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Klimaschutz auf kommunaler Ebene

Im Kampf gegen den Klimawandel sind auch die Kommunen gefragt. Denn gerade dort, wo viele Menschen auf einem Fleck wohnen, wird auch viel Energie verbraucht. Deshalb gibt es bundesweit inzwischen eine Vielzahl von Modellprojekten, mit denen auf kommunaler Ebene Strategien zum Klimaschutz erprobt und entwickelt werden. Ein Beispiel ist die Stadt Emden in Norddeutschland.

Von Tom Hannes Schauen | 02.03.2009
    Emden in Ostfriesland: In der Stadt von Henri Nannen und Otto Waalkes wurde Anfang der 90er-Jahre umgedacht. Emden setzte schon früh auf nachhaltige Energieformen - und wurde dafür belohnt: Unter anderem mit dem Deutschen Solarpreis des Vereins Eurosolar. Dessen Präsident Hermann Scheer stellte bei der Verleihung 2005 fest:

    "Bereits heute hat Emden das im Kyoto-Protokoll festgelegte Ziel einer CO2-Reduzierung von 20 Prozent bis zum Jahr 2020 weit übertroffen. Sowohl in Deutschland als auch in Europa besitzt die Stadt eine Vorbildfunktion bei der Nutzung Erneuerbarer Energien. Es wurde nicht nur auf die regional naheliegende Windenergie gesetzt, sondern auch auf Photovoltaik, Solarthermie und Biomasse."

    Inzwischen kommt der Strom, den die beiden Emder Energieanbieter verkaufen, fast zu einhundert Prozent aus Windkraft. Und die Emder Stadtwerke bieten ihren Kunden finanzielle Anreize zum Energiesparen, erklärt Geschäftsführer Remmer Edzards.

    "Wir wollen unseren Kunden helfen, Energie einzusparen, indem wir finanzielle Zuschüsse leisten für die Anschaffung von energiesparenden Haushaltsgeräten, und geben jährlich etwa zweihunderttausend Euro aus für diese Energiesparmassnahmen."

    Beim Kauf von zwei Energiesparlampen zum Beispiel bekommen Kunden der Stadtwerke eine dritte geschenkt. Dreißig Euro Prämie für einen neu angeschafften energieeffizienten A+-Kühlschrank oder Geschirrsspüler. Vorschaltgeräte für Waschmaschine oder Geschirrspüler fördern die Stadtwerke mit einhundert Euro. Bis zu 500 Euro Bonus erhalten Hausbesitzer, die sich eine Solaranlage auf das Hausdach setzen. Die Spitze dieses "Emder Modell" genannten Programms: eintausendfünfhundert Euro Bonus beim Umrüsten des Autos auf Erdgasantrieb.

    "Und dazu gehört auch, und dieses möchte ich auch als eine Art Energiequelle vorstellen, nämlich das Energieeinsparen. Denn die billigste und umweltfreundlichste Kilowattstunde ist immer noch die, die ich gar nicht erst brauche."

    Das Stadtwerke-Kundencenter in der Innenstadt. Hier können sich die Verbraucher beraten lassen - und ihre Prämien abholen. Vor einer Reihe Elektro-und Gasöfen steht Kundenberater Günther Cornelis, spricht mit einer Kundin.
    "Also unser Emder Modell, das kennen Sie soweit, oder? Also man erwirbt ein Gerät der eigenen Wahl, dann bringen Sie die Rechnung mit hierher, wir füllen diesen Antrag gemeinsam aus und dann bekommen Sie das Geld auf ihr Konto überwiesen. Ja?"

    "Ja, das werde ich machen."

    "Also wir suchen uns immer wieder Produkte raus, wo wir sagen: Mensch, das wäre förderfähig, wie zum Beispiel jetzt einen Wäschetrockner mit Wärmepumpe, wo man ein sehr hohes Einsparpotential hat, also wenn Sie da immer mal wieder einen Blick drauf werfen oder hier vorbeikommen, sich erkundigen, ob wir jetzt schon soweit wären, dieses zu fördern, sind Sie immer herzlich eingeladen."

    "Gut. Dankeschön."

    Die Emder Kunsthalle wird mit Erdwärme beheizt und gekühlt. Einer der zahlreichen Bunker in der Innenstadt ist mit Photovoltaikzellen verkleidet, als "Solarbunker" liefert er nun Strom für drei Einfamilienhäuser. Auf der Lärmschutzwand an der Autobahn 31 klebt eine Folie mit Solarzellen, fünfhundert Meter lang. Im Emder Hafen steht ein Biomasseheizkraftwerk, erzeugt 20 Megawatt aus Altholz. Und, ganz aktuell, im Emder Hafen baut eine Firma die riesigen Windmühlen für einen der ersten deutschen Windparks in der Hochsee. Stadtwerke-Chef Edzards:

    "Man wird ja auch von den Verbraucherverbänden und von der Politik geradezu aufgefordert, den Stromanbieter oder Energieanbieter zu wechseln. Wir halten dagegen mit unserem Konzept und unsere Kunden sind uns weitestgehend treu geblieben, denn die Wechselrate ist gottseidank noch sehr gering."

    Pro Einwohner und Jahr spart die Stadt mehr als zwei Tonnen CO2 ein. Und die Kunden sparen Strom - und Geld.