Gotland ist die Sehnsucht aller Schweden. Wind und Sonne umschmeicheln diesen Felsen in der Ostsee, der seit Jahrhunderten Begehrlichkeiten weckt. Dänen herrschten mit Eisenhand, lebhaften Handel betrieb die Hanse und 1808 kreuzte die russische Zarenflotte vor der Insel auf.
Zwei Jahrhunderte später sind die Russen wieder da. Ihren blau-weißen Infobus haben sie im Schatten der Burgmauer von Visby geparkt.
Im Auftrag des deutsch-russischen Konsortiums Nord Stream soll der Schwede Lars Grönsstädt seine Mitbürger vom Sinn der Ostsee-Pipeline überzeugen. Werbung, sagt Grönstädt, tut bitter Not:
"In Schweden gibt es traditionell ein Misstrauen gegenüber Russland und russischen Interessen und man spürt eine besondere Verantwortung für die Ostsee. Wir wollen zeigen, mit welcher Sorgfalt wir die Pipeline planen. Für die Europäer ist Russland ein verlässlicher Gaslieferant seit über vier Jahrzehnten - auch während des Kalten Krieges und allen politischen Konflikten zum Trotz."
Im Bus warten allerhand Schaubilder und Animationsfilme auf die Besucher, etwa zum Streckenverlauf der Pipeline und zur Kartierung des Meeresgrundes. Graciela Andersson betrachtet seit einer ganzen Weile das Miniatur-Modell des Verlegeschiffes. Auf ihm will man die einzelnen Röhrensegmente fugendicht verschweißen und dann in die dunklen Wasser der Ostsee absenken.
"Man erfährt so wenig über diese Dinge. Im Fernsehen ist von Minen die Rede, die seit Kriegszeiten im Wasser liegen. Und dann kann es auch Leckagen geben. Wenn da was passiert, was wird dann aus dem Meer?"
Auf rund 500 Kilometern würde die Röhre die schwedische Küste queren. Zwei Wochen lang bereisten die Pipeline-Lobbyisten in ihrem Bus die Küstenorte. In Visby, wo sich Nord Stream gemäß der sogenannten Espo-Konvention einer öffentlichen Anhörung stellt, sind längst nicht alle vom Sinn der Pipeline überzeugt:
"Dieses geostrategische Spiel müssen wir wohl mitmachen, wenn wir unsere Energieprobleme lösen wollen.
Warum will man soviel Geld in ein hochriskantes Industrieprojekt stecken, das die Umwelt zerstört? Statt auf Öl und Gas zu setzen, wäre es doch besser, in die Erkundung neuer Energiequellen wie Sonne und Wind zu investieren."
Dabei meint es Nord Stream gut mit den Insulanern. Das Unternehmen machte fast sieben Millionen Euro für einen neuen Hafen locker. Den Verdacht, dass Sponsoring für Gotland als Schmiergeld dienen könnte, weist Eva Nypelius entschieden zurück. Sie sitzt für das Zentrum im Gemeinderat,
"Wir haben einen Vertrag mit einem seriösen Unternehmen und für die nötigen Investitionen wurden Hafengebühren als Vorschuss gezahlt. Es sind keinerlei Bedingungen für eine Genehmigung der Gasleitung daran geknüpft."
Gefördert wurden aber auch Projekte, die scheinbar nichts mit der Pipeline selbst zu tun haben. So wurden Meeresarchäologen mit einer Spende bedacht, die vor der Küste die Wracks dänischer Handelsschiffe aus dem 16. Jahrhundert erforschen.
Ein Professor der örtlichen Universität erhielt eine halbe Million Euro für eine Studie über Seevögel. Laut Vertrag dürfe der Sponsor keinen Einfluss auf die Studie nehmen, beschwichtigt die Hochschule. Der Pipeline-Gegner Rolf Nilsson von der konservativen Partei sieht die Spenden in einem anderen Licht:
"Das ist reine Propaganda, um gute Stimmung zu machen."
Sein Land habe kein Interesse an der Pipeline, denn sicherheitspolitische Interessen und neue Konflikte in der Ostsee seien den Schweden ein Graus:
"Die Führung in Moskau hat deutlich gesagt, dass sich mit der Gasleitung die russische Interessenssphäre nach Westen erstreckt. Die Flotte soll neue Aufgaben bekommen und wir müssen eine Militarisierung der Ostsee befürchten."
