Ein Giganten-Vater hatte einst eine schöne Tochter. Sie wurde von zwei Giganten-Brüdern verehrt. Derjenige sollte die Schöne zur Frau erhalten, der als Erster seine Giganten-Aufgabe gelöst hätte, die der Brautvater vorgab. Der eine Bruder musste mit seinen Riesenhänden nach Wasser graben und einen Brunnen bauen, der andere eine Naveta aus gigantischen Steinblöcken.
Der Brunnenbauer hatte es fast geschafft. Doch da schleuderte ihm sein Bruder, besinnungslos vor Eifersucht, den letzten noch fehlenden Steinblock der Naveta an den Kopf, den Unglücklichen in die tödliche Tiefe reißend. Dort, wo im Brunnen noch heute der große Quader liegt. Als der Naveta-Bauer seine Untat erkannte, stürzte er sich ins Meer und ward nicht mehr gesehen. Das Giganten-Mädchen blieb allein zurück.
Und so sind die Giganten auf Menorca ausgestorben. Aber die megalithische "Naveta des Tudons" im Westen der Insel, so benannt nach dem nahgelegenen Gehöft, existiert immer noch - seit etwa 3500 Jahren.
"Die Menschen Menorca finden in den letzten Jahrtausenden Bauwerke, die sie erinnern an ein kieloben liegendes Schiff. Naveta, aus dem lateinischen Nave für Schiff. Und diese Navetas sind innerhalb der Megalithkultur einmalig in der ganzen Welt."
Es ist vielleicht das älteste megalithische Monument Menorcas schätzt Inselspezialistin Jutta Vaupel. Seit 18 Jahren lebt die Deutsche hier und begeistert sich immer wieder für diese frühzeitliche Grabstätte inmitten der Viehweiden. Deren Trockenmauern sind aus "gigantischen" Steinquadern ohne jeden Mörtel zu 13 Meter Länge und sechs Meter Höhe aufgeschichtet. In zwei Kammern fanden sich Gebeine von rund 100 Personen mit ihren Grabbeigaben. Trockenmauern zur Begrenzung der Grundstücke durchziehen auch heute noch die kleine Insel, 15.000 bis 18.000 Kilometer sollen es sein. Sie begleiten uns bis in die ehemalige Hauptstadt, Ciutadella de Menorca. Das bedeutet "Städtchen der Kleinen", der kleinen Schwester der Großen, Mallorca.
"Wir blicken hier auf den Naturhafen, hier oben vom Rathaus und haben auch hier noch ein Stück authentischer Stadtmauer, die Ende des 18. Jahrhunderts fiel. Und es war natürlich klar, dass, wenn man solche fjordähnlichen Einschnitte hat, dass sich schon vor 3000 Jahren hier diese Stadt begründet hat, im äußersten Westen Menorcas."
An der Steilmauer der Placa des Born hinunter zum Wasser wachsen die hier sehr verbreiteten Kapernsträucher mit ihren filigranen mattweißen Blüten. Den Hauptplatz mit Obelisk umgeben Adelspaläste des 19. Jahrhunderts. Unweit dahinter steht die wuchtige Kathedrale mit ihren fantasievollen Wasserspeiern in Form von Delfinbabys, Einhörnern oder Wind pustenden Engeln. Erbaut ist sie teils auf den Grundmauern der Moschee der früheren arabischen Herrscher, die von den Spaniern Ende des 13.Jahrhunderts vertrieben wurden. Jahrtausende gaben sich die Besatzer auf Menorca sozusagen die Klinke in die Hand: Phönizier, Römer, Araber, Spanier, Franzosen und die Briten, die ihre englischen Türklinken und Fenster hinterließen.
Schlendert man durch die Gassen der weißen Stadt, fällt einem das besondere Schuhwerk der Einwohner auf. Auch Jutta trägt es in leuchtendem Rot:
"Abarca ist das spanische Wort für Sandale und menorquina, also die menorquinische. Und mittlerweile gibt es sie in allen Farben, Formen, Qualitäten. Der berühmteste Werbeträger übrigens dieser Sandale ist niemand anderes, als die gesamte königliche Familie."
Der ursprünglich bäuerliche Schuh mit der Sohle aus Autoreifen wurde in den 30er-Jahren aus der Not heraus erfunden, als die, im Gegensatz zum Rest der Balearen, republiktreuen Menorquiner gegen Francos Falangisten kämpften.
