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Klimakonferenz wird verschoben
Corona-Pandemie bremst Gipfel in Glasgow aus

Die Corona-Pandemie wirft auch den Fahrplan der internationalen Klimadiplomatie über den Haufen. Der Klimagipfel im schottischen Glasgow kann im November nicht stattfinden – und das obwohl Großbritannien zu den Vorreitern im internationalen Klimaschutz gehört.

Von Georg Ehring | 02.04.2020
Die Leitung der Klimakonferenz in Madrid 2019
Die vergangene Klimakonferenz endete mit einem Minimalkompromiss - die nächste wird wegen Corona verschoben (Ricardo Rubio/Europa Press/dpa)
Ein erfolgreicher Gipfel, der alle Teile der Welt mit einschließt, sei wegen der Corona-Pandemie nicht möglich, erklärte das Büro der Klimakonferenz. Derzeit konzentriere sich die Welt aus gutem Grund darauf, das Virus zu bekämpfen, sagte dazu Patricia Espinosa, die Chefin des UN-Klimasekretariats. Aber wenn die Wirtschaft wieder in Gang komme, gebe es einen Neustart und der müsse sauber, grün und gesund sein. Das Büro der Klimakonferenz, besteht aus dem UN-Klimasekretariat sowie den Präsidenten der vorherigen sowie der kommenden Konferenzen. Für Glasgow sind das Großbritannien und Italien gemeinsam, die Leitung der letzten Konferenz kam aus Chile.
Verschoben werden auch andere Konferenzen, beispielsweise eine kleinere UN-Klimakonferenz in Bonn und eine Jugendkonferenz zum Klima. Der Petersberger Klimadialog der Bundesregierung soll dagegen stattfinden – allerdings per Video.
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Vorbereitung würde stark behindert
Derzeit ist völlig unklar, wie lange die Corona-Pandemie dauert. Zumindest in Teilen der Welt könnte das Virus auch im Herbst noch aktiv sein. Stark behindert würde auf jeden Fall die Vorbereitung der Konferenz. Die müsste jetzt laufen und derzeit ist Klimaschutz kaum ein Thema. Vor Klimakonferenzen bauen die Teilnehmer üblicherweise Druck auf, um zu substanziellen Ergebnissen zu kommen. Der Gipfel in Glasgow soll fünf Jahre nach dem Abschluss des Pariser Abkommens eine Bilanz ziehen und dafür sorgen, dass die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz verkleinert wird. Derzeit steuert die Welt auf eine Erwärmung um etwa drei Grad zu. Das Pariser Abkommen verlangt jedoch, sie auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen – wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Die Staaten müssen dafür höhere Klimaziele vorlegen, doch bisher haben das nur wenige Länder getan. Die Europäische Union will sich im Dezember entscheiden. Voraussichtlich soll die Konferenz jetzt im nächsten Frühjahr oder Frühsommer stattfinden – wenn die medizinische Lage dies ermöglicht.
USA eventuell wieder dabei
Die Verschiebung könnte dafür sorgen, dass die USA wieder aktiver dabei sind. US-Präsident Donald Trump hatte den Austritt des Landes aus dem Pariser Abkommen erklärt. Falls ein Kandidat der Demokraten die Präsidentschaftswahl gewinnen würde, soll dieser Austritt rückgängig gemacht werden. Das haben sowohl der derzeit führende Bewerber Joe Biden als auch sein Konkurrent Bernie Sanders erklärt.
Was die Corona-Krise für den Klimaschutz insgesamt bedeutet, ist noch nicht abzusehen. Es gibt Stimmen – in Deutschland etwa aus dem Wirtschaftsflügel der Union -, die den Klimaschutz zugunsten einer schnellen Wirtschaftsbelebung hinten anstellen wollen. Das Virus stärkt andererseits Vertrauen und Hoffnung auf die Wissenschaft - das könnte sich positiv für den Klimaschutz auswirken.