll auch eine flexiblere Form einhergehen, dass man nicht mehr starr bestimmte Seiten jetzt hat, die der Politik zugeordnet sind, so und so viele, und dann der Wirtschaft und dann dem Feuilleton, sondern dass man gucken kann, was ist jetzt das Thema des Tages, wie viel Platz braucht das, welche Schwerpunkte setzen wir. Das hat Uwe Vorkötter immer gesagt, da will er mehr Flexibilität haben, und die will er auch über das Format erreichen.
Novy: Damit sind wir ja schon gleich bei einem anderen Thema, nämlich wie sich so eine scheinbar äußerliche Umstellung prägend auf Inhalte, vielleicht sogar Positionen auswirkt. Ist dieses Kürzer, Schneller, Flexibler langfristig auch inhaltlich prägend?
Ridder: Ich denke schon, dass man da Veränderungen sehen wird. Wenn man sich die heutige Ausgabe anguckt, die erste im Tabloid-Format, kann man gar nicht sagen, dass jetzt die Texte viel kürzer geworden sind, aber es ist natürlich so, dass - dafür steht auch der Name Vorkötter -, dass die Rundschau jetzt nicht mehr nur drauf aus ist, diese sagen wir mal etwas sozial-gewerkschaftlichen Leser anzusprechen.
Novy: Also Sie meinen nicht, dass da sozusagen unterschwellig von selber etwas passiert mit dem Journalismus, wenn man Formate umstellt?
Ridder: Das glaube ich nicht. Bei der Rundschau hat man sicherlich die Formatveränderung als ein Signal genommen. Wir machen jetzt etwas Neues, wir verändern uns, wir bleiben nicht so, wie wir sind, wir denken ständig über uns nach. Man will einfach dadurch zeigen, dass man sich bewegt.
Novy: Wie sieht die Anzeigenwirtschaft eigentlich diese Umstellung, wissen Sie das?
Ridder: Der Verlag sagt, die Buchungen sind sehr gut jetzt für die ersten Wochen nach der Umstellung, aber das kann natürlich auch schnell verpuffen. Es kommt ja hinzu, dass das Format jetzt wirklich nur noch halb so groß ist wie das alte nordische, und sich da die Frage gestellt hat, was macht man mit den Anzeigenpreisen. Man ist jetzt so 20 bis 25 Prozent runtergegangen, was den Seitenpreis angeht. Man könnte also sagen, es ist billiger geworden, aber wenn man die Fläche berechnet, ist es teurer geworden.
Novy: Warum heißt eigentlich das Format nordisch?
Ridder: Nordisch war immer der Begriff für die großen Qualitätszeitungen in West- und Nordeuropa, wie wir sie auch in Deutschland jetzt kennen. Wir haben ja bisher keine bedeutende überregionale Tageszeitung gehabt, die im Tabloid-Format erschienen ist. Das ist ja vielleicht auch ein gewisses Problem, dass man so diese Kombination Tabloid und Boulevard erst einmal trennen muss. Genau das versucht die Rundschau jetzt, und das Lesepublikum in Deutschland ist da sehr konservativ, und es bleibt abzuwarten, ob das gelingt.
Michael Ridder: Das Ganze ist ein Spagat. Von Verlagsseite wird immer gesagt, man will a) mehr junge Leser haben und mehr weibliche. Deswegen jetzt dieses neue Format. Da wird ja immer gerne gesagt, das alte nordische, das kann man kaum lesen, das fällt einem auf die Knie und im Zug geht das auch nicht, und deswegen lieber so ein kleineres Format, das man wie eine Zeitschrift lesen kann. Da gibt es auch Untersuchungen, dass das gerade bei Frauen besser ankommt, das ist durchaus richtig. Nur muss man sehen, wie schnell das jetzt gelingt. Also kommen die neuen Leser so schnell, wie die alten oder Teile der alten Leser vermutlich abspringen werden?
