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Klonen für die Therapie

In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz jegliche Forschung an Embryonen. Doch in anderen Ländern arbeiten Wissenschaftler daran, embryonale Stammzellen aus einem geklonten menschlichen Embryo zu gewinnen. Mit Hilfe dieser Stammzellen will man neue Therapien entwickeln, gelungen ist das Klonen allerdings noch nicht.

Von Volkart Wildermuth |
    " Ob es uns je gelingen wird Patienten spezifische Zellen für die Therapie zu erzeugen ist fraglich. Aber wir könnten in den nächsten Jahren Stammzellen von Menschen mit Erbkrankheiten gewinnen, und die sind für die Forschung sehr wertvoll. "

    An ihnen sollte sich die Entstehung dieser Krankheiten sozusagen im Reagenzglas verfolgen lassen. Dr. Megan Munsie, die heute am Australian Stem Cell Centre forscht, hat das Konzept des Forschungsklonens als Erste in die Tat umgesetzt. In einem ersten Schritt verjüngte sie einen Zellkern einer ausgewachsenen Maus. Als Jungbrunnen für diese Reprogrammierung nutzte die Forscherin eine Eizelle, deren eigenes Erbgut zuvor entfernt wurde. In dieser frischen Umgebung übernahm die alte DNA schnell die Kontrolle, die neu geschaffene Zelle teilte und entwickelte sich. Doch nach wenigen Tagen begann Megan Munsie mit Schritt zwei: aus dem neu geschaffenen Mausembryo isolierte sie die Embryonalen Stammzellen und vermehrte sie in der Petrischale immer weiter als Rohstoff für die Forschung.

    " Ich habe meine Arbeit im Jahr 2000 veröffentlicht. Seitdem wurde die Methode in mehreren Tierarten angewandt, aber bis heute hat es niemand geschafft, embryonale Stammzellen aus einem geklonten menschlichen Embryo zu gewinnen. Es arbeiten aber mehrere erfahrene Labors auf diesem Feld, ich rechne schon bald mit einem Durchbruch. "

    Diese Labors sind derzeit vor allem in Asien zu finden, in den USA, Großbritannien und Schweden. Australien und Spanien haben gerade Gesetze verabschiedet, die das Forschungsklonen mit menschlichen Zellen unter strengen Auflagen gestatten. In Valencia will der serbische Tiermediziner Dr. Miodrag Stojkovic einen Antrag stellen. Dabei macht ihm eine Meldung aus den USA Mut. Es gibt noch keine ausführliche Veröffentlichung aber in Oregon soll das Forschungsklonen bei Rhesusaffen gelungen sein.


    " Die Wissenschaftler konnten embryonale Stammzellen aus einem geklonten Affenembryo gewinnen. Die Frühentwicklung von Affen und Menschen ist sehr ähnlich, das ist ein Schritt hin auch zu einem Kerntransfern also zum Klonen bei menschlichen Zellen. "

    Der entscheidende Fortschritt besteht in einer schonenden Methode, den Kern der Eizelle zu entfernen. Sobald Miodrag Stojkovic die Genehmigung hat, wird er versuchen, diesen Trick auf menschliche Zellen zu übertragen. Dafür aber benötigt er menschliche Eizellen, und die sind kaum zu bekommen. Eizellen werden nach einer Hormonbehandlung bei einer kleinen Operation gewonnen. Bislang finden sich kaum Frauen, die diesen Eingriff nur zum Wohle der Forschung über sich ergehen lassen. Kürzlich berichteten Wissenschaftler aus Harvard aber, dass sich zumindest bei Mäusen auch schon befruchtete Eizellen für die Klonmethode eignen.

    " Ich glaube, das würde die Dinge wirklich ändern. In den USA frieren viele Paare bei einer künstlichen Befruchtung überzählige befruchtete Eizellen ein. Wenn sie sie nicht mehr benötigen, könnten sie bereit sei, sie für das Forschungsklonen zu spenden. Solche befruchteten Eizellen könnten viel leichter verfügbar sein, als unbefruchtete Eizellen. "

    Das könnte dem Forschungsklonen den entscheidenden Schub geben, meint Megan Munsie, denn nur wenn genug Ausgangsmaterial verfügbar ist, kann es gelingen, auch für menschliche Zellen verlässliche Wege des Forschungsklonens zu entwickeln. Allerdings werden auch bei dieser Klonvariante erst Embryonen erzeugt, um sie dann bei der Gewinnung der embryonalen Stammzellen gleich wieder zu zerstören. Eine ethisch unproblematische Alternative besteht darin, erst gar keinen Embryo zu erzeugen, sondern die alte DNA direkt mit den Methoden der Gentechnik zu verjüngen. Bei Mäusen ist es inzwischen mehrfach gelungen, Hautzellen in einen quasi embryonalen Zustand zurückzuversetzen, in dem man vier Gene künstlich aktivierte. Das auf den Menschen zu übertragen ist allerdings ist nicht ohne Risiko, so Miodrag Stojkovic.

    " Wir sollten nicht vergessen, dass zwei dieser Gene Krebs auslösen können. Es gibt einfach noch viel zu tun. Es wird lange dauern, bis wir den besten Weg zur Verjüngung von Zellen gefunden haben wir sollten alle Alternativen erforschen, das Forschungsklonen, die genetischen Techniken und auch Wachstumsfaktoren. Am Ende wird sich die beste Methode durchsetzen. "

    Auf dem Weg werden die Forscher vieles über die Verjüngung menschlicher Zellen herausfinden. Wissen, dass sich auch auf dem Feld des Reproduktiven Klonens, dem Klonen von Babys einsetzen lässt.


    " Ich glaube aber nicht, dass das reproduktive Klonen jemals sicher sein wird. Die Tierversuche zeigen, dass die Chance, eine Schwangerschaft zu erreichen sehr gering sind und das viele Babys sterben. Wer behauptet, er könne Menschen klonen wird schon aus praktischen Gründen für große Enttäuschungen sorgen. "


    Megan Munsie und Miodrag Stojkovic halten es für falsch, aus Angst vor dem reproduktiven Klonen gleich die ganze Forschungsrichtung zu verbieten. Auch in Australien und Spanien gab es aber bei der Debatte der entsprechenden Gesetze kritische Fragen.

    " Wenn man den Forscher einmal erlaubt, einen Embryo zu klonen, was kann sie dann stoppen? Werden sie nicht weiter gehen wollen? Ich habe da mehr Vertrauen in die Forscher, In Australien ist es erlaubt Embryonen zu erzeugen, aber es ist verboten, mit ihnen eine Schwangerschaft zu beginnen. Das scheint mir die richtige Ebene der Gesetzgebung zu sein. "

    In Deutschland stellt sich diese Frage nicht. Hier verbietet das Embryonenschutzgesetz jegliche Forschung an Embryonen.