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Kluft zur Fußball-Fanszene

Am Ende waren alle froh. Innenpolitik, Polizei und auch die meisten Vereinsvertreter zeigten sich erfreut, dass auf der Mitgliederversammlung der DFL die Entscheidung für das sogenannte "Sicherheitskonzept" gefallen war. Nur die organisierten Fans fühlten sich danach als Verlierer und kündigten teilweise neue Proteste gegen die neuen Sicherheitsvorschriften an. Vor dem kommenden Spieltag stellt sich nun die Frage, was in den Stadien geschehen könnte.

Von Bastian Rudde |
    Nach der Mitgliederversammlung ist vor dem nächsten Spiel. Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte geht davon aus, dass die Tribüne am letzten Bundesligaspieltag der Hinrunde und nächste Woche im DFB-Pokal auf die neuen Sicherheitsvorschriften der DFL reagieren wird.

    "Mich würde es überraschen, wenn es keine Aktionen geben würde. Auch weil von Fanseite diese Debatte ja symbolisch überhöht worden ist. Die können – in Anführungsstrichen gesprochen – gar nicht anders, als weiter zu demonstrieren."

    An den vergangenen drei Spieltagen hatten organisierte Fans in der gesamten Bundesliga gemeinschaftlich 12 Minuten und 12 Sekunden geschwiegen. Stiller Protest gegen ein nun beschlossenes Konzept, an dessen Entstehung sie kaum beteiligt wurden. Im Stadion könnte es stärkere Personenkontrollen und ausführlichereVideoüberwachung bedeuten. Vor allem aber kann der Heimverein unter bestimmten Bedingungen das Gästekartenkontingent verkleinern. Besonders das kritisieren die Fans weiterhin und wollen dagegen nun wahrscheinlich wieder – schweigen. Philipp Markhardt, Sprecher der Organisation ProFans.

    "Die Fans würden jetzt eigentlich am letzten Spieltag noch mal gerne komplett Gas geben, aber das ist so einfach nicht möglich. Es läuft darauf hinaus, dass jetzt noch einmal die 12:12-Geschichte laufen wird. Und dann ist zum Glück Winterpause und dann werden wir mal sehen, ob wir in der Rückrunde dann noch etwas unternehmen."

    Zur Saison 2013/14 sollen die neuen Sicherheitsvorschriften greifen. Manche Vereine wie der Hamburger SV hätten sich mehr Zeit gewünscht, um sie zu diskutieren. Die Zweitligisten Union Berlin und St. Pauli lehnten sie auf der DFL-Mitgliederversammlung komplett ab. Es scheint so, als ob ein verabschiedetes Konzept nicht zwangsläufig das Ende einer langen Debatte bedeutet. Die hat nach Meinung von Fanprojekt-Koordinator Michael Gabriel ein großes Misstrauen geschaffen zwischen dem deutschen Fußball und seinen Fans.

    "Und aus unserer Perspektive müsste es allererstes anliegen des Fußballs sein, zu überlegen, wie diese Kluft zur Fanszene, wie die kleiner werden oder besser gesagt sogar überwunden werden kann."