Archiv


Klimaschutz im Urlaub

Mitten in einem Naturschutzgebiet im Bundesland Baden-Württemberg liegt das Vier-Sterne-Hotel "Feldberger Hof". Dieses Hotel im Schwarzwald wirbt mit einem Zertifikat, es sei das erste klimaneutrale Hotel Deutschlands. Energie sparen wird auf dem Feldberg groß geschrieben.

Von Thomas Wagner |
    Werbung auf der Öko-Schiene und wer dieses Zertifikat zu welchen Kriterien vergibt, dieser Frage ist Thomas Wagner nachgegangen.

    So, noch eine Melone für dich.

    Der Speisesaal im "Feldberger Hof": Vor allem Familien mit Kindern fahren hierher. Bei klarer Sicht freuen sie sich über einen guten Ausblick.

    " Wir sind auf der Höhe von 1300 Meter; ich glaube das höchste Hotel Deutschlands. Und energiemäßig muss ich natürlich sagen: Wir heizen zehn Monate im Jahr, was früher zu einem Volumen von 330 000 Litern Heizöl geführt hat, pro Jahr. Der Feldberg hat eine Jahresdurchschnittstemperatur von vier Grad. Da kann man sich ausrechnen, wie lange man dann heizt. "

    Hotelinhaber Thomas Barnhardt hat sich das ausgerechnet. Das Hotelgebäude stammt aus den 30er Jahren; entsprechend die Isolierung - die Ausgaben für Heizung und Strom beliefen sich bei dem 150-Zimmer-Haus auf das Doppelte der üblichen Kosten bei vergleichbaren Hotels mit wärmerer Lage und besserer Wärmedämmung. Da gab's schon aus reinem Eigeninteresse nur eines: Energiesparen.

    " Das ging dann los mit Isolierungsmaßnahmen, Gebäudeleittechnik, über neue Ressourcen wie Hackschnitzelanlage. "

    Aus dem wirtschaftlichen Zwang heraus, Energie zu sparen, wurde Thomas Barnhardt zum Energie- und Öko-Experten. Der Erfolg gab ihm Recht: Der Heizölverbrauch ging um zwei Drittel zurück . Über die Medien erfuhr Barnhardt von Projekten, bei denen es um klimaneutrales Wirtschaften ging. Will heißen: Innerhalb eines Betriebes muss der CO2-Ausstoß auf ein Mindestmaß zurückgefahren werden. Für das, was dann an CO2-Emissionen noch übrig bleibt, kann das Unternehmen Zertifikate kaufen. Mit dem Erlös werden Projekte in aller Welt unterstützt, die den CO2-Ausstoß vermindern. Uwe Pagel, Sprecher der Münchner Organisation "Climate Partner", die solche Projekte vermittelt und die entsprechenden Zertifikate ausstellt:

    " Das sind Zertifikate, die die aus von der UNO beispielsweise anerkannten Klimaschutzprojekten stammen, durch die CO2-Emissionen in aller Welt gemindert werden. Das ganze richtet sich nach dem Grundsatz, dass es egal ist, wo CO2 entsteht und wo es vermieden wird, weil CO2 verteilt sich über die ganze Atmosphäre. Da werden zum Beispiel Windkraftwerke in Indien gebaut, und durch diese Windkraftanlage wird halt CO2-effizient vermindert dort. "

    Der Kauf solcher Zertifikate ist allerdings erst dann legitim, wenn die Möglichkeiten zur CO2-Reduktion im eigenen Betrieb ausgereizt sind. Und beim Nachdenken darüber, wie dies geschehen kann, stieß Hotelchef Thomas Barnhardt auf eine ganze Reihe von Möglichkeiten im Hotelbetrieb. 70 Prozent des Personals wohnen selbst im Hotel; damit werden schon mal Emissionen für die An- und Abfahrt vermieden. Bei der Auswahl seiner Lieferanten achtet Thomas Barnhardt darauf, dass die Zahl der Anfahrten möglichst gering bleibt:

    " Man greift auf die Lieferanten zurück, die uns das größte Sortiment liefern können. Die kommen mit einem LKW. Und wir schauen darauf, dass die nicht fünf Mal die Woche, sondern nur ein-, maximal zwei Mal die Woche anliefern. "

    Manche Produkte, die früher den Feldberg heraufgekarrt wurden, fehlen mittlerweile ganz auf den Lastwagen:

    " Früher haben wir Mineralwasser bekommen, bald eine Palette pro Woche. Und mittlerweile machen wir das eigentlich über unser eigenes Brunnenwasser, das wir aufbereiten, und erzeugen damit unser eigenes Tafelwasser. Das erfordert überhaupt keine Logistik mehr. "

    Der Ansporn, möglichst wenig Ausgleichszertifikate kaufen zu müssen, fördert den Einfallsreichtum des Hoteliers. Ständig überlegt er sich etwas Neues zur CO2-Einsparung, zum Beispiel ein ökologisches Buchungssystem:

    " Wobei die Gäste eingeben, wo kommen sie her, die Kilometerzahl, was für ein Auto fahren die, also der Spritverbrauch. Und dann wird dann automatisch berechnet, was für ein CO2-Ausstoß damit erzeugt wird. "

    Als Alternative schlägt das Reservierungssystem beispielsweise die Anreise mit der Bahn oder, wenn's schon die Anreise mit dem Auto sein muss, den Kauf eines CO2-Ausgleichszertifikates in Höhe der Anfahrts-Emissionen vor. Vermittelt wird das alles von "Climate Partner":

    " Climate Partner ist eine ökologische Unternehmensberatung, die sich spezialisiert hat auf die Entwicklung klimaneutraler Geschäftsmodelle und um den freiwilligen Klimaschutz effektiv und nachhaltig in den Unternehmen zu verankern, so dass die in der Lage sind, immer wieder Klimaschutz nicht nur einmal, nicht nur punktuell über eine gewisse Zeit wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben. "

    Hotelchef Thomas Barnhardt glaubt, dass sich die Investitionen der vergangenen Jahre rechnen. Denn schon jetzt legen viele Hotelgäste Wert auf umweltschonenden Tourismus:

    " Auch im Urlaub sollte man sehen, dass da nicht den ganzen Tag über die Klimaanlage läuft. Da sollte man auch sparen. Wir kommen ursprünglich aus Berlin, haben alles mit dem ICE gemacht, dann geht's weiter mit einer Kleinbahn. Und das letzte Stück wird man abgeholt vom Taxi des Hotels. Und was ich sehr begrüße, ist, dass die Busse frei sind in der Region. Und das nutzen wir auch, weil wir ja wie gesagt ohne Auto hier sind. "