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Klein, rot und knackig

In unseren Breitengraden gehört das Radieschen zu den ersten Gemüsearten, die im Frühjahr geerntet werden können. Und deshalb sieht man sie derzeit auch überall im Einzelhandel und auf dem Markt, natürlich auch im Garten und selbst im Blumenkasten auf dem Balkon. Die Pflanze wächst recht pflegeleicht und unkompliziert.

Von Stephan Haufe |
    Radieschenfelder müssen glatt und eben sein, damit die ausgefeilten Saat- und Erntemaschinen exakt arbeiten. Ansonsten können die Früchte schnell zerstört werden. Wo nicht maschinell gearbeitet wird, werden sie darum häufig von Hand gezogen und anschließend zu den handelsüblichen Bündeln zusammengeschnürt. Axel Szilloweit, Landwirt im brandenburgischen Teltow, baut auf 1000 qm Radieschen an. Die richtige Festigkeit und ein würziger Geschmack sind für ihn die entscheiden Qualitätsmerkmale.

    "Das Radieschen ist was knackiges, was auch ein bisschen Schärfe aufweist. So gut wie alle Sorten, die wir getestet haben, zeigen eine Schärfe und haben auch Geschmack. Man kann also nicht sagen, dass die Sorte besser schmeckt als die andere. Viel eher liegt es an der Witterung: wie feuchtet man die Radieschen, wie schnell zieht man sie hoch. Wenn man sie im Gewächshaus hochzieht, ist es ein klarer Fall, dass sie bei weitem nicht so gut und nicht so kräftig schmecken als wenn sie aus dem Freiland kommen. "

    Der Anbau unter Glas spielt in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Bei Importware, die vor allem im Winter verstärkt auf den deutschen Markt kommt, liegt der Anteil wesentlich höher. So wird das Gemüse in den Niederlanden, aus der ein Großteil der Import-Radieschen stammt, hauptsächlich unter Glas angebaut. Die bedeutendsten Anbaugebiete in Deutschland liegen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
    Die Anbaufläche von Radieschen hat in den letzten Jahren zugenommen, zugleich fielen die Erntemengen reichlich aus. Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisstelle hatte der Durchschnittspreis für einen Bund Radieschen darum 2004 einen neuen Tiefstand erreicht. Im Moment liegt er bei rund 0,40 Cent pro Bund.

    Enorm zugenommen hat die Sortenvielfalt. Radieschen können sich in Form, Farbe und Hitzeresistenz unterscheiden. Inhaltsstoffe und Geschmack variieren kaum. Am beliebtesten ist die klassische rote kugelige Wurzelknolle. Als Spezialität gelten die länglichen schneeweißen Eiszapfen. Sie werden gerne als Beiwerk zum Garnieren verwendet.

    Verwandt ist das Radieschen sowohl mit dem Blumenkohl und dem Rettich als auch mit der Gartenkresse. Kennzeichnend für diese Gemüsearten ist eine würzige Schärfe im Geschmack, hervorgerufen durch Senföle. Gemüse, die solche Senföle enthalten, entfalten im Körper eine Bakterien hemmende und reinigende Wirkung. Besonders positiv sind diese Öle auch für die Galle. Zudem regenerieren sie unsere Schleimhäute. In nennenswerter Menge finden sich auch Eisen und Kalium im Radieschen. Nicht zu vernachlässigen ist der Vitamin C-Gehalt der rot-weißen Wurzelknollen. Das meiste Vitamin C ist jedoch in einem anderen Teil der Radieschen-Pflanze zu finden, wie der Agrarwissenschaftler Michael Böhme erklärt. Er lehrt Gemüseanbau an der Humboldt-Universität Berlin.

    "Der größte Vitamin-C-Gehalt ist natürlich in den Blättern enthalten. Jetzt können Sie fragen, was erzählen sie hier über die Blätter, wo wir doch nur die Knollen essen. Das ist so in Europa, dass wir bei dem Rettich, bei den Radieschen, aber auch bei den Rüben nur die Knolle essen. In asiatischen Ländern ist es schon seit langer Zeit üblich die ganze Pflanze zu verzehren. Und die sind eigentlich sehr klug damit beraten, denn sehr wichtige Mineralstoffe sind in den Blättern enthalten und die können sie dann nicht frisch oder roh essen, sondern würden sie kochen. Das schmeckt sehr gut, also ich würde das empfehlen. "

    In Rezeptbüchern hierzulande finden sich vereinzelt durchaus Zubereitungen bei denen die Blätter gedünstet oder gekocht werden, beispielsweise bei der Radieschensuppe. Während man die Knollen am Ende des Garens hinzugefügt, können die Blätter, in klein geschnittener Form, in der Grundsuppe mitgekocht werden. Und Landwirt Axel Szilloweit empfiehlt schließlich seine Variante eines Radieschen-Salates:

    "Was auch wirklich schön ist, ist ein Radieschensalat mit viel Petersilie und Schnittlauch. Gewürzt mit Olivenöl und Zitrone, Salz und einer Prise Zucker. Aber die Petersilie bringt den richtigen Frischeeffekt rein, also auf jeden Fall viel Petersilie dazu. "