In der Wetterschicht, der Troposphäre, halten immer mehr Treibhausgase zurück, was die Erde an Wärme abstrahlt. Den darüber liegenden Luftschichten wie der Stratosphäre, in der sich die Ozonschicht befindet, geht so Wärmeenergie verloren: Dort oben wird es zusehends kälter. Eine fatale Entwicklung für die Ozonschicht vor allem über der Nordhalbkugel, sagt der Atmosphärenforscher Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Potsdam: "Wenn man die Temperaturentwicklung in der Arktis über die letzten 40 Jahre betrachtet, stellt man fest, dass gerade die kalten Winter die Tendenz hatten, immer kälter zu werden und dass es nur dadurch zu den schweren Ozonverlusten in den 90er Jahren und Anfang dieses Jahrhunderts kommen konnte."
Rex ist sicher: Der Ozonabbau selbst ist zwar chemischer Natur und wird vor allem durch das Chlor aus Substanzen wie den heute verbotenen FCKW hervorgerufen. Doch als Komplizen steht unterstützt der Klimawandel das Chlor. Er spielt sogar eine größere Rolle als bisher angenommen, meint Rex: "Hätten wir heute noch das Klima der 60er oder Anfang der 70er Jahre in der Stratosphäre, dann würden diese doch deutlichen arktischen Ozonverluste nicht stattgefunden haben und der chemische Ozonverlust in der Nordhemisphäre wäre von wesentlich geringerer Bedeutung. Es stellt sich die Frage, ob wir Klimaschutz auch betreiben müssen, um die Ozonschicht zu schützen."
Das FCKW in den Industriestaaten zu verbieten, sei Rex zufolge zwar richtig gewesen: Das alljährliche Ozonloch über dem Südpol gehe im Grunde allein auf ihr Konto. Denn dort sei die Stratosphäre im Winter von Natur aus klirrend kalt. Im Nordpolargebiet sehe sie Situation aber anders aus: "Die Chlorverbindungen in der Stratosphäre werden beim Ozonabbau richtig effektiv, wenn die Temperaturen auf sehr niedrige Werte fallen. In der arktischen Winterstratosphäre gehen sie runter auf -78 bis -80 Grad Celsius. Dann können sich bestimmte Wolken bilden, auf deren Oberfläche chemische Prozesse stattfinden, die zum Ozonabbau in Zusammenhang mit den Chlorverbindungen führen können. Diese Sprungtemperatur, die etwa bei -78 Grad Celsius liegt, wird in den vergangenen kalten Wintern zunehmend unterschritten."
Der Trend wird wohl weiter anhalten, auch wenn einzelne Winter vergleichsweise warm ausfallen. Aber tendenziell wird das Stratosphärenklima über der Arktis immer ungünstiger. Markus Rex ist deshalb besorgt: "Wenn es zu Abkühlungen über das bisher beobachtete Maß hinaus kommen sollte, dann würden wir mit sehr starken zusätzlichen Ozonverlusten über das Maß hinaus rechnen können, das wir in der Vergangenheit gesehen haben."
Am Erdboden hat die globale Lufttemperatur im vergangenen Jahrhundert im Schnitt um 0,6 Grad Celsius zugenommen. Die Abkühlung in der Stratosphäre verlief dagegen weitaus steiler, erklärt der Atmosphären- und Geophysiker Martin Dameris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen: "Nach Messungen zum Beispiel vom Meteorologischen Observatorium Hohenpeissenberg wird es pro zehn Jahre in der Stratosphäre um ein halbes Grad kälter - auf 40 Jahre gesehen also zwei Grad kälter."
