Das Quecksilber ist unter den Gefrierpunkt gefallen, um die kleine hölzerne Grenzstation Storskog nur Eis und Schnee so weit das Auge blickt. Links und rechts wartet an diesem frostkalten Morgen jeweils ein Auto vor den Schranken zur Ein- und Ausreise. Der Verkehr ist noch nicht so richtig in Schwung gekommen. Stationschef Thorstein Pettersen hat sich seine warme Jacke übergezogen und macht eine Runde, um nach dem Rechten zu sehen. Am Schlagbaum lässt er den Blick über den Grenzfluss gleiten:
"Jetzt sind wir fast in Russland. Hier sieht man die Grenzpfähle. Die gelben sind die norwegischen, die rot-grünen die russischen. Die stehen an der gesamten norwegisch-russischen Grenze, die ganzen 196 Kilometer entlang. Da oben auf dem Hügel liegt ein Überwachungsposten. Die Grenze geht hier einmal quer rüber, alles auf der anderen Seite ist russisch."
"Exploranium" steht in großen Lettern an zwei breiten Kästen, die jeder einreisende Pkw passieren muss. Hier wird gemessen, ob die Einreisenden radioaktiv strahlende Substanzen mitführen. Das sei Vorschrift an allen Außengrenzen des Schengenraumes, um das Einschmuggeln von Kernwaffen zu verhindern, sagt Pettersen. Schließlich gibt es in Murmansk eine ganze Menge abgetakelte Atom-U-Boote, die auf die Verschrottung warten. Doch der Russe Sergej Antonov hat andere Fracht:
"Ich bin Taxifahrer. Ich fahre Gäste von Kirkenes nach Murmansk. Ich arbeite schon 15 Jahre in dieser Branche, im Transfer von Murmansk nach Kirkenes und umgekehrt."
Seit vor zwei Jahren ein neues Visum eingeführt wurde, ist die Grenzpassage für Antonov noch einfacher geworden. Nach den neuen Regeln muss der Russe mit Wohnsitz in Murmansk jetzt keine Einladung mehr vorlegen, wenn er nach Norwegen will. Das Visum gilt bis zu drei Jahre und muss nicht für jede Strecke erneuert werden.
Entsprechend boomt der Grenzverkehr: 140.000 Menschen passierten die Grenze im vergangenen Jahr, ein Zuwachs von knapp einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Der Grenzhandel blüht, Zigaretten und Alkohol aus dem Osten, Kaffee aus dem Westen sind beliebt. Auch der Austausch von Informationen läuft gut, sagt Stationschef Pettersen:
"Die Zusammenarbeit mit den Russen läuft immer besser. Alle drei Monate treffen wir Grenzer uns und tauschen uns über die aktuellen Entwicklungen aus. Da kann es um ganz einfache Dinge wie die russischen Feiertage gehen, die mehr Verkehr bedeuten. Oder Festivals, die anstehen."
Beim Kirkenesfestival im Februar ist die Aufbruchsstimmung alljährlich zu spüren. Die Aussichten auf neue Öl- und Gasfördergebiete in der Barentssee versprechen gute Geschäfte mit dem russischen Nachbarn. Die Firmen Gazprom aus Russland und Statoil aus Norwegen arbeiten bereits zusammen, um das gewaltige Gasfeld Shtokman, 500 Kilometer vor Murmansk in der Barentssee, zu erschließen. Und so verwundert es nicht, dass Königin Sonja und Außenminister Jonas Gahr Strøre um Mitternacht bei klirrender Kälte eine Kunstinstallation zum Thema Grenze eröffnen. Bei seinem Besuch im hohen Norden appelliert der norwegische Außenminister, nicht immer nur das Konfliktpotential in der Region zu sehen:
"Norwegen und Russland teilen seit Langem schon die Verantwortung für die Barentssee. Wir verwalten den arktischen Kabeljau gemeinsam. Wir haben strenge Fangquoten eingeführt und kontrollieren die Fischkutter. So ist es uns gelungen, dass der Kabeljaubestand wächst, während er überall sonst in der Welt schwindet. Ich denke, wir brauchen auch gemeinsame Standards wie wir Bodenschätze ausbeuten und Seetransporte in unserer Region durchführen. Das geht nicht im Konflikt, man muss Vertrauen schaffen."
Norwegen hofft nun, sein Fachwissen in der Offshore-Technik nach Russland exportieren zu können. Pläne, wie das Shtokmanfeld, fernab der Küsten der Barentssee ausgebeutet werden soll, gibt es schon. Dazu braucht man neue Kaianlagen, Raffinerien, Pipelines und Straßen auf der russischen Halbinsel Kola. Mit 400.000 Grenzpassagen rechnet Thorstein Pettersen in drei Jahren, eine knappe Verdreifachung der heutigen Zahlen. In der Grenzstation Storskog wird es auch in Zukunft viel zu tun geben.
