Wieder große Aufregung im Leitstand des Atomkraftwerks Forsmark: Bei einer Routineüberprüfung schließen die Techniker ein Ventil, das den Dampffluss zwischen Reaktor und Turbine steuert. Das Ventil klemmt fest, auch eine Umwälzpumpe für den Wasserkreislauf zur Kühlung funktioniert nicht wie geplant. Kein Grund zur Beunruhigung, meint Anders Bredfell von der staatlichen Atomaufsicht SKI, die die Sicherheit in den schwedischen Kernkraftwerken überwacht:
"Das war kein gravierender Zwischenfall. Aus Gründen der Vorsicht haben die Ingenieure die Anlage heruntergefahren, um in Ruhe nach den Ursachen suchen zu können. Bei laufendem Betrieb hätten wir eine automatische Notabschaltung riskiert. Die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, sind ganz alltägliche Ereignisse in einem Atomkraftwerk."
Und doch hat die Kette von Pleiten, Pech und Pannen –besser Panneserie - zuletzt weltweit Zweifel an der Sicherheit schwedischer Kernenergie aufkommen lassen. Mitte Dezember musste bereits ein Reaktor in Forsmark abgeschaltet werden, weil ein Brennstab verunreinigt war. Im November brannte es in einem Transformatorenhaus beim Kernkraftwerk Ringhals. Auch hier wurde der Reaktor zur Sicherheit abgeschaltet. Im Juli hatte ein Kurzschluss in einer Umspannstation von Forsmark den schwersten Störfall in der Geschichte des Landes ausgelöst. Von vier dieselbetriebenen Notstromgeneratoren zur Kühlung waren nur zwei automatisch angesprungen. Nur mit viel Glück, meint Lars-Olov Höglund, sei es am 25. Juli nicht zur Kernschmelze gekommen. Der Ingenieur war mehr als zehn Jahre für den Energieversorger Vattenfall tätig. Er zweifelt grundsätzlich an der Sicherheit der Anlagen, denn heute gehe es nur noch um den größtmöglichen Profitgewinn:
"Die Kraftwerke sollen laufen, so lange wie möglich und mit so viel Leistung wie möglich. Und da bauen die ihre Kompetenz und ihre Ressourcen so auf, um die Anlage in Betrieb zu halten. Da gibt es keine Zeit für übergreifende Überlegungen, ist das sicher genug, sollten wir nicht lieber abschalten als in Betrieb halten? Man hat nur die Aufgabe, so viel wie möglich zu verdienen."
Den Schweden auf der Straße scheinen die wiederholten Pannen nicht zu beängstigen - das Vertrauen in die Technik und in die Obrigkeit ist groß. Zwar hatten die Schweden sich 1980 in einer Volksabstimmung gegen den weiteren Ausbau der Kernkraft ausgesprochen. Doch die neue bürgerliche Regierung hat es mit dem Atomausstieg nicht eilig und darf sich auf die skeptische Haltung der Verbraucher berufen, die rasant steigende Energiepreise fürchten.
"Die Reaktoren sollen weiterlaufen! Da steckt ein Haufen Geld drin, und das soll sich doch lohnen."
"Ich bin kein bisschen unruhig. Die haben die Technik im Griff. Wir sollten die Anlagen am Netz lassen.""
Die bäuerliche Zentrumspartei mit ihrer couragierten Vorsitzenden Maude Olofsson an der Spitze war früher die schärfste Gegnerin der Atomkraft. Doch aus Rücksicht auf die bürgerlichen Koalitionspartner in der Regierung wurde die heikle Streitfrage Ausstieg oder Ausbau erst einmal auf Eis gelegt. Maud Olofsson, heute Wirtschaftsministerin, mag dennoch nicht aufgeben. Sie fordert die Energiewende in Schweden und den kräftigen Ausbau der Windenergie
""Schweden sollte auf die Zukunft setzen. Mit der Windkraft können wir unseren Strombedarf decken, wir können die Technik exportieren und Arbeitsplätze schaffen, so wie es unsere Nachbarn in Dänemark tun. Wir waren doch früher auch so fortschrittlich, doch dann geriet die Windkraft ins Hintertreffen."
