Medizinisch bewährt hat sich die Standardoperation ja, sagt Professor Günther Laufer von der Universitätsklinik Innsbruck. Für den Patienten aber ist sie mit mancher Last verbunden: Schmerzen, Narben, ein längerer Krankenhausaufenthalt. Was aber taugen schonendere Methoden, bei denen der Arzt nicht den Brustkorb öffnet, um an das kranke Herz seines Patienten herabzukommen? Grundsätzlich gute Erfahrungen hat man damit gemacht, an der Seite des Brustkorbes einen relativ kleinen Schnitt zu setzen, um dann am schlagenden Herzen zu operieren. Allerdings gilt das nur für bestimmte Eingriffe, sagt Laufer, insbesondere bei der häufigsten Art der Herz-OP, der Bypass-Operation.
Dabei können wir mit kleinen Schnitten eigentlich nur einen einzigen Bypass durchführen. Es wurde zwar auch versucht, Mehrfach-Bypässe über kleine Schnitte seitlich am Brustkorb durchzuführen. Das hat sich aber nicht durchgesetzt.
Aber es geht auch noch schonender, und zwar wenn die Ärzte einen mechanischen Arm durch ein kleines Loch in den Körper führen - den Telemanipulator, fälschlicherweise oft als Roboter bezeichnet. Mit diesem Manipulator operiert der Arzt per Fernsteuerung.
Hier sitzt der Chirurg an einer Konsole. Über zwei Instrumente wird ein in den Patienten eingeführtes Endoskop bedient. Wir haben zwei Arme, die im Körper agieren. Und wir haben einen Arm, der die Kamera steuert, womit eine dreidimensionale Sicht im Thorax möglich ist.
Der Vorteile liegen auf der Hand: Die Knopfloch-Chirurgie hinterlässt kaum Wunden und Narben. Und der Patient kann dem Krankenhaus schon bald den Rücken kehren. Allerdings taugt diese Methode bislang nur für relativ einfache Bypass-Operationen. Und selbst dafür, sagt Günther Laufer aus Innsbruck, hat sie sich noch nicht als Standard etabliert.
Ich kann nicht verhehlen, das ich dem Ganzen nicht ungebremst optimistisch entgegen sehe. Was dagegen spricht ist, dass diese Operation wahrscheinlich immer länger dauern wird als eine normale Operation. Das gilt für die gesamte Knopfloch-Herzchirurgie, dass die Standardoperation eine so hohe Qualität erreicht hat, dass es extrem schwierig sein wird, diese Qualitäten zu reproduzieren.
Zu teuer, zu kompliziert, zu langwierig - so lautet die Kritik. Allerdings gebe es zwei Ausnahmen, sagt Laufer. Eine bestimmte Herzklappenreparatur sowie die Therapie des Vorhof-Septum-Defekts - das ist ein angeborener Herzfehler - ließen sich durchaus mit Erfolg per Knopfloch erledigen. Und dann wäre da noch eine dritte Strategie auf dem Weg zur schonenden Herz-OP: der Eingriff am schlagenden Herzen, also ohne Herz-Lungen-Maschine. In der Regel treibt diese Maschine während der OP künstlich den Kreislauf an, damit der Chirurg am ruhenden Herzen präzise operieren kann. Ein Eingriff ohne Herz-Lungen-Maschine soll - so die Hoffnung - das Nervensystem des Patienten schonen sowie weniger Bluttransfusionen nötig machen. Eine Studie hat nun den Erfolg beider Methoden verglichen und ausgewertet, wie viele Bypässe nach drei Monaten noch offen und wie viele bereits wieder verstopft waren,
Der Standard de Operationen an der Herz-Lungen-Machine ist so hoch, dass nach drei Monaten 98 Prozent der Bypässe offen waren, während bei der Chirurgie ohne Herz-Lungen-Machine nur 88 Prozent offen waren.
Laufers Resümee: Der Eingriff ohne Herz-Lungen-Maschine ist nur für Menschen sinnvoll, deren Körper sonst zu stark belastet würde - bei Patienten jenseits der 70 und bei Menschen mit schweren Leber-, Lungen oder Nierenleiden.