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Klimapapst feiert

Klimaforschung. – Am Hamburger Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften wurde heute der 65. Geburtstag eines der einflußreichsten deutschen Klimaforscher mit einem Festkolloquium gefeiert. Hartmut Graßl war jahrelang in wichtigsten internationalen Positionen tätig.

    Schon in seiner Jugend im Berchtesgadener Ramsau hat sich Hartmut Graßl für die Wetterphänomene interessiert. Als Student an der Münchener Universität begann seine Verbindung zum Klima mit einer Expedition auf dem Forschungsschiff "Meteor". Graßl: "Ich habe von da an ein Experiment vorbereitet und gemessen und ausgewertet, habe dann meine Diplomarbeit geschrieben, meine Doktorarbeit und war ununterbrochen in der Wissenschaft seit Januar 1965." Seither hat Graßl die Klimaforschung und –politik der Bundesrepublik und zu großen Teilen auch der Welt beeinflußt. Ihm ist es zu verdanken, daß Deutschland im Klimaschutz mit zur Weltspitze gehört, - zumindest theoretisch. Er sorgte immer zielstrebig dafür, daß brennende Themen des globalen Umwelt- und Klimaschutzes in der Politik richtig ankamen.

    Den ersten Schritt machte er dazu vor 20 Jahren als er zusammen mit Kollegen auf die Erderwärmung infolge der steigenden CO2 Konzentration hinwies. Graßl: "Es wurde der deutsche Klimabeirat oder der wissenschaftliche Klimabeirat der Bundesregierung geschaffen und die Enquetekommission "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre". Von da an war ich am Rande dieser Gremien, später auch in diesen Gremien und es haben sich die Journalisten an mich herangerobbt. Und von da an war ich Öffentlichkeitsarbeiter, ohne dass ich es wollte." Graßl wechselte schließlich auf die internationale Bühne, leitete für fünf Jahre das Weltklimaforschungsprogramm der UN in Genf. Nach aktuellen Schätzungen der inzwischen gut vernetzten Klimaforscher verursachen die globalen Klimaänderungen jedes Jahr Schäden in Höhe von 100 Milliarden bis einige Billionen Euro. Die Kosten für Klimaschutz würden nur ein Bruchteil der Summe kosten. Und je früher die Menschen damit begännen, so Graßl, desto besser wäre es für alle. Deswegen fordert er vehement die totale Reform des Energieversorgungssystems der Menschheit: "Wir müssen zu einer massiven Ökosteuer-Reform kommen. Wer Natur verbraucht, muss dafür zahlen." Heute wird Graßl offiziell in von seinem jüngsten Posten als Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in den Ruhestand verabschiedet, doch ändern wird sich für den umtriebigen Wissenschaftler erst einmal nichts.

    [Quelle: Frank Schweikert]