In seiner fünfunddreißigjährigen Laufbahn beim Energieministerium hat er niemals eine Aufgabe übertragen bekommen, die so schwer zu lösen war wie diese, sagt Pier Oddone, der Direktor des Fermilabs in Batavia im Bundesstaat Illinois. Und eine frohe Botschaft ist es wirklich nicht gewesen, die er wenige Tage vor Weihnachten seinen versammelten Mitarbeitern zu verkünden hatte: Die Teilchenforscher an dem Vorzeigeinstitut werden im Finanzjahr 2008 mit 52 Millionen Dollar weniger als erwartet auskommen müssen.
"Leider – und das tut wirklich weh - müssen wir unsere Belegschaft im Labor verringern, um die Kürzungen aufzufangen. Das Ausmaß des Problems beträgt zweihundert Vollzeitstellen. Um die Belastung zu verringern und zu verteilen, werden wir Anfang Februar einen unbezahlten Urlaub von ungefähr zwei Tagen pro Monat einführen."
Von den Kürzungen betroffen sind auch internationale Forschungsprojekte, zum Beispiel der geplante Teilchenbeschleuniger ILC, International Linear Collider, mit dem die Eigenschaften von Elementarteilchen vermessen werden sollen. Um ganze 75 Prozent wurden die Fördermittel hier zusammengestrichen – von 60 Millionen auf 15 Millionen. Die amerikanische Finanzierung für den internationalen Fusionsreaktor Iter, der zurzeit in Frankreich entsteht, wurde ganz gekappt. Die Existenz des Mammutprojektes, das vielleicht den Weg weisen könnte zu einer Energiequelle der Zukunft, ist deshalb nicht gefährdet. Nur knapp zehn Prozent des Iter-Haushaltes kommen aus den USA. Den Rest übernehmen die Europäische Union, Japan, China, Indien, Russland und Südkorea. Aber: Ein fatales Signal für die weltweite Forschergemeinschaft ist die Budgetkürzung doch. So sieht es zumindest Michael Lubell, Physikprofessor und Sprecher der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft, APS:
"Was signalisieren wir denn damit unseren internationalen Partnern? 'Ihr müsst das selbst bezahlen, verlasst Euch nicht auf die Vereinigten Staaten.' Das ist die Botschaft, die dabei rüber kommt. Und das beschädigt die amerikanische Glaubwürdigkeit in einem unvorstellbaren Maß - in allen möglichen internationalen Forschungsprojekten."
Andere Regierungsbehörden im Wissenschaftsbereich sind besser weggekommen, zum Beispiel das Nationale Gesundheitsinstitut NIH und die Nationale Wissenschaftsstiftung NSF. Ihre Finanzsummen wurden leicht erhöht, aber meistens bloß im Rahmen der Inflationsrate. Zu dem Desaster für die amerikanischen Grundlagenforscher war es gekommen, als sich der Kongress und das Weiße Haus nicht auf die Höhe der staatlichen Finanzmittel einigen konnten, die mit einem einzigen Beschluss an insgesamt elf verschiedene Ministerien verteilt werden sollten. Präsident Bush hatte sein Veto eingelegt gegen den Entwurf, den der demokratisch dominierte Kongress im Herbst präsentiert hatte. Und bei den anschließenden Kürzungen blieben unter anderem die Physiker auf der Strecke. Aber: Es gibt auch wissenschaftliche Projekte in diesem Jahr, die durchaus zu den Gewinnern zählen.
"In diesem Jahr sind viele Fördermittel in Projekte geflossen, die einen unmittelbaren Nutzen zeigen. Bioethanol aus Mais zum Beispiel. Die Verbesserung von Solarzellen. Denn jemand, der sich um politisches Amt bewirbt, kann argumentieren: In einem Jahr hat sich das wieder ausgezahlt."
Allerdings gibt Michael Lubell auch zu bedenken, dass Grundlagenforschung sich genauso rentieren kann, aber meistens erst nach fünf, nach zehn oder noch mehr Jahren. Und das sei kein Zeitraum, in dem Politiker denken. So bleibt für den Physiker zunächst nur übrig, sich um Schadensbegrenzung zu bemühen.
