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Knietief im Dispo

Sein Leben in Kontoauszügen stellte Stefan Weigl in seinem Hörspiel "Stripped" aus und wird dafür am 6. Juni auf dem Bonner Petersberg den "Hörspielpreis der Kriegsblinden" entgegennehmen. Er besteht aus einer Statuette aus der Werkstatt eines durch Krieg erblindeten Künstlers. Das Konto des Autors wird er hingegen nicht direkt aufbessern. Der "Hörspielpreis der Kriegsblinden" ist nicht dotiert, seine Verleihung soll aber den ein oder anderen ARD-Dramaturgen zu einer Übernahme des prämierten Stücks verleiten. Mit Autor Stefan Weigl habe ich mich unterhalten.

Von Frank Olbert |
    Frank Olbert: Hatten Sie eigentlich Bedenken oder Hemmungen, sich in dieser Art und Weise darzustellen?

    Stefan Weigl: Die Idee zu dem Hörspiel hatte ich, als ich für das Sozialamt meine Kontoauszüge zusammensammeln musste. Und vor dem Sozialamt musste ich mich sowieso total entblößen. Es ist fast sogar anonymer, das im Radio zu machen als persönlich vor dem Sozialamt.

    Frank Olbert: Und was genau war die Idee?

    Stefan Weigl: Als ich mir meine Kontoauszüge angeschaut habe, habe ich gemerkt, dass sie fast besser als ein Tagebuch über mein Leben Auskunft geben. Am Anfang hatte ich eine ganz pure Vorstellung. Die erste Aufnahme, die der Regisseur Thomas Wolfertz gemacht hat, bestand auch nur aus den Kontoauszügen. Und ich fand das auch schon ganz sexy und habe gedacht, das würde schon reichen. Aber ich wollte noch mehr Material unterbringen: Die ganzen Drohbriefe, zum Beispiel. Wenn man Sozialhilfe beantragt, ist man ja schon so verschuldet, dass man von der Bank Briefe bekommt. Sie wollen dann mit einem über die Situation reden. Diese Briefe, die dann immer drängender und kategorischer werden, wollte ich verwenden.

    Frank Olbert: "Stripped" war ihr erstes Hörspiel. Was haben Sie vorher geschrieben?

    Stefan Weigl: Ich habe fast zwölf Jahre lang als Werbetexter gearbeitet. Ich hab mich dann erstmal auf das Drehbuch geworfen und in der Internationalen Filmschule in Köln ein Stipendium bekommen. Im ersten Jahr habe ich mit dem Adalbert Winkelmann zusammen das Buch zu dem Kinofilm "Waschen, schneiden, legen" geschrieben. Die nächsten Jahre ist in dem Bereich eigentlich nicht mehr viel passiert. Ich hab für die Gerichtsshow "Streit um drei" geschrieben

    Frank Olbert: Arbeiten Sie denn jetzt an weiteren Hörspielen?

    Stefan Weigl: Aktuell schreibe ich an einem Stück über Sterbehilfe. Das nennt sich "Todesroman on off". Das ist ja auch eine aktuelle Diskussion, die ich auch schon seit einiger Zeit verfolge, weil ein Freund von mir im Wachkoma lag.

    "Stripped" läuft am 28. Juni 2005 um 20:10 Uhr im Deutschlandfunk.