Novy: Aber es geht ja hier nicht nur um eine Formatumstellung, es geht ja auch doch um etwas Inhaltliches. Es wird ja auch erklärt, dass die "Frankfurter Rundschau" nicht das bleiben kann, was sie ist. Welche sind diese inhaltlichen Verschiebungen?
Ridder: Da drückt man sich ja sehr vorsichtig aus. Sowohl auf der Seite der Eigentümer als auch in der Chefredaktion versichert man eigentlich immer, dass die FR das linksliberale, unabhängige Blatt bleiben wird, was sie laut Satzung auch sein muss, und dass es da keine wirkliche Kursänderung geben wird. Was man anders machen will, ist einfach eine gefälligere Aufbereitung. Mit dem anderen Format soll auch eine flexiblere Form einhergehen, dass man nicht mehr starr bestimmte Seiten jetzt hat, die der Politik zugeordnet sind, so und so viele, und dann der Wirtschaft und dann dem Feuilleton, sondern dass man gucken kann, was ist jetzt das Thema des Tages, wie viel Platz braucht das, welche Schwerpunkte setzen wir. Das hat Uwe Vorkötter immer gesagt, da will er mehr Flexibilität haben, und die will er auch über das Format erreichen.
Novy: Damit sind wir ja schon gleich bei einem anderen Thema, nämlich wie sich so eine scheinbar äußerliche Umstellung prägend auf Inhalte, vielleicht sogar Positionen auswirkt. Ist dieses Kürzer, Schneller, Flexibler langfristig auch inhaltlich prägend?
Ridder: Ich denke schon, dass man da Veränderungen sehen wird. Wenn man sich die heutige Ausgabe anguckt, die erste im Tabloid-Format, kann man gar nicht sagen, dass jetzt die Texte viel kürzer geworden sind, aber es ist natürlich so, dass - dafür steht auch der Name Vorkötter -, dass die Rundschau jetzt nicht mehr nur drauf aus ist, diese sagen wir mal etwas sozial-gewerkschaftlichen Leser anzusprechen.
Novy: Also Sie meinen nicht, dass da sozusagen unterschwellig von selber etwas passiert mit dem Journalismus, wenn man Formate umstellt?
Ridder: Das glaube ich nicht. Bei der Rundschau hat man sicherlich die Formatveränderung als ein Signal genommen. Wir machen jetzt etwas Neues, wir verändern uns, wir bleiben nicht so, wie wir sind, wir denken ständig über uns nach. Man will einfach dadurch zeigen, dass man sich bewegt.
Novy: Wie sieht die Anzeigenwirtschaft eigentlich diese Umstellung, wissen Sie das?
Ridder: Der Verlag sagt, die Buchungen sind sehr gut jetzt für die ersten Wochen nach der Umstellung, aber das kann natürlich auch schnell verpuffen. Es kommt ja hinzu, dass das Format jetzt wirklich nur noch halb so groß ist wie das alte nordische, und sich da die Frage gestellt hat, was macht man mit den Anzeigenpreisen. Man ist jetzt so 20 bis 25 Prozent runtergegangen, was den Seitenpreis angeht. Man könnte also sagen, es ist billiger geworden, aber wenn man die Fläche berechnet, ist es teurer geworden.
Novy: Warum heißt eigentlich das Format nordisch?
Ridder: Nordisch war immer der Begriff für die großen Qualitätszeitungen in West- und Nordeuropa, wie wir sie auch in Deutschland jetzt kennen. Wir haben ja bisher keine bedeutende überregionale Tageszeitung gehabt, die im Tabloid-Format erschienen ist. Das ist ja vielleicht auch ein gewisses Problem, dass man so diese Kombination Tabloid und Boulevard erst einmal trennen muss. Genau das versucht die Rundschau jetzt, und das Lesepublikum in Deutschland ist da sehr konservativ, und es bleibt abzuwarten, ob das gelingt.