Das sind schöne Visionen, doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Schweden setzt auf Atomkraft wie kaum ein anderes Land in Europa. AKW produzieren heute die Hälfte des schwedischen Stroms, alternative Energiequellen spielen eine untergeordnete Rolle. Und die schwedischen Verbraucher neigen nicht gerade zum sparsamen Gebrauch von allerhand Trocknern, Saunen und elektrischen Heizungen. Allen Pannen der letzten Wochen zum Trotz: Beim Atomausstieg haben die Schweden derzeit keine Eile.
"Das war kein gravierender Zwischenfall. Aus Gründen der Vorsicht haben die Ingenieure die Anlage heruntergefahren, um in Ruhe nach den Ursachen suchen zu können. Bei laufendem Betrieb hätten wir eine automatische Notabschaltung riskiert. Die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, sind ganz alltägliche Ereignisse in einem Atomkraftwerk."
Und doch hat die Kette von Pleiten, Pech und Pannen –besser Panneserie - zuletzt weltweit Zweifel an der Sicherheit schwedischer Kernenergie aufkommen lassen. Mitte Dezember musste bereits ein Reaktor in Forsmark abgeschaltet werden, weil ein Brennstab verunreinigt war. Im November brannte es in einem Transformatorenhaus beim Kernkraftwerk Ringhals. Auch hier wurde der Reaktor zur Sicherheit abgeschaltet. Im Juli hatte ein Kurzschluss in einer Umspannstation von Forsmark den schwersten Störfall in der Geschichte des Landes ausgelöst. Von vier dieselbetriebenen Notstromgeneratoren zur Kühlung waren nur zwei automatisch angesprungen. Nur mit viel Glück, meint Lars-Olov Höglund, sei es am 25. Juli nicht zur Kernschmelze gekommen. Der Ingenieur war mehr als zehn Jahre für den Energieversorger Vattenfall tätig. Er zweifelt grundsätzlich an der Sicherheit der Anlagen, denn heute gehe es nur noch um den größtmöglichen Profitgewinn:
"Die Kraftwerke sollen laufen, so lange wie möglich und mit so viel Leistung wie möglich. Und da bauen die ihre Kompetenz und ihre Ressourcen so auf, um die Anlage in Betrieb zu halten. Da gibt es keine Zeit für übergreifende Überlegungen, ist das sicher genug, sollten wir nicht lieber abschalten als in Betrieb halten? Man hat nur die Aufgabe, so viel wie möglich zu verdienen."
Den Schweden auf der Straße scheinen die wiederholten Pannen nicht zu beängstigen - das Vertrauen in die Technik und in die Obrigkeit ist groß. Zwar hatten die Schweden sich 1980 in einer Volksabstimmung gegen den weiteren Ausbau der Kernkraft ausgesprochen. Doch die neue bürgerliche Regierung hat es mit dem Atomausstieg nicht eilig und darf sich auf die skeptische Haltung der Verbraucher berufen, die rasant steigende Energiepreise fürchten.
"Die Reaktoren sollen weiterlaufen! Da steckt ein Haufen Geld drin, und das soll sich doch lohnen."
"Ich bin kein bisschen unruhig. Die haben die Technik im Griff. Wir sollten die Anlagen am Netz lassen.""
Die bäuerliche Zentrumspartei mit ihrer couragierten Vorsitzenden Maude Olofsson an der Spitze war früher die schärfste Gegnerin der Atomkraft. Doch aus Rücksicht auf die bürgerlichen Koalitionspartner in der Regierung wurde die heikle Streitfrage Ausstieg oder Ausbau erst einmal auf Eis gelegt. Maud Olofsson, heute Wirtschaftsministerin, mag dennoch nicht aufgeben. Sie fordert die Energiewende in Schweden und den kräftigen Ausbau der Windenergie
""Schweden sollte auf die Zukunft setzen. Mit der Windkraft können wir unseren Strombedarf decken, wir können die Technik exportieren und Arbeitsplätze schaffen, so wie es unsere Nachbarn in Dänemark tun. Wir waren doch früher auch so fortschrittlich, doch dann geriet die Windkraft ins Hintertreffen."
Das sind schöne Visionen, doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Schweden setzt auf Atomkraft wie kaum ein anderes Land in Europa. AKW produzieren heute die Hälfte des schwedischen Stroms, alternative Energiequellen spielen eine untergeordnete Rolle. Und die schwedischen Verbraucher neigen nicht gerade zum sparsamen Gebrauch von allerhand Trocknern, Saunen und elektrischen Heizungen. Allen Pannen der letzten Wochen zum Trotz: Beim Atomausstieg haben die Schweden derzeit keine Eile.