Mit neu gekauften Abarcas an den Füßen geht es nun raus in die Natur. Über 1000 verschiedene Pflanzenarten zählt man auf der flachwelligen "Isla"; viele von ihnen endemisch wie die Menorca-Kamille. Rund 40 Prozent der Insel sind bewaldet, unter anderem mit Pinien, Aleppokiefern und Mastixsträuchern.
Seit 1993 ist Menorca Biosphärenreservat der Unesco und die Insulaner nicht nur stolz darauf, sondern sie handeln auch danach: von der Mülltrennung angefangen über die Pflege der vielen kleinen Strandbuchten bis hin zum Rückbau einer ganzen Feriensiedlung mit Golfplatz. Seit 1995 bildet das Gebiet das Herzstück des heutigen Naturparks S'Albufera d'Es Grau im Nordosten.
""Es ist eine Brackwasser-Lagune, heute unter dem aus dem Arabischen sich ableitenden Namen Albufera bekannt. Im Winter ist das Wasser durch den Regen weniger salzhaltig als im Sommer. Mit dem Meer verbunden ist sie durch einen natürlichen Kanal, den wir La Gola nennen","
erzählt die Biologin Julia Alvarez vom Info-Zentrum, die mit uns durch diese Landschaft aus Lagune, Salzwiesen, Busch- und Pinienhainen nach der kleinen Weekend-Siedlung Es Grau wandert. Das 70 Hektar große Gewässer ist bevölkert von Meeräschen, Aalen und kleinen Meeresschildkröten.
Nach der Wanderung in brütender Hitze heißt es "Chill out" auf Menorquinisch - in der Cova d'en Xoroi, der Höhle des Einohrigen. Die Bar befindet sich in einem nach der See hin offenen Höhlensystem an der südlichen Steilküste. Der richtige Ort für "La Pomada". Hierbei handelt es sich nicht etwa um Haarpomade, sondern um den populärsten Drink der Insel, aus Zitronenlimonade und Gin. Die Engländer hatten den Gin während ihrer Herrschaft im 18. Jahrhhundert nach Menorca gebracht, wo er heute noch nach altem Rezept produziert und leidenschaftlich gern getrunken wird.
Weitere Informationen:
Menorca - die kleine grüne Schwester Mallorcas
Menorca, das bedeutet die Kleine. Sie ist die kleine Schwester der Großen - Mallorca. Nordöstlichste der Balearen ist sie nur rund 715 Quadratkilometer groß und hat von allem ein bisschen weniger: keine hohen Berge, keine großen Strände, keine Menschenmassen.
Grün ist Menorca nicht nur wegen des grünblauen Meeres und durch den Bewuchs der waldreichen Insel "unter den Winden", ob Tramuntana, Mestral, Ponent oder Migjorn. Auch die Seele Menorcas ist grün. Die Menorquiner denken grün, will sagen "nachhaltig", und unternehmen alles, um ihr Weltbiosphärenreservat zu erhalten - diese Mischung aus Natur, Landwirtschaft, Tourismus und Tausende von Jahren alter Kultur. Doch angefangen hat alles auf der "Kleinen" mit den Großen, den Giganten. Wovon noch heute die "gigantischen" Bauten der Megalithkultur zeugen, wie die unvollendete "Naveta des Tudons"; unvollendet, weil ihr ein letzter, großer Steinblock fehlt.
Der menorquinische Gin wird übrigens aus Wein- und nicht aus Weizen-Alkohol sowie Wacholder und Kräutern hergestellt.
Aus der heutigen Inselhauptstadt Mahon oder Maó im Menorquinischen sollen die Franzosen während ihrer kurzen Besetzung im 18. Jahrhundert eine der heute bekanntesten Soßen der Welt mitgebracht haben - die Mayonnaise. Das Originalrezept ist mit Eigelb, Olivenöl, Salz und - Knoblauch, den die Franzosen dann weggelassen haben.
Salsa-Mahonesa-Rezept:
2 Eigelb
1TL Zitronensaft (Weinessig)
300 ml Olivenöl
Salz
(Knoblauch)
Eigelb mit dem Mixer verquirlen, einige Zitronentropfen dazugeben. Dann langsam, zunächst tropfenweise, das Olivenöl hineingeben, wenn die Soße steif ist, mit Zitrone und Salz abrunden.
