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Klimagas
Tauchroboter suchen Methan

Methan ist das zweitwichtigste Klimagas nach Kohlendioxid. Es ist 25 mal wirksamer als CO2. Aus diesem Grund versuchen Wissenschaftler, Stellen auf dem Meeresboden zu identifizieren, an denen Methan entweicht - mit aufwendiger Technik.

Von Valérie Schmitt | 23.12.2013
    Der Meeresgeologe Prof. Gerhard Bohrmann vom marum-Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen untersucht den Boden der Tiefsee – so zum Beispiel mit dem ferngesteuerten Unterwasserroboter "Quest", der bis zu 4.000 Meter tief tauchen kann. In einer Gerätehalle auf dem Campus präsentiert Bohrmann stolz den Tauchroboter - ein übermannshoher Kubus aus rotem Kunststoff und Metallstreben, an denen Propeller, Lichter, Kameras und Kabel befestigt sind.
    "Der hat zwei Arme, die auch von den Piloten bedient werden können, es gibt einen sogenannten Seven-Function-Arm, der kann also alle Bewegungen eines Armes und einer Hand nachvollziehen, die Hand ist zwar etwas reduziert zu einer Klaue, aber damit kann man also wunderbar Objekte auch sehr gezielt am Meeresboden beproben."
    Interessant sind für die Wissenschaftler dabei Stellen, wo Methan aus dem Meeresboden strömt. Denn das ist einerseits ein Treibhausgas, andererseits kann es am Meeresboden Grundlage für Leben sein. Wenn das Team des marums auf einer Expedition danach sucht, gibt zunächst das Sonarsystem am Boden des Forschungsschiffes Rückmeldung über den Meeresgrund und mögliche Gasaustritte. Dann wird der Tauchroboter ins Wasser gelassen, der vom Schiff aus gesteuert wird und die Methanquellen in der Tiefe genauer untersucht.
    Methan kann also einmal als freies Methan in die Wassersäule treten, es kann aber auch durch die chemosynthetischen Organismen aufgebraucht werden. Chemosynthetische Organismen sind solche Organismen, die also nicht vom Sonnenlicht und von Fotosynthese leben, sondern sie leben von chemischen Verbindungen, und Methan ist so eine wichtige Verbindung, und solche Austrittsstellen, wo Methan austritt, wir nennen das auch kalte Quellen, sind natürlich Oasen des Lebens, dort sind viele Organismen, die sich ansiedeln.
    Im Nil-Tiefsee-Fächer, wo der Nil in Ägypten ins Mittelmeer fließt, hat Bohrmann mit seinem Team jetzt Methanaustritte entdeckt und untersucht, wie viel Methan aus den kalten Quellen herausströmt und wie viel durch Mikro-Organismen aufgenommen und umgewandelt wird.
    "Und dabei hat man ungefähr so eine Vorstellung bekommen, dass die Hälfte des Methans schon mikrobiell umgesetzt wird und die andere Hälfte in die Wassersäule entweicht und dort weiteren Prozessen zur Verfügung steht."
    Auf das Klima haben die gefundenen Methanquellen glücklicherweise keinen großen Einfluss. Denn das Treibhausgas scheint hier nicht in die Atmosphäre zu gelangen:
    "Dort im Bereich des Nils ist die Relevanz nicht sehr groß, denn das Methan, das dort in 2000 Metern Wassertiefe entweicht, das wird also in der Wassersäule noch umgesetzt, das wird also wahrscheinlich – zumindest zeigen das unsere Untersuchungen – nicht direkt bis zur Wasseroberfläche vorkommen, es wird also auf dem Weg, und zwar schon etwa nach 800 Meter, 1.000 Meter wird es mikrobiell umgesetzt, es wird also durch Mikroorganismen dann verbraucht zu CO2 und dieses CO2 verbleibt dann noch im Ozean"
    Doch das ist nicht immer so, sagt Bohrmann: "Aber es gibt Bereiche, zum Beispiel im Arktischen Ozean, wo dann flache Methanquellen natürlich eine Quelle für die Atmosphäre darstellen."
    Erst kürzlich hat ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature Geoscience" Stellen im ostsibirischen Arktischen Schelf beschrieben, an denen Methan aus Permafrost ins Wasser freigesetzt wird. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Methan aus diesen flachen Stellen im Arktischen Ozean auch in die Atmosphäre gelangt und als Treibhausgas wirken kann. Bohrmann ist daher überzeugt: Es ist wichtig, die Methanvorkommen im Meer, das den Großteil unserer Erde ausmacht, möglichst genau zu untersuchen, um herauszufinden, wie stark sie das Klima beeinflussen können.