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Knödel im Freilichtmuseum?

Seit 25 Jahren unterstützt das europäische Austauschprogramm Erasmus Studierende bei einem Auslandsstudium. Für "Campus & Karriere" Anlass, mit einem fünfteiligen Rätsel quer durch das Erasmus-Gebiet zu reisen.

Von Kilian Kirchgessner | 13.06.2012
    Der Lichthof der juristischen Fakultät. Vier Stockwerke wendeln sich die Treppen hier im altehrwürdigen Gebäude hinauf, aber für Jan Sommerfeld geht es erst einmal in die andere Richtung.

    "Da geht's runter."

    Die Mensa ist im Keller untergebracht, an manchen Tagen drängen sich hier 4.500 Jura-Studenten vor den Theken.

    "Die Auswahl ist nicht so groß, fast jeden Tag gibt es irgendein Knödelgericht, weniger Gemüse, aber eigentlich schmeckt es immer ganz gut."

    Knödel, viel Fleisch, große Portionen - das alles war für Jan Sommerfeld zwar nicht das entscheidende Argument bei der Wahl seiner Erasmus-Stadt, aber es schmeckt ihm schon. Er studiert Jura mit Schwerpunkt auf der europäischen Rechtspraxis, ein Auslandsaufenthalt gehört für ihn zum Pflichtprogramm.

    "Die Leibniz-Universität in Hannover hat verschiedene Partner, von Reykjavik in Island bis nach Istanbul."

    Seine Stadt liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen diesen Orten. Vor allem eins hat ihn hierher gelockt - die lange Tradition der Hochschule, die die älteste Universität nördlich der Alpen ist.

    "Hier wird seit 1348 Jura gelehrt, also direkt seit Gründung der Universität. Diese Tradition finde ich interessant."

    Und das Leben in der Stadt? Es sei einfach begeisternd, findet Jan Sommerfeld - und keineswegs wie im Freilichtmuseum, was manche der Stadt wegen ihres riesigen historischen Zentrums immer wieder vorwerfen.

    "Das Schönste ist, dass die Stadt viel Kultur und Geschichte mit modernem Lebensstil verbindet. Hier hat man an jeder Ecke ein kleines Theater."

    Wenn nur die Landessprache nicht wäre, an der sich viele Erasmus-Studenten die Zähne ausbeißen.

    "Sie hat sehr viele Fälle, ein paar zu viele für uns. Sie hat mehr Wörter für ein- und dieselbe Sache, was es schwer macht, sich auszudrücken und alles zu verstehen."

    Für die Mühen immerhin entschädigt immerhin das Panorama. Jan Sommerfeld genießt es jeden Abend, wenn er aus der Bibliothek nach Hause geht.

    "Wenn wir aus der Fakultät rausgehen, sehen wir direkt den Fluss, auf der anderen Seite den Regierungssitz und die Burg."

    Diese Silhouette ist das Wahrzeichen der Stadt, die für Jan Sommerfeld inzwischen zur Heimat geworden ist. Wenn er in Hannover fertig studiert hat, sagt er, kommt er vielleicht zurück - dann, um als Anwalt hier Fuß zu fassen.

    Anm. d. Red.: Die Lösung lautete: Prag. Die Gewinner des Rätsels stehen bereits fest.