Eine in der Ufo-Szene kursierende Verschwörungstheorie, aus deren Essenz Christopher Buckley eine herrlich überdrehte Gesellschaftssatire zaubert. Das Ostküsten-Establishment mit seiner zynischen Distanz zu jenen Mehrheiten, die es nur alle paar Jahre zur Selbstrechtfertigung abruft, sieht sich plötzlich mit einer Volksbewegung konfrontiert, von deren Ursprüngen es nichts weiß und bis zum Ende des Buches auch nichts erfährt. Höchste Geheimhaltungsstufe – wie immer, wenn ein Staat von Geheimdiensten regiert wird. Als Katalysator rutscht der Talkmaster John O. Banion vom hohen Roß herab und landet zwischen allen Stühlen. In einer Midlifecrisis für die scheinbar spirituelle Erfahrung himmelweit geöffnet, bemächtigt er sich des neuen Themas mit Emphase, stellt seine Polittalkshow auf astrale Fragen um, wertet zwielichtige Ufo-Kongresse mit seiner Anwesenheit auf und ruft schließlich zum Sternmarsch nach Washington auf. Kurz bevor die aufgepeitschten Hunderttausenden das Kapitol stürmen, erfährt er, wer wirklich hinter seiner doppelten Entführung steckt – aber da ist das Intrigengestrüpp schon so undurchsichtig geworden, daß er mit der Verkündung der Wahrheit nichts mehr gewinnen kann. Als ihn seine zwielichtigen Ufo-Berater auch noch entmachten und zur Gegenseite überlaufen, kann ihn nur noch eine klitzekleine weitere Fälschung retten. Verraten wir, wie bei einem guten Krimi, nicht zuviel.
Gewiß, Medien- und Politkritik in dieser Art hatte in den letzten Jahren Konjunktur. Trotz erkennbarer Anklänge an den Enthüllungsroman "Mit aller Macht" über Clintons Aufstieg und trotz vergleichbarer Themen in Hollywood gewinnt Christopher Buckley dem Stoff erheblich mehr Schärfe ab. Nicht zuletzt deshalb, weil dieses 1999 in Amerika veröffentlichte Buch im Jahr 2000 auf ein gänzlich anderes Rezeptionsumfeld stößt. Die Mutter der modernen Demokratie ist nach dem verkorksten Wahlgang zu einer willfährigen Lachnummer geworden, und als hätte Buckley das geahnt, liest man auf Seite 257 den prophetischen Satz: "Wir sind in Florida um sieben Punkte gefallen. Wollen Sie fünfundzwanzig Wahlmännerstimmen aufs Spiel setzen?" Das will der amtierende Präsident natürlich nicht, folgsam absolviert er seine Wahlkampftermine. Er wird trotzdem in die Wüste geschickt.