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Klimaziele erreichen
Autofahren teurer machen, Bahnverkehr ausbauen

Dass Deutschland beim Klimaschutz den eigenen Plänen weit hinterherhinkt, liegt auch am Verkehr: Hier muss bis 2030 am meisten passieren, um die Ziele noch einhalten zu können. Laut einer Studie wären dazu harte Maßnahmen nötig - etwa strenge Vorgaben für neue Autos oder eine hohe PKW-Maut.

Von Alex Krämer | 31.08.2018
    Ein ICE fährt 2002 wenige Tage vor der Öffnung der ICE Strecke Frankfurt - Köln eine Testfahrt entlang der A3 bei Dierdorf.
    Bahn oder Autobahn? - Laut Verein "Agora Verkehrswende" eine entscheidende Frage für die Einhaltung der Klimaschutz-Ziele (dpa / Ulrich Baumgarten)
    Der Verkehr ist der Bereich, in dem sich in Deutschland beim Klimaschutz am wenigsten getan hat. Aktuell stoßen Autos und vor allem Laster sogar mehr Treibhausgase aus als 1990 - 2030 müssten es aber 40 Prozent weniger sein als damals. Deshalb sagt auch die Kanzlerin: Hier muss was passieren.
    "Wir brauchen eine Verkehrswende, das ist ja ganz klar, wir werden schrittweise die neue Mobilität einführen."
    Nur wie? Studien-Macherin Wiebke Zimmer vom Öko-Institut hat untersucht, was wirklich etwas bringen könnte.
    "Das ist bei den technischen Maßnahmen noch relativ einfach, da kann man sagen, wir haben so und so viel Elektrofahrzeuge, oder wir haben eine bestimmte Effizienzsteigerung bei den PKW, das lässt sich relativ leicht berechnen."
    Bei höheren Energie-Steuern oder einer Maut für PKW von ein paar Cent pro Kilometer sind die Auswirkungen schon schwerer vorherzusagen - hier schauen die Wissenschaftler zum Beispiel, wann Benzin schon mal deutlich teurer geworden ist und wie das damals den Verkehr beeinflusst hat.
    Mix aus unterschiedlich harten Schritten
    Das Ergebnis der Berechnungen: Das deutsche Klimaziel ist durchaus zu schaffen. Sehr wirksam wären zum Beispiel superstrenge Vorgaben für neue Autos oder eine hohe PKW-Maut. Beides, wenn es rigoros durchgezogen wird, allerdings politisch schwer umzusetzen.
    Christian Hochfeld vom Verein "Agora Verkehrswende", der sich für einen klimafreundlichen Verkehr einsetzt, plädiert deshalb für einen Mix verschiedener, nicht ganz so harter Schritte. Technische Vorgaben, plus Abgaben, die Auto- und vor allem LKW-Fahren teurer machen, plus Ausbau von Bahn- und Radverkehr.
    "Eine einzelne Maßnahme wird uns nicht dem Klimaschutz-Ziel sehr nahe bringen."
    Hier ein wirksames Päckchen zu schnüren, ist Aufgabe der Experten-Kommission, die Verkehrsminister Scheuer laut Koalitionsvertrag bald einsetzen muss.
    Christian Hochfeld: "Ich sehe darin eine zentrale Institution, die über Wohl und Leid des Klimaschutz' im Verkehr entscheidet in der Zukunft."
    Autos als entscheidender Faktor für ein Klimaschutz-Gesetz
    Ergebnisse müssen schon nächstes Jahr vorliegen, weil dann ein verbindliches Klimaschutz-Gesetz auf den Weg gebracht werden soll. Ein entscheidender Baustein wären aus Hochfelds Sicht strengere Vorgaben für den Kohlendioxidausstoß von Autos. Bisher plant die Europäische Union, den Ausstoß bis 2030 um ein Drittel zu verringern. Bundesumweltministerin Schulze will deutlich mehr: eine Reduktion um die Hälfte; sie stößt dabei aber auf den Widerstand des Verkehrsministers - viel auszuhandeln also in der Kommission.
    "Das wird auch ein ziemlicher Ritt", erwartet Angela Merkel. Im Autoland Deutschland dürfte der Umbau des Verkehrs noch schwieriger werden als der umstrittene Ausstieg aus der Braunkohle.
    Das Wort Verkehrswende, das der Kanzlerin schon recht flüssig über die Lippen geht, nimmt der zuständige Verkehrsminister Scheuer jedenfalls lieber nicht in den Mund.