
So soll sie klingen, die Stadt der Zukunft – eine Stadt, deren Bürger mit Fahrrädern, Elektrobussen und Bahnen fahren; Handwerker mit Elektrotransportern und Paketdienste mit Lasträdern – so tragen alle ihren Teil dazu bei, den Co2 Ausstoß im Verkehrswesen um 95 Prozent zu senken. Das ist die Vision von WWF, BUND, Germanwatch, Nabu und VCD. Im Verbändekonzept Klimafreundlicher Verkehr (PDF) wollen sie einen Weg aufzeigen, den CO2-Ausstoß im Verkehr drastisch zu senken. Denn Autos, LKW, Schiffe, Bahnen und Flugzeuge erzeugen immer mehr Kohlendioxid.
Zitat: Der Verkehrssektor verantwortet derzeit einen Anteil von 20 Prozent der energiebedingten Treibhausgasemissionen.
Um das zu ändern, haben Experten der Umweltverbände zunächst die Trends im Verkehrswesen analysiert, und daraus dann ihre Vision entwickelt. Die wirkt für die Stadt einigermaßen gelungen. Vor ihren Toren jedoch beginnt ein Problem, für das auch diese Experten keine überzeugende Lösung gefunden haben.
Der Güterverkehr. Nach wie vor wird er dominiert vom LKW. Zwar haben die Rechner des Konzepts größere Mengen Fracht auf die Bahn und das Schiff umgelenkt.
Zitat: Insgesamt sinkt (...) der Anteil des Straßengüterverkehrs an der Verkehrsleistung von 72 auf etwa 50 Prozent.
Doch der Güterverkehr bleibt trotzdem ein Problem. Denn es ist schwer vorstellbar, dass die angestrebte CO2 Reduktion mit diesem Anteil an Lastwagen klappen kann. Das hängt mit dem Treibstoff zusammen: Diesel. Diesel ist der ideale Treibstoff für LKW wie auch für Schiffe. Er ist leicht und energiereich. Batterien können da gar nicht mithalten. Die Lösung der Umweltexperten: Der teilweise Umstieg auf Gas als Treibstoff.
Zitat: LKW (...) und Schiffe werden nach 2030 mit biogenem oder strombasiertem Methan betankt.
Als Rohstoff kommen in den Augen der Experten dafür zum einen Pflanzenreste in Frage – um die Teller-oder-Tank-Diskussion zu vermeiden. Doch die reichen bei weitem nicht aus.
Zitat: Mit dem angenommenen Biokraftstoffpotenzial aus Abfall- und Reststoffen von 245 bis 280 Petajoule ließen sich maximal etwa 40 Prozent des verbleibenden flüssigen und gasförmigen Restenergiebedarfs decken.
Das wäre etwas mehr, als der Luftverkehr bräuchte, um CO2-neutral zu fliegen, und könnte für noch mit Benzin fahrende Autos reichen. Die fehlenden 60 Prozent – eben das Methangas, aber offenbar auch Dieselersatz für den Straßengüter- und den Schiffsverkehr - sollen daher mit Hilfe von erneuerbar erzeugtem Strom durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden. Doch der Wirkungsgrad dieser Prozesse ist schlecht – um Gas oder einen energiereicheren Flüssigtreibstoff herzustellen, muss mehr als doppelt so viel elektrische Energie hineingesteckt werden.
Zitat: (Das) bedeutet (...) einen zusätzlichen Strombedarf aus erneuerbaren Energien von (...) 234 Terawattstunden. (...) eine gewaltige Herausforderung(...)
Das ist nicht nur eine gewaltige Herausforderung, das ist kühn: Sollte die Energie zum Beispiel allein durch Wind bereit gestellt werden, müssten zusätzlich zu den bis 2050 zu installierenden Windrädern noch einmal rund 28.900 vom heutigen Standardtyp aufgestellt werden. Das sind deutlich mehr, als in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland ans Netz gingen. Es scheint unwahrscheinlich, dass das erreichbar ist. Ohne die klimaneutrale Herstellung von Gas und Dieselersatz würde die CO2-Reduktion aber deutlich geringer ausfallen, so die Experten der Umweltverbände – dank Verkehrsvermeidung und Verlagerung läge sie bei rund 64 Prozent. Eine überzeugende Lösung für den Güterverkehr steht also noch aus.