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Kluge Köpfe im Angebot

Das Familienunternehmen Ferchau aus Gummersbach ist Deutschlands Marktführer für Ingenieurdienstleistungen. Es verleiht Techniker, Zeichner und Ingenieure und übernimmt sogar komplette Projekte. Kunden sind vor allem mittelständische Unternehmen.

Von Dietmar Reiche | 14.12.2007
    "Die Kabelführung ist überwiegend Kunststofftechnik. Ich habe mich auf diesen Bereich spezialisiert und da werde ich auch überwiegend eingesetzt."

    Kurt Tanda kam bislang jeden Tag in die Maschinenhalle des Familienunternehmens Pflitsch. Hier, beim Spezialanbieter für Kabelführungen in Hückeswagen im Bergischen Land, riecht es nach Öl, wenn Fräs- und Spritzgussmaschinen Kunststoffteile in Form bringen. Kurt Tanda hat bei Pflitsch zwei Jahre lang Konstruktionszeichnungen digitalisiert, ohne selbst jedoch Mitarbeiter von Pflitsch zu sein. Nun ist das Projekt beendet. Pflitsch mit seinen 200 Beschäftigten verkauft weltweit Kabelführungen. Die Maschinen laufen im Drei-Schicht-Betrieb, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und dennoch entschied sich Betriebsleiter Volker Jung gegen eine Festanstellung. Er holte sich mit Kurt Tanda Hilfe vom Ingenieurdienstleister Ferchau.

    "Man weiß ja manchmal zu Beginn eines Projektes nicht, wie lange es dauert. Sind es nun drei Wochen oder drei Monate? Und daher bedient man sich lieber - in diesem Fall ist es Ferchau - eines Ingenieursbüros, das viele Kenntnisse mitbringt. Wenn man sich hingegen auf dem freien Markt umschaut, ist unklar, wann und welche Person man bekommt. Und was macht man dann mit den Personen in drei oder fünf Monaten? Deshalb nutzen wir eben dieses Personal-Leasing."

    Genau das bietet Ferchau. Der Ingenieurdienstleister aus Gummersbach verleiht Techniker, Zeichner und Ingenieure oder übernimmt sogar komplette Projekte. Kunden sind vor allem mittelständische Unternehmen. Ferchau versorgt sie mit Fachkräften, wenn deren Personalkapazitäten erschöpft sind. Die Auswahl ist groß. Über 3600 Mitarbeiter beschäftigt Ferchau an 40 Standorten - immer nah beim Kunden. Das Unternehmen sieht sich als Marktführer für Ingenieurdienstleistungen in Deutschland und ist darüber hinaus in allen Branchen zu Hause: Im Anlagen- und Stahlbau, in der Elektro- und Informationstechnik, im Maschinenbau oder der Luftfahrttechnik.

    Werbetrailer: "Willkommen im Bereich der Technischen Innovation - willkommen bei Ferchau"

    heißt es im Werbevideo. Ferchau - das ist eine Welt der Zahlen und Technik. Das Unternehmen hat die Arbeitsteilung im Ingenieurwesen perfektioniert, hilft den Kunden bei der Planung und Entwicklung kompletter Projekte.

    Von der Gummersbacher Firmenzentrale steuert der 43-jährige Junior-Chef mit seinem Management-Team das Unternehmen.

    "Natürlich ist es momentan so, dass wir operativ stark getrieben werden, aber es gibt schlimmere Probleme,"

    untertreibt Frank Ferchau. Das Unternehmen wächst rasant, der Umsatz glänzt mit zweistelligen Zuwachsraten - allein im vergangenen Jahr waren es über 260 Millionen Euro. Innerhalb von zwölf Monaten hat das Unternehmen den Personalbestand um ein Drittel auf 3860 erhöht.

    Das Unternehmen investiert viel Geld in die Aus- und Weiterbildung, aber auch in die Personal-Anwerbung. Das Durchschnittsalter: 35 Jahre.
    Aber es geht auch älter.

    "Wir stellen gerne erfahrene Ingenieure ein. Wir hatten ja auch mal vor zwei, drei Jahren diese Anzeigenkampagne "Suchen alte Hasen mit Biss". In der Regel sind die Ferchau-Zielgruppen Absolventen und Young Professionals, auch wenn der Anteil der erfahrenen Mitarbeiter - ich möchte mal die über 40-jährigen nennen - überproportional zunimmt. Es sind ungefähr zehn Prozent der Beschäftigten."
    Bei seinen Zeitarbeitern spart Ferchau nicht an den Löhnen. Allerdings orientiert sich das Unternehmen am Lohnniveau seiner Kunden - und das sind vor allem kostenbewusste Mittelständler:

    "Es gibt eben keinen Porsche in Gummersbach, es gibt keinen Daimler in Oberbankenberg, sondern da gibt es eben andere Unternehmen. Der Rekrutierungswettbewerb findet nicht zwischen den Ferchaus und Porsches statt, weil der auf Dauer sehr einseitig wäre. Der tatsächliche Rekrutierungswettbewerb in der Republik findet im Mittelstand statt und da sind wir auf Augenhöhe."

    Trotzdem: Auch Ferchau spürt den Fachkräftemangel. Über 1200 Jobangebote finden sich auf der Webseite der Firma.

    Firmenvideo: "Sie wollen durchstarten. Nutzen Sie Ihre Chance. Wir freuen uns auf Sie."

    Eine Strategie: Ferchua sucht und hält den engen Kontakt zur Fachhochschule in Gummersbach. Hier werden Informatiker und Ingenieure ausgebildet. Ferchau lockt die klugen Köpfe, bevor die Wettbewerber kommen, präsentiert sich jedoch auch an anderen Universitäten und Fachhochschulen im gesamten Bundesgebiet.
    Erfolge in der Personalanwerbung und -entwicklung sind für Ferchau auch deshalb wichtig, weil sie auch von anderen geschätzt werden. Vor allem von den Kunden. Denn diese werben die Experten gerne ab. Zahlen zur Fluktuation nennt Ferchau nicht, aber:

    "Wir tun alles dafür, dass die Mitarbeiter möglichst lange bei Ferchau bleiben. Ich denke, man darf da nicht naiv sein, dass dem einen oder anderen, früher oder später, eine attraktive Position beim Kunden angeboten wird, dass er darüber nachdenkt: Ich habe jetzt Luftfahrt , Mechanik, Sondermaschinen- und Automobilbau gemacht, ich habe jetzt alles gesehen, dass er dann sagt: ja das mache ich. Das kommt öfters als einmal bei Ferchau vor."
    Auch Projektleiter Kurt Tanda wurde schon abgeworben. Zweimal sogar, sagt Tanda. Er wollte einfach wissen, wie es auf der Kundenseite läuft, kam aber wieder zurück zu Ferchau. Ihn lockte das, was Ferchau bewusst einsetzt, um die Abwanderung in Grenzen zu halten: betriebliche Weiterbildung, eigenverantwortliches Arbeiten, wechselnde Einsätze im gesamten Bundesgebiet oder die Möglichkeit, etwa als Ingenieur auch in einer bislang unbekannten Sparte zu arbeiten. Das überzeugt selbst solche Mitarbeiter, die - wie Kurt Tanda - Ferchau schon zweimal den Rücken kehrten - und wieder zurück kamen.