Dienstag, 30. April 2024

Studie
Klimawandel bedroht auch ökonomischen Wohlstand

Die Weltwirtschaft könnte einer Studie zufolge durch die Folgen der Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts um rund ein Fünftel einbrechen. Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben berechnet, dass dies auch passieren könnte, wenn der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase künftig drastisch gesenkt würde.

17.04.2024
    Der Rhein bei Düsseldorf hatte extremes Niedrigwasser nach der langen Dürre 2020 (Archivbild).
    Wetterextreme wie Dürren haben auch enorme wirtschaftliche Folgen; hier der Rhein bei Düsseldorf im Jahr 2020 (Archivbild). (picture alliance)
    Falls dies nicht gelingt, wären noch deutlich größere wirtschaftliche Schäden zu erwarten. Diese würden sechsmal höher ausfallen als die bisher veranschlagten Kosten in Höhe von 38 Billionen Dollar pro Jahr für Klimaschutzmaßnahmen, mit denen die Erderwärmung auf maximal zwei Grad begrenzt werden soll.

    Deutsche Wirtschaft könnte um 11 Prozent schrumpfen

    Je nach Region fallen die erwarteten Schäden den Angaben zufolge sehr unterschiedlich aus. Die ärmsten und am wenigsten für den Klimawandel verantwortlichen Länder werde es am schwersten treffen, heißt es. Für Deutschland sagen die Forscher - ebenso wie für die USA - bis zur Mitte des Jahrhunderts ein Schrumpfen der Wirtschaft um 11 Prozent voraus, wenn es gelinge, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter zwei Grad zu begrenzen. Nach Angaben der Vereinten Nationen reichen die bisherigen Klimaschutzpläne dafür jedoch nicht aus. 
    Die Verluste werden laut der Studie durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur. Schäden durch Stürme oder Waldbrände seien hier noch gar nicht eingerechnet und könnten die Verluste weiter erhöhen.

    CO2-Emissionen sofort drastisch reduzieren

    Die Forscherin Leonie Wenz wies darauf hin, dass die erwarteten Schäden Folgen der bereits ausgestoßenen Treibhausgase seien. Um diese abzufedern, brauche es Anpassungsmaßnahmen. Zusätzlich müsse man die CO2-Emissionen sofort drastisch reduzieren. Andernfalls würden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen, warnte Wenz. 
    "Die Dringlichkeit des Handelns kann nicht oft genug betont werden", sagte Matthias Kopp vom Umweltverband WWF Deutschland der Deutschen Presse-Agentur. Je länger man zögere, desto schwieriger und kostspieliger werde es, die Folgen der Klima- und Umweltkrise abzumildern.
    Für die Studie wurden Daten der vergangenen 40 Jahre aus mehr als 1.600 Regionen ausgewertet. Dabei ging es darum, wie Wetterextreme das Wirtschaftswachstum beeinflusst haben. Auf Basis von Klimamodellen wurde errechnet, wie sich diese Wetterextreme voraussichtlich in den kommenden 26 Jahren wirtschaftlich auswirken werden.
    Diese Nachricht wurde am 17.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.