Dass das Geschichtsstudium nicht umso trockener und lebensfremder werden muss, je weiter man in die Vergangenheit vorstößt, stellt Ulrich Hergemöller, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg, in diesem Semester ganz praktisch unter Beweis. Als Ergänzung zu seiner Vorlesung "Sozialgeschichte des Mittelalters" und dem Hauptseminar "Prostitution im späten Mittelalter" bietet er 15 Studierenden einen Kochkurs nach mittelalterlichen Rezepten an. In der Küche des Völkerkundemuseums führt Hannelore Witkofksi, wissenschaftliche Mitarbeiterin, die Regie. Sie erklärt, dass Gewürze im Mittelalter eine besondere Rolle gespielt haben: "Sie waren damals etwas sehr Kostbares. Wer teure Gewürze verwenden konnte, bewies damit sein Prestige." Viele Gewürze, die man heute ganz anders verwendet, seien früher an fast alles gegeben worden. Einige Rezepte sind aber auch heute noch in der deutschen Küche zu finden. Doch besser zu kochen, ist nicht das Ziel des historischen Kochkurses, erklärt Ulrich Hergemöller: "Wir haben uns die Frage gestellt, welche Beziehung zwischen dem mittelalterlichen Verständnis von Gesundheit und Ernährung herrschte und wie es theologisch oder medizinisch gewertet wurde." Auch gesellschaftsgeschichtliche Aspekte werden untersucht: Welche sozialen Gruppen haben sich wie ernährt und gab es geschlechterspezifische Unterschiede.
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Mittelalterforschung an der Uni Hamburg
Buchtipp: Trude Ehlert: Das Kochbuch des Mittelalters 246 Seiten, 58 Mark Artemis/Patmos, Düsseldorf, 1995
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