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Klimakrise in den USA
TV-Meteorologen als Aufklärer

In den USA beschränken sich viele Fernseh-Meteorologinnen und -Meteorologen nicht mehr aufs reine Ansagen der Wettervorschau. Sie klären in ihren Berichten auch über die Zusammenhänge zwischen Wetter und Erderwärmung auf und thematisieren die Auswirkungen der Klimakrise.

Von Heike Wipperfürth |
"Klimakrise auf den Schirm" steht auf dem Regenschirm der vor einer Demonstration auf dem Boden liegt. Verschiedene Ortsgruppen von Extinction Rebellion haben bei dezentralen Aktionen vor Medienhäusern unter dem Motto "Klimakrise auf die Titelseiten" zu einer besseren Berichterstattung über die Klimakrise aufgerufen
Die "Klimakrise auf den Schirm" bringen einige US-Fernsehsender in ihren Wetterberichten (picture alliance/dpa/Jonas Walzberg)
Der TV-Meteorologe Mike Nelson steht im Studio des Fernsehsenders Denver 7 in Colorado und erklärt Millionen von Zuschauern, welche Gefahren ihnen aufgrund der Klimakrise drohen.
"Zwischen unserem Wetter und dem Klimawandel gibt es einen Zusammenhang. Die Welt wird wärmer und bei uns gibt es mehr Waldbrände, Hitzewellen und Dürreperioden, die alle Rekorde brechen."

Meteorologen berichten über Auswirkungen des Klimawandels

Bezweifelte 2010 noch die Hälfte der TV-Meteorologen die menschengemachte Klimakrise, hat sich das laut einer Studie der George Mason Universität in Virginia radikal geändert. 2017 bestätigten 80 Prozent der befragten Wettermoderatoren, dass sich das Klima durch menschliches Zutun verändert habe.
Und immer mehr berichten über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Gemeinschaften, sagte Sean Sublette, ein Meteorologe beim gemeinnützigen Klimaforschungsinstitut Climate Central in New Jersey. Das Institut schickt jede Woche Informationen und Grafiken über die jüngsten Entwicklungen im Klimawandel an fast 1.000 Wettermoderatoren. Sie seien starke Botschafter im Kampf gegen die Folgen der Erderhitzung, so Sublette.
Dampf steigt aus den Kühltürmen des Atomkraftwerks (AKW) Grohnde im Landkreis Hameln-Pyrmont auf.
Berichterstattung über Klimakrise
Es gibt immer mehr mediale Angebote, die sich mit der Klimakrise beschäftigen. Allerdings sei die aktuelle Klimaberichterstattung analytisch flach, findet Lorenz Matzat vom Newsletter "Klimajournalismus.de".
"In den USA haben die Zuschauer eine persönliche Beziehung zu den Wettermoderatoren in lokalen Fernsehstationen. Diese sind oft die einzigen Wissenschaftler, mit denen sie täglich in Kontakt kommen. Sie wollen die Meinung der Meteorologen über den Zusammenhang zwischen Klima und Wetter hören, weil sie ihnen vertrauen."

Klimaberichterstattung als Wachstumsmarkt

Dass der Hunger nach Informationen über klimabedingte Wetterextreme und ihre Ursachen wächst, ist nicht nur den Wettermoderatoren der 1.700 US-Fernsehstationen bewusst. Ausgerechnet der Kabelfernsehsender Fox News, der immer wieder aufgrund seiner klimaleugnenden Berichte in der Kritik stand, will im Herbst einen Sender starten, der rund um die Uhr über Hitze, Regengüsse und Kaltluftfronten berichtet. Auch über die Erderwärmung? Wer weiß - Fox News lässt sich nicht in die Karten gucken. Der Sender hat bereits sechs Meteorologen eingestellt, die aber noch nicht bei ihm tätig sind.
Auch das soziale Netzwerk Twitter sieht Wetterberichte als Wachstumsmarkt. Vor zwei Monaten startete es eine interaktive Plattform für Wetterinformationen, die mit den weltweit dominierenden privaten US-Wetterdiensten Accuweather und The Weather Channel konkurrieren soll.

Kampf gegen Klimaleugner

Seit über 33 Jahren ist Tom Skilling Meteorologe beim US-Fernsehsender WGN-TV in Chicago. Er berichtet oft über die Klimakrise. Nach den Hitzewellen und Waldbränden im Westen der USA reiste er im Juli gemeinsam mit Brandmeistern und Bürgermeistern nach Washington, um Senatoren und Senatorinnen über die Auswirkungen des Klimawandels aufzuklären. Im Radiosender WGN beschrieb er seine Eindrücke:
"Ich sass neben dem Brandmeister der Stadt Reno in Nevada. Nur 19 Kilometer von seinem Haus entfernt kam es zu einem verheerenden Waldbrand. So etwas hat er noch nie erlebt. Und die Waldbrandsaison wird immer schlimmer".
5.06.2020, Hamburg: Eine Aktivistin der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion (XR) steht während eines Protests mit einer Flagge vor dem Eingang zum Norddeutschen Rundfunk (NDR), an dessen Mauer ein Banner mit der Aufschrift «Klimakrise in die Medien! Zeigt das Ausmaß der ökologischen Krise» hängt. Mit einer Blockade vor der Einfahrt zum NDR-Gelände in Hamburg-Lokstedt haben die Umweltaktivisten den Sender aufgefordert, in seiner Berichterstattung den Begriff Klimawandel durch Klimakrise zu ersetzen. Foto: Christian Charisius/dpa
Aktivisten fordern Format vor "Tagesschau"
"Klima vor acht" statt "Börse vor acht" - das fordert eine Initiative und will damit der Klimakrise mehr Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verschaffen.
Es wird immer mehr TV-Meteorologen klar, dass es ihre Aufgabe ist, Klimaleugner zu bekämpfen. Chris McGinness vom Fernsehsender KGW-TV in Portland beruft sich dabei auf Fakten. "Die Situation ist klar: Ich habe ein großes Datenpaket analysiert und kann beweisen, dass es in den letzten 20 Jahren in Portland immer wärmer wurde."

Verständnis für Klimakrise in US-Bevölkerung steigt

Kari Hall, die Meteorologin des Fernsehsenders NBC Bay Area in San Jose, verwies ihre Zuschauer und Zuschauerinnen auf Hitze von 49 Grad Celsius und ein Flammeninferno in Kanada, in dem 233 Menschen starben.
"Waldbrände umzingeln ein winziges Dorf. Es ist eine katastrophale Situation und eine Warnung an uns, dass extreme Hitze und Brände durch die Klimaerwärmung noch gefährlicher werden."
Laut einer Studie der George Mason Universität verbessert häufige Berichterstattung das Verständnis der Klimakrise in der US-Bevölkerung. Davon muss noch viel mehr geschehen, sagen Meteorologen wie Kari Hall.