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Kleine Fächer in Gefahr

Das Geld der öffentlichen Hand ist knapp, davon können die Bildungseinrichtungen ein Lied singen. Besonders betroffen vom Rotstift sind die kleinen Fächer, die in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Unis zahlreich anzutreffen sind. 'Klein' bezieht sich allerdings nicht auf das Themenspektrum, erklärt Professor Horst Haider Munske vom Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Sprachwissenschaften und Mundartkunde an der Universität Erlangen-Nürnberg: "Das sind Fächer mit ungeheuer weitem Themenspektrum, zum Beispiel wenn man an die vielen Sprach- und Literaturwissenschaften denkt. Islamwissenschaft ist heute aktuell, aber wenn man ein solches Fach nicht hat, kann man es nicht von heute auf morgen aufbauen. Dann fehlen einem auch die Spezialisten, um die Phänomene im Orient zu bewerten."

    Die Vorteile von 'kleinen Fächern' zeigen sich im studentischen Alltag: Der Kontakt zwischen Studierenden und Professoren ist hier nach den Erfahrungen von Horst Haider Munske sehr viel enger: "Das stellt für viele Studierende auch einen besonderen Reiz dar und ist der Grund, warum die Studentenzahlen in diesen vielen kleinen Fächern relativ stabil sind." Im Nischendasein liegt aber auch eine Gefahr, meint Horst Haider Munske. Trotz zahlreicher internationaler Kontakte werden die kleinen Fächer gerne übersehen. Durch Drittmittelforschung oder Kooperation mit den großen Fächern sollten die sie daher auf sich aufmerksam machen, rät der Experte. Denn: "Der Feind lauert manchmal in der Nachbarschaft - bei den Kollegen, die die Stelle haben wollen. Natürlich auch bei den Finanz- und Kulturministern, wo gespart wird. Man kann heute als Vertreter eines kleinen Faches nicht mehr darauf vertrauen, dass alles so weitergeht wie bisher - man muss mehr dafür tun."