Die schwedische Regierung im fernen Stockholm ist dabei die Pipeline-Pläne zu überprüfen. Man gedenkt, dies mit größter Sorgfalt zu tun. Niemand weiß, ob die Schweden der Pipeline am Ende ihren Segen geben und wie lange das Prozedere dauern wird.
Zwei Jahrhunderte später sind die Russen wieder da. Ihren blau-weißen Infobus haben sie im Schatten der Burgmauer von Visby geparkt.
Im Auftrag des deutsch-russischen Konsortiums Nord Stream soll der Schwede Lars Grönsstädt seine Mitbürger vom Sinn der Ostsee-Pipeline überzeugen. Werbung, sagt Grönstädt, tut bitter Not:
"In Schweden gibt es traditionell ein Misstrauen gegenüber Russland und russischen Interessen und man spürt eine besondere Verantwortung für die Ostsee. Wir wollen zeigen, mit welcher Sorgfalt wir die Pipeline planen. Für die Europäer ist Russland ein verlässlicher Gaslieferant seit über vier Jahrzehnten - auch während des Kalten Krieges und allen politischen Konflikten zum Trotz."
Im Bus warten allerhand Schaubilder und Animationsfilme auf die Besucher, etwa zum Streckenverlauf der Pipeline und zur Kartierung des Meeresgrundes. Graciela Andersson betrachtet seit einer ganzen Weile das Miniatur-Modell des Verlegeschiffes. Auf ihm will man die einzelnen Röhrensegmente fugendicht verschweißen und dann in die dunklen Wasser der Ostsee absenken.
"Man erfährt so wenig über diese Dinge. Im Fernsehen ist von Minen die Rede, die seit Kriegszeiten im Wasser liegen. Und dann kann es auch Leckagen geben. Wenn da was passiert, was wird dann aus dem Meer?"
Auf rund 500 Kilometern würde die Röhre die schwedische Küste queren. Zwei Wochen lang bereisten die Pipeline-Lobbyisten in ihrem Bus die Küstenorte. In Visby, wo sich Nord Stream gemäß der sogenannten Espo-Konvention einer öffentlichen Anhörung stellt, sind längst nicht alle vom Sinn der Pipeline überzeugt:
"Dieses geostrategische Spiel müssen wir wohl mitmachen, wenn wir unsere Energieprobleme lösen wollen.
Warum will man soviel Geld in ein hochriskantes Industrieprojekt stecken, das die Umwelt zerstört? Statt auf Öl und Gas zu setzen, wäre es doch besser, in die Erkundung neuer Energiequellen wie Sonne und Wind zu investieren."
Dabei meint es Nord Stream gut mit den Insulanern. Das Unternehmen machte fast sieben Millionen Euro für einen neuen Hafen locker. Den Verdacht, dass Sponsoring für Gotland als Schmiergeld dienen könnte, weist Eva Nypelius entschieden zurück. Sie sitzt für das Zentrum im Gemeinderat,
"Wir haben einen Vertrag mit einem seriösen Unternehmen und für die nötigen Investitionen wurden Hafengebühren als Vorschuss gezahlt. Es sind keinerlei Bedingungen für eine Genehmigung der Gasleitung daran geknüpft."
Gefördert wurden aber auch Projekte, die scheinbar nichts mit der Pipeline selbst zu tun haben. So wurden Meeresarchäologen mit einer Spende bedacht, die vor der Küste die Wracks dänischer Handelsschiffe aus dem 16. Jahrhundert erforschen.
Ein Professor der örtlichen Universität erhielt eine halbe Million Euro für eine Studie über Seevögel. Laut Vertrag dürfe der Sponsor keinen Einfluss auf die Studie nehmen, beschwichtigt die Hochschule. Der Pipeline-Gegner Rolf Nilsson von der konservativen Partei sieht die Spenden in einem anderen Licht:
"Das ist reine Propaganda, um gute Stimmung zu machen."
Sein Land habe kein Interesse an der Pipeline, denn sicherheitspolitische Interessen und neue Konflikte in der Ostsee seien den Schweden ein Graus:
"Die Führung in Moskau hat deutlich gesagt, dass sich mit der Gasleitung die russische Interessenssphäre nach Westen erstreckt. Die Flotte soll neue Aufgaben bekommen und wir müssen eine Militarisierung der Ostsee befürchten."
Die schwedische Regierung im fernen Stockholm ist dabei die Pipeline-Pläne zu überprüfen. Man gedenkt, dies mit größter Sorgfalt zu tun. Niemand weiß, ob die Schweden der Pipeline am Ende ihren Segen geben und wie lange das Prozedere dauern wird.