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Klimawandel in Deutschland

Ein unglaublich kalter Winter, und dann die Nachrichten von der drohenden Erderwärmung. Wie passt das zusammen? Droht etwa stattdessen eine Eiszeit? Der Deutsche Wetterdienst hat neue Daten zum Klimawandel in Deutschland veröffentlicht - müssen wir uns jetzt etwa wieder "warm anziehen"?

Von Verena Kemna |
    Wenn warm anziehen bedeutet, sich auf den Klimawandel einzustellen, dann ja. Obwohl viele den vergangenen Winter sicher als besonders kalt empfunden haben, ein einzelner kalter Winter ist für Klimaexperten noch lange kein Beleg für eine Trendwende. Ganz im Gegenteil: Die Temperaturen des vergangenen Jahres bestätigen den Klimawandel. In Deutschland zählt das Jahr 2009 zu den 13 wärmsten Jahren seit 1881. Auch in anderen europäischen Staaten war es im vergangenen Jahr wärmer als im statistischen Durchschnitt. Weltweit ist das Jahr 2009 zwar kein Jahr der Rekorde, doch am Trend ändert das nichts, meint Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes.

    "Es gilt nach wie vor die wissenschaftliche Aussage des Weltklimarates. Auch die Klimaskeptiker konnten das nicht widerlegen, was der Klimarat dort wissenschaftlich erarbeitet hat und unsere Messungen zeigen, dass die letzte Dekade überhaupt die wärmste war, seit wir hier in Deutschland Klima aufzeichnen. Insofern muss man sagen, der Klimawandel geht weiter. "

    Mit deutlichen Folgen, auf die sich vor allem Landwirte einstellen müssen. Nach Einschätzung der Experten des Deutschen Wetterdienstes werden sie im Verlauf dieses Jahrhunderts immer häufiger neue Pflanzenarten wie Hirse oder Sudan-Gras anpflanzen. Regional werden die Erträge in milden Wintern vermutlich sinken. Es fehlen die positiven Folgen lang anhaltender Frostperioden, die helfen, das Erdreich aufzulockern. Auch müssen sich die Landwirte auf wachsenden Schädlingsbefall einstellen. Aber dort, wo die Bodenqualität gut ist, wo Wasser ausreichend vorhanden ist, profitieren Landwirte von höheren Temperaturen und höheren CO 2 Emissionen. Die Pflanzen wachsen schneller, können mehrmals im Jahr geerntet werden. Grundsätzlich, so die Prognose des Deutschen Wetterdienstes zählen die Landwirte in Nordeuropa zu den Profiteuren des Klimawandels.

    "Wir werden eine Erwärmung bekommen, wir werden im Winter mildere Winter haben, wir werden mehr Niederschläge haben, die Sommer werden trockener und es wird, gerade auch für den Nordosten Deutschlands wesentlich trockener werden und das ist etwas, was gerade für die Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist."

    In Deutschland wird der Klimawandel auch die Wälder verändern. Gerhard Müller-Westermeyer, beim Deutschen Wetterdienst zuständig für Klimaanalyse.

    "Es wird auch dahin gehen, dass die Nadelbäume, vor allem die Fichten, die man ja früher in großem Stil als Monokultur angebaut hat, immer mehr zurück gedrängt werden weil die es kühl und feucht mögen. Dafür kommen dann wärmeliebendere meistens laubabwerfende Pflanzen, also Eichen, Buchen oder Bäume, die wir nur aus dem Mittelmeer kennen. Palmen werden bei uns nicht auftauchen weil es immer mal einen kalten Winter mit kräftigem Frost geben wird und das ist dann zuviel für Palmen."

    Noch in diesem Jahr wird der Deutsche Wetterdienst ein Klimarechenzentrum in Betrieb nehmen, um für Deutschland ein regionales Klimamodell zu erstellen. Ein ambitioniertes Vorhaben, das die Klimadaten im Klimaatlas Deutschland ergänzen soll, so der Wissenschaftler.

    "Da gibt es ja schon solche Karten für die Mittelperiode 2020 bis 2050 und 2050 bis 2100. Wir wollen das dann auch zeitlich noch feiner auflösen, nämlich nicht nur auf 30 sondern auf 10 Jahre. Das wird allerdings dann schon sehr schwierig weil wir dann schon wieder in den Bereich der Wettervorhersagen kommen, wo der Zufall sehr mitspielt."

    Klimadaten bis ins Jahr 2100 sollen so für jeden zugänglich im Internet abrufbar sein.