Buchtipps:
Baedeker: Menorca
3. Auflage 2008
Marco Polo: Menorca
9. Auflage 2008
Links:
www.spain.info/de
www.illesbalears.es
www.visitmenorca.com
www.xoriguer.es
Der Brunnenbauer hatte es fast geschafft. Doch da schleuderte ihm sein Bruder, besinnungslos vor Eifersucht, den letzten noch fehlenden Steinblock der Naveta an den Kopf, den Unglücklichen in die tödliche Tiefe reißend. Dort, wo im Brunnen noch heute der große Quader liegt. Als der Naveta-Bauer seine Untat erkannte, stürzte er sich ins Meer und ward nicht mehr gesehen. Das Giganten-Mädchen blieb allein zurück.
Und so sind die Giganten auf Menorca ausgestorben. Aber die megalithische "Naveta des Tudons" im Westen der Insel, so benannt nach dem nahgelegenen Gehöft, existiert immer noch - seit etwa 3500 Jahren.
"Die Menschen Menorca finden in den letzten Jahrtausenden Bauwerke, die sie erinnern an ein kieloben liegendes Schiff. Naveta, aus dem lateinischen Nave für Schiff. Und diese Navetas sind innerhalb der Megalithkultur einmalig in der ganzen Welt."
Es ist vielleicht das älteste megalithische Monument Menorcas schätzt Inselspezialistin Jutta Vaupel. Seit 18 Jahren lebt die Deutsche hier und begeistert sich immer wieder für diese frühzeitliche Grabstätte inmitten der Viehweiden. Deren Trockenmauern sind aus "gigantischen" Steinquadern ohne jeden Mörtel zu 13 Meter Länge und sechs Meter Höhe aufgeschichtet. In zwei Kammern fanden sich Gebeine von rund 100 Personen mit ihren Grabbeigaben. Trockenmauern zur Begrenzung der Grundstücke durchziehen auch heute noch die kleine Insel, 15.000 bis 18.000 Kilometer sollen es sein. Sie begleiten uns bis in die ehemalige Hauptstadt, Ciutadella de Menorca. Das bedeutet "Städtchen der Kleinen", der kleinen Schwester der Großen, Mallorca.
"Wir blicken hier auf den Naturhafen, hier oben vom Rathaus und haben auch hier noch ein Stück authentischer Stadtmauer, die Ende des 18. Jahrhunderts fiel. Und es war natürlich klar, dass, wenn man solche fjordähnlichen Einschnitte hat, dass sich schon vor 3000 Jahren hier diese Stadt begründet hat, im äußersten Westen Menorcas."
An der Steilmauer der Placa des Born hinunter zum Wasser wachsen die hier sehr verbreiteten Kapernsträucher mit ihren filigranen mattweißen Blüten. Den Hauptplatz mit Obelisk umgeben Adelspaläste des 19. Jahrhunderts. Unweit dahinter steht die wuchtige Kathedrale mit ihren fantasievollen Wasserspeiern in Form von Delfinbabys, Einhörnern oder Wind pustenden Engeln. Erbaut ist sie teils auf den Grundmauern der Moschee der früheren arabischen Herrscher, die von den Spaniern Ende des 13.Jahrhunderts vertrieben wurden. Jahrtausende gaben sich die Besatzer auf Menorca sozusagen die Klinke in die Hand: Phönizier, Römer, Araber, Spanier, Franzosen und die Briten, die ihre englischen Türklinken und Fenster hinterließen.
Schlendert man durch die Gassen der weißen Stadt, fällt einem das besondere Schuhwerk der Einwohner auf. Auch Jutta trägt es in leuchtendem Rot:
"Abarca ist das spanische Wort für Sandale und menorquina, also die menorquinische. Und mittlerweile gibt es sie in allen Farben, Formen, Qualitäten. Der berühmteste Werbeträger übrigens dieser Sandale ist niemand anderes, als die gesamte königliche Familie."
Der ursprünglich bäuerliche Schuh mit der Sohle aus Autoreifen wurde in den 30er-Jahren aus der Not heraus erfunden, als die, im Gegensatz zum Rest der Balearen, republiktreuen Menorquiner gegen Francos Falangisten kämpften.
Mit neu gekauften Abarcas an den Füßen geht es nun raus in die Natur. Über 1000 verschiedene Pflanzenarten zählt man auf der flachwelligen "Isla"; viele von ihnen endemisch wie die Menorca-Kamille. Rund 40 Prozent der Insel sind bewaldet, unter anderem mit Pinien, Aleppokiefern und Mastixsträuchern.