"Jetzt sind wir fast in Russland. Hier sieht man die Grenzpfähle. Die gelben sind die norwegischen, die rot-grünen die russischen. Die stehen an der gesamten norwegisch-russischen Grenze, die ganzen 196 Kilometer entlang. Da oben auf dem Hügel liegt ein Überwachungsposten. Die Grenze geht hier einmal quer rüber, alles auf der anderen Seite ist russisch."
"Exploranium" steht in großen Lettern an zwei breiten Kästen, die jeder einreisende Pkw passieren muss. Hier wird gemessen, ob die Einreisenden radioaktiv strahlende Substanzen mitführen. Das sei Vorschrift an allen Außengrenzen des Schengenraumes, um das Einschmuggeln von Kernwaffen zu verhindern, sagt Pettersen. Schließlich gibt es in Murmansk eine ganze Menge abgetakelte Atom-U-Boote, die auf die Verschrottung warten. Doch der Russe Sergej Antonov hat andere Fracht:
"Ich bin Taxifahrer. Ich fahre Gäste von Kirkenes nach Murmansk. Ich arbeite schon 15 Jahre in dieser Branche, im Transfer von Murmansk nach Kirkenes und umgekehrt."
Seit vor zwei Jahren ein neues Visum eingeführt wurde, ist die Grenzpassage für Antonov noch einfacher geworden. Nach den neuen Regeln muss der Russe mit Wohnsitz in Murmansk jetzt keine Einladung mehr vorlegen, wenn er nach Norwegen will. Das Visum gilt bis zu drei Jahre und muss nicht für jede Strecke erneuert werden.
Entsprechend boomt der Grenzverkehr: 140.000 Menschen passierten die Grenze im vergangenen Jahr, ein Zuwachs von knapp einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Der Grenzhandel blüht, Zigaretten und Alkohol aus dem Osten, Kaffee aus dem Westen sind beliebt. Auch der Austausch von Informationen läuft gut, sagt Stationschef Pettersen:
"Die Zusammenarbeit mit den Russen läuft immer besser. Alle drei Monate treffen wir Grenzer uns und tauschen uns über die aktuellen Entwicklungen aus. Da kann es um ganz einfache Dinge wie die russischen Feiertage gehen, die mehr Verkehr bedeuten. Oder Festivals, die anstehen."
Beim Kirkenesfestival im Februar ist die Aufbruchsstimmung alljährlich zu spüren. Die Aussichten auf neue Öl- und Gasfördergebiete in der Barentssee versprechen gute Geschäfte mit dem russischen Nachbarn. Die Firmen Gazprom aus Russland und Statoil aus Norwegen arbeiten bereits zusammen, um das gewaltige Gasfeld Shtokman, 500 Kilometer vor Murmansk in der Barentssee, zu erschließen. Und so verwundert es nicht, dass Königin Sonja und Außenminister Jonas Gahr Strøre um Mitternacht bei klirrender Kälte eine Kunstinstallation zum Thema Grenze eröffnen. Bei seinem Besuch im hohen Norden appelliert der norwegische Außenminister, nicht immer nur das Konfliktpotential in der Region zu sehen:
"Norwegen und Russland teilen seit Langem schon die Verantwortung für die Barentssee. Wir verwalten den arktischen Kabeljau gemeinsam. Wir haben strenge Fangquoten eingeführt und kontrollieren die Fischkutter. So ist es uns gelungen, dass der Kabeljaubestand wächst, während er überall sonst in der Welt schwindet. Ich denke, wir brauchen auch gemeinsame Standards wie wir Bodenschätze ausbeuten und Seetransporte in unserer Region durchführen. Das geht nicht im Konflikt, man muss Vertrauen schaffen."
Norwegen hofft nun, sein Fachwissen in der Offshore-Technik nach Russland exportieren zu können. Pläne, wie das Shtokmanfeld, fernab der Küsten der Barentssee ausgebeutet werden soll, gibt es schon. Dazu braucht man neue Kaianlagen, Raffinerien, Pipelines und Straßen auf der russischen Halbinsel Kola. Mit 400.000 Grenzpassagen rechnet Thorstein Pettersen in drei Jahren, eine knappe Verdreifachung der heutigen Zahlen. In der Grenzstation Storskog wird es auch in Zukunft viel zu tun geben.