"Wir hoffen, dass sich in den nächsten Monaten eine Gelegenheit ergeben könnte, ein paar der schlimmsten Folgen der Kürzungen abzufedern. Wir werden versuchen, eine Notfall-Finanzierung zu bekommen für jene Projekte, die ansonsten wohl unrettbar verloren wären. Iter gehört dazu. Und die Teilchenbeschleuniger, die hochintensive Röntgenstrahlung erzeugen. Ob wir damit Erfolg haben werden, kann ich ehrlich gesagt noch nicht absehen. Dazu ist es noch zu früh."
"Leider – und das tut wirklich weh - müssen wir unsere Belegschaft im Labor verringern, um die Kürzungen aufzufangen. Das Ausmaß des Problems beträgt zweihundert Vollzeitstellen. Um die Belastung zu verringern und zu verteilen, werden wir Anfang Februar einen unbezahlten Urlaub von ungefähr zwei Tagen pro Monat einführen."
Von den Kürzungen betroffen sind auch internationale Forschungsprojekte, zum Beispiel der geplante Teilchenbeschleuniger ILC, International Linear Collider, mit dem die Eigenschaften von Elementarteilchen vermessen werden sollen. Um ganze 75 Prozent wurden die Fördermittel hier zusammengestrichen – von 60 Millionen auf 15 Millionen. Die amerikanische Finanzierung für den internationalen Fusionsreaktor Iter, der zurzeit in Frankreich entsteht, wurde ganz gekappt. Die Existenz des Mammutprojektes, das vielleicht den Weg weisen könnte zu einer Energiequelle der Zukunft, ist deshalb nicht gefährdet. Nur knapp zehn Prozent des Iter-Haushaltes kommen aus den USA. Den Rest übernehmen die Europäische Union, Japan, China, Indien, Russland und Südkorea. Aber: Ein fatales Signal für die weltweite Forschergemeinschaft ist die Budgetkürzung doch. So sieht es zumindest Michael Lubell, Physikprofessor und Sprecher der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft, APS:
"Was signalisieren wir denn damit unseren internationalen Partnern? 'Ihr müsst das selbst bezahlen, verlasst Euch nicht auf die Vereinigten Staaten.' Das ist die Botschaft, die dabei rüber kommt. Und das beschädigt die amerikanische Glaubwürdigkeit in einem unvorstellbaren Maß - in allen möglichen internationalen Forschungsprojekten."
Andere Regierungsbehörden im Wissenschaftsbereich sind besser weggekommen, zum Beispiel das Nationale Gesundheitsinstitut NIH und die Nationale Wissenschaftsstiftung NSF. Ihre Finanzsummen wurden leicht erhöht, aber meistens bloß im Rahmen der Inflationsrate. Zu dem Desaster für die amerikanischen Grundlagenforscher war es gekommen, als sich der Kongress und das Weiße Haus nicht auf die Höhe der staatlichen Finanzmittel einigen konnten, die mit einem einzigen Beschluss an insgesamt elf verschiedene Ministerien verteilt werden sollten. Präsident Bush hatte sein Veto eingelegt gegen den Entwurf, den der demokratisch dominierte Kongress im Herbst präsentiert hatte. Und bei den anschließenden Kürzungen blieben unter anderem die Physiker auf der Strecke. Aber: Es gibt auch wissenschaftliche Projekte in diesem Jahr, die durchaus zu den Gewinnern zählen.
"In diesem Jahr sind viele Fördermittel in Projekte geflossen, die einen unmittelbaren Nutzen zeigen. Bioethanol aus Mais zum Beispiel. Die Verbesserung von Solarzellen. Denn jemand, der sich um politisches Amt bewirbt, kann argumentieren: In einem Jahr hat sich das wieder ausgezahlt."
Allerdings gibt Michael Lubell auch zu bedenken, dass Grundlagenforschung sich genauso rentieren kann, aber meistens erst nach fünf, nach zehn oder noch mehr Jahren. Und das sei kein Zeitraum, in dem Politiker denken. So bleibt für den Physiker zunächst nur übrig, sich um Schadensbegrenzung zu bemühen.
"Wir hoffen, dass sich in den nächsten Monaten eine Gelegenheit ergeben könnte, ein paar der schlimmsten Folgen der Kürzungen abzufedern. Wir werden versuchen, eine Notfall-Finanzierung zu bekommen für jene Projekte, die ansonsten wohl unrettbar verloren wären. Iter gehört dazu. Und die Teilchenbeschleuniger, die hochintensive Röntgenstrahlung erzeugen. Ob wir damit Erfolg haben werden, kann ich ehrlich gesagt noch nicht absehen. Dazu ist es noch zu früh."