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Klimaschutz-Index
Deutschland rutscht von Platz 8 auf Platz 19

Im Klimaschutz-Index 2014 der Organisation Germanwatch rutscht Deutschland von Platz 8 auf Platz 19. Damit gehört Deutschland erstmals nur noch zu den Ländern, die in der Klimapolitik als mittelmäßig bewertet werden.

Von Georg Ehring | 18.11.2013
    Deutschland gehört für die umwelt- und entwicklungspolitische Organisation Germanwatch nicht mehr zu den zehn führenden Nationen im Klimaschutz. Die Zurückstufung Deutschlands um gleich elf Plätze auf Rang 19 im Klimaschutz-Index begründen die Autoren mit stark verringerten Klima-Anstrengungen im Inland sowie einer weniger konstruktiven Rolle Deutschlands in der europäischen Klima-Debatte. Germanwatch veröffentlicht den Index jedes Jahr auf dem Klimagipfel gemeinsam mit dem Climate Action Network, einem internationalen Zusammenschluss von Umweltschützern. Christoph Bals von Germanwatch verweist darauf,
    "dass vor allem auf EU-Ebene sowohl die Energie-Effizienzrichtlinie als auch der Emissionshandel und die Reform des Emissionshandels als auch die Klimapolitik im Bereich der Autoindustrie blockiert worden ist oder sogar nach unten verhandelt worden ist. Und damit haben wir das erste Mal, dass Deutschland nicht in der Vorreitergruppe ist, auch nicht mehr in den Ländern, die als gut, sondern nur noch in denen, die als mittelmäßig gewertet werden."
    Die ersten drei Plätze im Klimaschutz-Index ließen die Autoren allerdings unbesetzt, denn es gebe zurzeit kein einziges Land, das bei diesem Thema so aktiv ist wie es erforderlich wäre, um die Erderwärmung in für den Menschen verträglichen Grenzen zu halten. Die beste Klimapolitik unter den 61 untersuchten Ländern mache Dänemark, gefolgt von Großbritannien und Portugal, das die Krise als Gelegenheit zur Anpassung an den Klimawandel sehe.
    Obwohl sich die Verhandlungen in Warschau eher im Rückwärtsgang bewegen, sehen Germanwatch und Climate Action Network positive Tendenzen. Der Ausstoß von Treibhausgasen sei zuletzt nicht mehr so stark gestiegen, was zu einem erheblichen Teil auf China zurückgeführt wird. Dort seien die Emissionen wesentlich langsamer gestiegen, was nur zum Teil an geringerem Wirtschaftswachstum liege. Den Chinesen gelinge es offenbar auch, das Wachstum von der Entwicklung der Emissionen zu entkoppeln. China hat in den vergangenen Jahren stark in erneuerbare Energien investiert und dies beginnt sich offenbar auszuzahlen. Christoph Bals sieht auch in Chinas Klimapolitik Grund zur Hoffnung.
    "Auf der Politikebene sehen wir, dass in China nun für die ersten großen Provinzen eine Politik der Kohlebegrenzung eingeführt wird, für die erste Provinz ist sie schon eingeführt. Für die zweite wird es möglicherweise während dieses Klimagipfels eingeführt, wo dann eine jährliche Reduktion des Kohleeinsatzes um sechs Prozent dabei mit vorgeschrieben wird."
    Positive Entwicklungen machen Climate Action Network und Germanwatch auch in den USA aus, wo deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen werden und die Regierung Obama in ihrer zweiten Amtszeit mehr Wert auf den Klimaschutz legt.
    "Die zweite große Entwicklung ist, dass für den Rest der Welt außer China wir zwischen 2010 und 2011 keinen Anstieg der Emissionen insgesamt mehr gesehen haben."
    Was wiederum heißen würde, dass schon in den nächsten Jahren auch weltweit die Chance besteht, den Wachstumstrend beim Treibhausgas-Ausstoß umzukehren.
    Polen, das Gastgeberland des Klimagipfels steht in dem Index weit unten – vor allem weil das Land nach wie vor stark auf die Kohle als Energiequelle setzt. Am Montag begann in Warschau eine Welt-Kohlekonferenz, die nach Ansicht vieler Umweltschützer auch dazu dienen soll, die Rolle der Kohle im Energiemix der Zukunft zu stärken. Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats sprach zu den Delegierten aus Bergbau und Energiewirtschaft und forderte die Unternehmen der Branche zur Diversifizierung auf. Der größte Teil der Welt-Kohlereserven müsse im Boden bleiben, wenn das Klima erfolgreich geschützt werden soll.