Ich gehe weiter davon aus, dass es in den nächsten 20 Jahren enorme gesellschaftliche Veränderungen geben wird. Die Entwicklungen der vergangen drei Jahrzehnte geben mir absolut keinen Grund unsere Annahmen von damals zu ändern.
Zwar habe man den Sauren Regen oder den Ozonkiller Fluorkohlenwasserstoff in den Griff bekommen, aber für die Probleme der nächsten Jahrzehnte gäbe es einfach keine schlichten Lösungen mehr, wenn zur Klima-Erwärmung - steigende Umweltverschmutzung, Kriege um Wasser oder große Bevölkerungswanderungen kämen. Dabei zeigt der amerikanische Zukunftsforscher auf die politischen Entscheidungsträger:
Wenn sie ein Problem sehen, dann suchen sie nach einer einfachen Lösung. Aber das Leben ist kompliziert, und einfache Lösungen verursachen neue Probleme. Außerdem denken Politiker nur bis zur nächsten Wahl. Und wir wollen Sie dazu bringen langfristige Lösungen zu finden.
Jill Jäger ist Direktorin des "International Human Dimensions Program", einer Koordinations-Stelle für die weltweiten Forschungsprogramme. Sie bestätigt den Eindruck: Der Einfluss der Wissenschaftler auf Entscheidungen, wie sie bei den Welt-Klima-Konferenzen – wie etwa in Südafrika - getroffen würden, dieser Einfluss schwinde.
Ich denke, in den Vorbereitungen von Johannisburg war die Rolle von Wissenschaft eher runtergespielt, nicht genug beachtet, es wird oft angenommen, wir wissen genug, wir müssen handeln, das stimmt auch zum Teil, aber es ist auch klar, das wir Wissenschaft auch weiterhin dringend brauchen.
Die Zukunftsforscher sind dabei einem enormen Druck ausgesetzt. Bei der Klimakonferenz beispielsweise geht es um Milliarden-Summen, die umverteilt werden sollen – oder auch nicht. Der Gefahr der Vereinnahmung wollen die Wissenschaftler mit einem Codex begegnen. Dennis Meadows:
Manche Szenarios werden aus Wissenschaftlichem Interesse gemacht, andere Szenarios sind aber nichts anderes als politischer Nebel oder zumindest Produkt einer vorgefassten Meinungen. Wir versuchen hier, Standards zu entwickeln, damit die Menschen erkennen können, welche Szenarios seriös sind und welche nur wissenschaftlich wertlose Meinungsmache.
Indem die 40 Wissenschaftler auf der Konferenz in Kassel nach diesen Standards suchen, hoffen sie die Qualität der Szenarien zu verbessern. Um ihnen wieder mehr Gewicht in Öffentlichkeit und Politik zu geben. Auch wenn freilich nur Fachleute anhand dieser Standards gute von schlechten Szenarien werden unterschieden können. Jill Jäger und fordert von ihren Kollegen:
Wir müssen glaubwürdig sein, den Fragen der Politiker zuhören und auf Gerechtigkeit achten, das heißt das wir sowohl aus den Industrieländern als auch aus der Dritten Welt Teilnehmer haben.
Die Zukunftsforscher blicken also mit strengem Blick auch in ihre eigene Zukunft: Auch wenn die Wissenschaft immer mehr wisse, es über die Welt immer mehr Daten gebe und immer schnellere Rechner um sie zu verarbeiten: In der Zukunftsforschung werde des in den kommenden Jahrzehnten hoffentlich keine einfachen Szenarien mehr geben.