Seit 1993 ist Menorca Biosphärenreservat der Unesco und die Insulaner nicht nur stolz darauf, sondern sie handeln auch danach: von der Mülltrennung angefangen über die Pflege der vielen kleinen Strandbuchten bis hin zum Rückbau einer ganzen Feriensiedlung mit Golfplatz. Seit 1995 bildet das Gebiet das Herzstück des heutigen Naturparks S'Albufera d'Es Grau im Nordosten.
""Es ist eine Brackwasser-Lagune, heute unter dem aus dem Arabischen sich ableitenden Namen Albufera bekannt. Im Winter ist das Wasser durch den Regen weniger salzhaltig als im Sommer. Mit dem Meer verbunden ist sie durch einen natürlichen Kanal, den wir La Gola nennen","
erzählt die Biologin Julia Alvarez vom Info-Zentrum, die mit uns durch diese Landschaft aus Lagune, Salzwiesen, Busch- und Pinienhainen nach der kleinen Weekend-Siedlung Es Grau wandert. Das 70 Hektar große Gewässer ist bevölkert von Meeräschen, Aalen und kleinen Meeresschildkröten.
Nach der Wanderung in brütender Hitze heißt es "Chill out" auf Menorquinisch - in der Cova d'en Xoroi, der Höhle des Einohrigen. Die Bar befindet sich in einem nach der See hin offenen Höhlensystem an der südlichen Steilküste. Der richtige Ort für "La Pomada". Hierbei handelt es sich nicht etwa um Haarpomade, sondern um den populärsten Drink der Insel, aus Zitronenlimonade und Gin. Die Engländer hatten den Gin während ihrer Herrschaft im 18. Jahrhhundert nach Menorca gebracht, wo er heute noch nach altem Rezept produziert und leidenschaftlich gern getrunken wird.
Weitere Informationen:
Menorca - die kleine grüne Schwester Mallorcas
Menorca, das bedeutet die Kleine. Sie ist die kleine Schwester der Großen - Mallorca. Nordöstlichste der Balearen ist sie nur rund 715 Quadratkilometer groß und hat von allem ein bisschen weniger: keine hohen Berge, keine großen Strände, keine Menschenmassen.
Grün ist Menorca nicht nur wegen des grünblauen Meeres und durch den Bewuchs der waldreichen Insel "unter den Winden", ob Tramuntana, Mestral, Ponent oder Migjorn. Auch die Seele Menorcas ist grün. Die Menorquiner denken grün, will sagen "nachhaltig", und unternehmen alles, um ihr Weltbiosphärenreservat zu erhalten - diese Mischung aus Natur, Landwirtschaft, Tourismus und Tausende von Jahren alter Kultur. Doch angefangen hat alles auf der "Kleinen" mit den Großen, den Giganten. Wovon noch heute die "gigantischen" Bauten der Megalithkultur zeugen, wie die unvollendete "Naveta des Tudons"; unvollendet, weil ihr ein letzter, großer Steinblock fehlt.
Der menorquinische Gin wird übrigens aus Wein- und nicht aus Weizen-Alkohol sowie Wacholder und Kräutern hergestellt.
Aus der heutigen Inselhauptstadt Mahon oder Maó im Menorquinischen sollen die Franzosen während ihrer kurzen Besetzung im 18. Jahrhundert eine der heute bekanntesten Soßen der Welt mitgebracht haben - die Mayonnaise. Das Originalrezept ist mit Eigelb, Olivenöl, Salz und - Knoblauch, den die Franzosen dann weggelassen haben.
Salsa-Mahonesa-Rezept:
2 Eigelb
1TL Zitronensaft (Weinessig)
300 ml Olivenöl
Salz
(Knoblauch)
Eigelb mit dem Mixer verquirlen, einige Zitronentropfen dazugeben. Dann langsam, zunächst tropfenweise, das Olivenöl hineingeben, wenn die Soße steif ist, mit Zitrone und Salz abrunden.
Buchtipps:
Baedeker: Menorca
3. Auflage 2008
Marco Polo: Menorca
9. Auflage 2008
Links:
www.spain.info/de
www.illesbalears.es
www.visitmenorca.com
www.xoriguer.es

