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Klimabewusste Ernährung

Auch die Lebensmittelwirtschaft muss sich auf den Klimawandel einstellen und sich vermehrt dem Öko-Landbau zuwenden. Nicht nur, weil die Kunden es so wollen, sondern weil nachhaltige Produktion für die Bilanzen der Firmen selbst immer wichtiger wird. "Klimawandel - Zeitenwende" ist daher das Motto des diesjährigen Unternehmertages Lebensmittel. Wird die Lebensmittelwirtschaft jetzt insgesamt auf Öko-Landbau umgestellt?

Von Britta Fecke | 03.03.2009
    Nein, das wird sie sicherlich nicht, denn der Druck ist noch lange nicht groß genug. Der Druck, auf die schon spürbaren Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren und auch der Druck von Seiten der Verbraucher nicht. Jürgen Abraham, der Vorsitzende der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie, meinte dann auch ganz unverblümt:

    "Also zunächst einmal merken wir von dem Klimawandel in unserer täglichen Arbeit gar nichts. Aber wir wissen um die Problematik und wir wissen, dass wir reagieren müssen. Es gibt auch eine Reaktion in unseren produzierenden Betrieben: Wir sind mit energieschonenden Maßnahmen aktiv geworden und haben da auch Erfolge erzielt."

    In Zahlen konnte Jürgen Abraham das zwar nicht konkret fassen, aber das Handlungsbedarf besteht, das wiederum hat das Öko-Institut in Freiburg belegt: Demnach werden durch den Ernährungssektor erhebliche Treibhausgasemissionen freigesetzt. Allein 16 Prozent am gesamten Ausstoß kommen in Deutschland aus der Nahrungsmittelproduktion. Angefangen von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die industrielle Verarbeitung bis hin zum Treibstoffverbrauch für den Transport und Handel. 16 Prozent ist ein sehr hoher Anteil, aber bisher gibt es noch keine nennenswerten Maßnahmen, um die Treibhausgasemissionen in diesem Sektor zu senken. Josef Sanktjohanser, Präsident vom Hauptverband des deutschen Einzelhandels:

    "Also Lebensmittel konkret unter dem Gesichtspunkt von umweltverträglicher Produktion ist noch nicht so im Bewusstsein. Das verbindet man mehr mit dem Thema Bio. Bei Bioprodukten sagt der Kunde: Das ist ökologisch und da steht also eine umweltverträgliche Produktion im Vordergrund. Und diese Produkte durchziehen auch das ganze Sortiment. Also bei Bio ist das Bewusstsein gestiegen."

    Das heißt im Klartext: klimabewusst produzierte Lebensmittel fahren auf dem Ökoticket mit. Was an sich ja so verkehrt ja nicht ist, denn eine ökologische Produktionsweise ohne Pestizideinsatz mit heimischen Sorten, ist auch eine klimafreundlichere Produktionsweise, schon allein, weil der künstliche Dünger wegfällt der unter enormem Energieaufwand produziert wird und somit viel CO2 freisetzt.

    Aber das wurde auf diesem siebten Unternehmertag der Lebensmittelindustrie auch klar: Um den Klimawandel macht man sich zwar Gedanken, klare Zielvorgaben gibt es aber noch nicht. Von Seiten der Industrie der Verpackungs- wie auch der Weiterverarbeitenden gibt es zwar messbare Bemühungen Energie einzusparen, aber das ist vor allem dem hohen Energiepreis geschuldet und nicht etwa einem erstarkten Umweltbewusstsein.

    Zu Beginn der Nahrungskette da werden die Überlegungen schon konkreter: Denn die Landwirte sind tatsächlich unmittelbar betroffen. Wenn wir allein an den heißen Sommer 2003 denken, da kam es zu Dürre-bedingten Ernteausfällen von zwölf Prozent. Das war schon ein Schock, meint auch Otto Strecker, er ist Vorstand bei der AFC der Unternehmensberatung Ernährung in NRW:

    "Was man am Klimawandel merkt in Bezug auf Landwirtschaft sind Schwankungen bei der Ernte. Die Landwirtschaft bereitete sich darauf vor mit Versicherungen."

    Aber es gibt bisher noch keine konkreten Maßnahmen wie man den möglichen Schwankungen begegnen könnte, zum Beispiel mit Trockenresistenteren Sorten oder ausgeklügelteren Bewässerungssystemen. Die Problematik wird von dem Lebensmittelsektor sozusagen grade erst beackert.