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Kleinkinder mit Konzept in der Kita

Vor allem Nordrhein-Westfalen hinkt beim Ausbau von Krippenplätzen für Unterdreijährige hinterher und ist bundesdeutsches Schlusslicht. Aber nicht nur auf die Anzahl der Plätze, sondern auch auf das Konzept kommt es an - das Beispiel einer Kita in Essen.

Von Stephanie Grimme | 05.05.2012
    Liana, Philip und Alissia sind zwei Jahre alt. Sie sitzen in der Kita "Familienzentrum St. Augustinus" auf einem Teppich und versuchen, mit magnetischen Bausteinen ein Haus zu bauen. Die Erzieherin Monika Runau hilft ein bisschen. Aber noch wichtiger: Sie motiviert die Kinder dabei, immer wieder zu erklären, was sie machen.

    "- "Was wird das?"
    - "Ein Foto."
    - "Ein Foto? Ach, da kann man ganz viele Fotos reinmachen. So einen Bilderrahmen habe ich auch in der Wohnung.""

    Viel mit den Kindern zu sprechen: Das ist alltägliche Sprachförderung im Kindergarten. Aber bis es so weit ist, müssen die Kinder erst einmal auch ohne Worte verstanden werden. Das ist eine Herausforderung, sagt Monika Runau:

    "Wenn man so ein ganz Kleines hat und es schreit dann auch und man weiß jetzt nicht: Warum schreit es, hat es Schmerzen oder ist irgendwas anderes passiert, das ist dann manchmal dann schon so ein bisschen schwierig."

    Vieles bei der Betreuung von ein- und zweijährigen Kindern ist ähnlich, wie bei den größeren. Es gibt einen geregelten Tagesablauf mit Ritualen wie dem Morgenkreis, viele Sing- und Fingerspiele, einen Wald- und einen Turntag. Anders ist: Alles braucht mehr Zeit und die Kleinen brauchen viel mehr Hilfe, zum Beispiel beim Anziehen, wenn es nach draußen geht. Ein richtiger Zeitfresser ist das Wickeln. Mitunter ist eine Erzieherin den ganzen Tag mit Windelwechseln beschäftigt.

    "Wir hatten letztes Jahr zum Beispiel zehn Wickelkinder. Und wenn die dann die Hose voll haben und dann komplett umgezogen werden müssen, das nimmt dann ja schon viel Zeit in Anspruch."

    Insgesamt sind 15 Kinder in der Gruppe: Sieben davon sind unter drei Jahre alt. Sie werden von drei Erzieherinnen betreut. Dabei achtet die Kita darauf, dass das immer die gleichen Erzieherinnen sind. Kontinuierliche Bezugspersonen schätzen auch Eltern, wie Mutter Daniela Stein:

    "Natürlich ist es für die Kinder wichtig, einfach auch eine Bezugsperson zu haben, die so häufig wie möglich auch einfach da ist."

    Überhaupt: Eine herzliche, liebevolle Atmosphäre finden Eltern, gerade von jüngeren Kindern, extrem wichtig. In der Kita St. Augustinus wird deshalb viel Wert auf einen guten Start in der Einrichtung gelegt. Sie arbeitet nach dem sogenannten Berliner Eingewöhnungsprogramm.

    Runau: "Das basiert darauf, dass die Kinder die ersten vier Tage komplett mit den Eltern ein bis eineinhalb Stunden in der Einrichtung sind und erst am vierten Tag die Eltern mal so ein paar Minuten rausgeschickt werden. Dass man da mal gucken kann, wie reagiert das Kind. Dann versucht man das, Schritt für Schritt zu steigern, dass die Kinder dann nach zwei, drei Wochen länger alleine in der Kita bleiben."

    Wenn die Kinder dann Fuß gefasst haben und meistens dann ja den ganzen Tag über in der Einrichtung sind, ist ein Austausch mit den Eltern wichtig, betont Mutter Andrea Tiehoff:

    "Die Leni, die wird jetzt zwei, die kann ich nicht fragen: Wie war dein Kindergartentag. Die sagt das halt noch nicht. Und dann die Erzieherin zu fragen, ist natürlich beruhigend für mich als Mutter."

    Was die Eltern auch schätzen, ist eine möglichst große Flexibilität bei den Betreuungszeiten. Wenn eine Mutter regelmäßig erst um 11 Uhr anfängt zu arbeiten, freut sie sich, den Morgen mit ihrem Kleinkind verbringen zu können und es nicht bis spätestens 9 Uhr abgeben zu müssen.
    Vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so wichtig wie liebevolle fördernde Betreuung sind die Räumlichkeiten. Die Kita St. Augustinus gibt sich auch hier viel Mühe.

    "Wir haben das große Glück: Wir haben drei Räume zur Verfügung. Eine Küche, ein Nebenraum, in dem auch geschlafen wird. Und den Gruppenraum, den haben wir so gestaltet, dass da kein Tisch drinnen steht, dass die Kinder viel Freifläche haben, um sich zu bewegen."

    Die Kinder gehen regelmäßig turnen und einmal täglich nach draußen. Und wenn das Wetter mal gar nicht mitspielt, kann auch drinnen gematscht werden, auf einem speziellen Matschtisch.

    "Meine Erwartungen waren, dass jemand da ist, der sich um sie kümmert, sprich bei Schlafensangelegenheiten. Und dass hier Leute sind, die ihr ein Angebot machen, wie Basteln, Malen. Also, das, was ich zuhause machen würde, wenn ich zuhause wäre."