Dameris arbeitet im Projekt KODYACS an einer Art Ozonschicht-Vorhersage für die Zukunft. Dazu entwickelt er mit weiteren Wissenschaftlern spezielle Computermodelle, die Klima und Luftchemie simulieren. Auch dort lässt sich der Einfluss des Klimawandels beobachten: "Die Modelle sind sich für den Bereich des antarktischen Ozonlochs einig, dass der Treibhauseffekt zu einer Verzögerung bei der Erholung der Ozonschicht um etwa zehn Jahre führt." In der Arktis könnte die Genesung sogar noch länger verzögert werden, denn hier haben ein paar Grad Temperaturunterschied einen viel stärkeren Effekt auf den Ozonabbau.
[Quelle: Volker Mrasek]
Rex ist sicher: Der Ozonabbau selbst ist zwar chemischer Natur und wird vor allem durch das Chlor aus Substanzen wie den heute verbotenen FCKW hervorgerufen. Doch als Komplizen steht unterstützt der Klimawandel das Chlor. Er spielt sogar eine größere Rolle als bisher angenommen, meint Rex: "Hätten wir heute noch das Klima der 60er oder Anfang der 70er Jahre in der Stratosphäre, dann würden diese doch deutlichen arktischen Ozonverluste nicht stattgefunden haben und der chemische Ozonverlust in der Nordhemisphäre wäre von wesentlich geringerer Bedeutung. Es stellt sich die Frage, ob wir Klimaschutz auch betreiben müssen, um die Ozonschicht zu schützen."
Das FCKW in den Industriestaaten zu verbieten, sei Rex zufolge zwar richtig gewesen: Das alljährliche Ozonloch über dem Südpol gehe im Grunde allein auf ihr Konto. Denn dort sei die Stratosphäre im Winter von Natur aus klirrend kalt. Im Nordpolargebiet sehe sie Situation aber anders aus: "Die Chlorverbindungen in der Stratosphäre werden beim Ozonabbau richtig effektiv, wenn die Temperaturen auf sehr niedrige Werte fallen. In der arktischen Winterstratosphäre gehen sie runter auf -78 bis -80 Grad Celsius. Dann können sich bestimmte Wolken bilden, auf deren Oberfläche chemische Prozesse stattfinden, die zum Ozonabbau in Zusammenhang mit den Chlorverbindungen führen können. Diese Sprungtemperatur, die etwa bei -78 Grad Celsius liegt, wird in den vergangenen kalten Wintern zunehmend unterschritten."
Der Trend wird wohl weiter anhalten, auch wenn einzelne Winter vergleichsweise warm ausfallen. Aber tendenziell wird das Stratosphärenklima über der Arktis immer ungünstiger. Markus Rex ist deshalb besorgt: "Wenn es zu Abkühlungen über das bisher beobachtete Maß hinaus kommen sollte, dann würden wir mit sehr starken zusätzlichen Ozonverlusten über das Maß hinaus rechnen können, das wir in der Vergangenheit gesehen haben."
Am Erdboden hat die globale Lufttemperatur im vergangenen Jahrhundert im Schnitt um 0,6 Grad Celsius zugenommen. Die Abkühlung in der Stratosphäre verlief dagegen weitaus steiler, erklärt der Atmosphären- und Geophysiker Martin Dameris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen: "Nach Messungen zum Beispiel vom Meteorologischen Observatorium Hohenpeissenberg wird es pro zehn Jahre in der Stratosphäre um ein halbes Grad kälter - auf 40 Jahre gesehen also zwei Grad kälter."
Dameris arbeitet im Projekt KODYACS an einer Art Ozonschicht-Vorhersage für die Zukunft. Dazu entwickelt er mit weiteren Wissenschaftlern spezielle Computermodelle, die Klima und Luftchemie simulieren. Auch dort lässt sich der Einfluss des Klimawandels beobachten: "Die Modelle sind sich für den Bereich des antarktischen Ozonlochs einig, dass der Treibhauseffekt zu einer Verzögerung bei der Erholung der Ozonschicht um etwa zehn Jahre führt." In der Arktis könnte die Genesung sogar noch länger verzögert werden, denn hier haben ein paar Grad Temperaturunterschied einen viel stärkeren Effekt auf den Ozonabbau.
[Quelle: Volker Mrasek]