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Klingende Kasse?

Wie hoch die spätere Rente ausfällt, darum machen sich viele Akademiker, die am Anfang ihres Berufsweges stehen, keine Gedanken. Doch wer einmal genau nachrechnet, dem könnte der Schreck in die Knochen fahren.

    Ein Beitrag von Jens Rosbach

    Also ich hab mir eigentlich nie einen Kopf um Rente gemacht, weil ich ja dachte so was betrifft mich nicht und ich bin ja noch jung und das ist ja erst in 500.000 Jahren oder so. Aber da jetzt alle von Rente reden, da ich ja jetzt auch schon länger arbeite und ich immer sehe, was ich zahlen muß, frage ich mich jetzt doch schon langsam, wie viel ich irgendwann bekommen werde und ob sich das alles lohnt und ob ich nicht irgendwann alt und klapprig (in meinem Rollstuhl) verhungern muss.

    Heidrun Fehl wird bestimmt nicht verhungern. Aber wieviel Rente bekommt die 29jährige Sozialpädagogin aus Berlin später wirklich auf die Hand? Wir rechnen einmal durch

    Und zwar von Anfang an.

    Von 1991 bis 1993 hab ich ne Ausbildung gemacht zur Fremdsprachensekretärin, weil ich mich für Sprachen interessiere und weil ich etwas Handfestes haben wollte, worauf ich immer wieder zurückgreifen kann.

    Heidrun Fehl erhielt monatlich rund 1000 Euro Ausbildungsgeld. Wie viel Rente entspricht das? Fragen wir Rainer Helbing von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte.

    Hier muss man zunächst davon ausgehen, dass eine Berufsausbildung eine ganz normale Arbeitszeit ist. Das heißt also, hier müssen Beiträge entrichtet werden sowohl vom Arbeitgeber und auch vom Arbeitnehmer, jeweils zur Hälfte. Das bedeutet also, dass hier in diesem Fall eine Rente von monatlich rund 15 Euro herauskommen würde und zwar berechnet nach der jetzigen Kaufkraft.

    Dann war ich in Frankfurt, als Sekretärin, so richtig als Sekretärin, wie man sich das so vorstellt und da hab ich dann auch ziemlich bald aufgehört, weil ich überhaupt kein Bock hatte auf: Frau Fehl zum Diktat bitte!

    Drei Jahre lang hatte Heidrun Fehl Maschine getippt und Kaffee gekocht – und dabei ganz normal in die Rentenkasse eingezahlt, entsprechend dem Gehalt.

    Dachte, okay, dann fange ich ein Studium an der FH Fulda an und rutsche mal in bisschen in den sozialen Bereich rein und guck mal was da so abgeht.

    Also wenn sich hier im Anschluss an die Arbeit als Fremdsprachensekretärin ein Studium noch mal anschließt, dann wird zunächst dieses Studium mit drei Jahren tatsächlich rentensteigernd angerechnet. Das heißt, man bekommt für diese Zeit rund 58 Euro monatliche Rente nach heutigem Kaufkraftwert noch mal dazu.

    Grundsätzlich zahlt die Rentenkasse für maximal drei Jahre Schule oder Studium eine Pauschale in den Pensionstopf des jeweiligen Jugendlichen ein – und zwar ab dem 17. Lebensjahr. Gehen bereits zwei Jahre für das Abi drauf, bleibt also nur noch ein Jahr übrig für ein Studium. Die Pauschale wird jedes Jahr neu berechnet, nach einem komplizierten Schlüssel.

    Wie viel Rente bekommt Heidrun Fehl nun weniger, weil sie Sozialpädagogik studiert – und eben nicht als Sekretärin weiter gerackert hat? Genau 80 Euro pro Monat.

    Also wenn ich mir vorstelle, dass ich dann sowenig Rente bekomme pro Monat, da überleg ich dann schon, dass ich mir mein Studium hätte sparen können, und lieber hätte durcharbeiten sollen.

    Die Bundesversicherungsanstalt gibt aber Entwarnung für die meisten Akademiker.

    Akademiker haben natürlich meistens die Chance, auf dem Arbeitsmarkt eine höheres Entgeld, ein höheres Honorar zu erzielen, als solche, die eben nicht studiert haben. Das heißt, sie werden selbstverständlicher weise dann hinterher auch eine höhere Rente haben. Obwohl sie weniger Jahre in der Arbeitsausübung haben.

    Aber es geht nicht allein um das Geld auf dem Rentenkonto. Auch die Arbeitsjahre zählen. Wer etwa schon mit 63 Jahren in die "Altersrente für langjährig Versicherte" gehen will, muss 35 Jahre Tätigkeit nachweisen können. Von diesen 35 Jahren kann wiederum die Studienzeit abgezogen werden – maximal acht Jahre. Für bestimmte Berufe gibt es sogar vorgeschriebene Altersgrenzen, wie für Bergarbeiter oder auch Piloten. Aber das ist Verhandlungssache.

    Im Zivilluftverkehr werden Piloten ab dem 55. Lebensjahr nicht mehr flugtauglich geschrieben, sie haben aber noch keinen Anspruch auf eine gesetzliche Rente. So dass alle Regelungen bezüglich Vorruhestandszahlungen oder sonstige Ausgleichszahlungen tarifvertraglich geregelt sind. Das hat also mit der gesetzlichen Rente nichts zu tun.

    Wie viel Rente bekäme nun unsere Sozialpädagogin Heidrun Fehl - bei ihrem Werdegang und bei einem Durchschnittsverdienst von derzeit 2400 Euro brutto? 1150 Euro würde sie später monatlich kriegen. Bisschen wenig, meint die Akademikerin.

    Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, dass ich in irgend ein Pflegeheim muß, dann reicht das Geld hinten und vorne nicht. Also muss ich mir jetzt auch noch was zusammensparen, weil die Rente reicht dann nicht.