Während die Zuhörer in Berlin erst alle Stücke anhören mussten, bevor sie abstimmen durften, führte die ARD ihre Publikumsabstimmung im Internet und vor Ort in Köln durch. Dabei konnte, wer zu den ersten 3000 Stimmabgebern gehörte, den zehn nominierten Produktionen so oft eine Note von 1 bis 6 erteilen, wie er wollte. Erst dann bremsten die Veranstalter den Mehrfachclick, und ermöglichten eine wiederholte Stimmenabgabe nur noch an den Terminals im Funkhaus des WDR. Rund 5100 Klicks kamen auf diese umstrittene Weise zusammen. Die beste Durchschnittsnote und damit den mit 2500 Euro dotierten "Online-Award"errechnete der Computer für die WDR-Produktion "Genua01", dicht gefolgt von dem SWR-Hörspiel "Cobains Asche" und der Deutschlandfunk-Einreichung "Eisen".
Nicht allein der Online-Award sorgte bei Vielen für Verdruss. Wohl der Eile geschuldet, mit der der WDR die Hörspieltage organisieren musste, präsentierte sich etwa auch der Kinderhörspieltag eher lieblos.
Studioführungen, bei denen nichts sinnlich demonstriert wurde, ein schmuckloses Funkhaus und die allgegenwärtigen Pförtner und Security-Posten - dies ließ sich mit der Atmosphäre in Berlin kaum vergleichen. Die Anzahl der interessierten Hörer, die den Weg ins Studio 3 und den Sendesaal des Kölner Funkhauses am Wallraffplatz fanden, war denn auch deutlich geringer als in Berlin - zumal die Vorführtermine bis tief in die Nacht plaziert waren. Eine Planung, der die Organisatoren offenbar selbst nicht trauten. Zu den mitternächtlichen Vorführungen war das angekündigte Hörcafé längst geschlossen, die Abstimmterminals ausgeschaltet und die rund 80 treuen Hörspielfreunde, die Sonntagnacht bis nach 2 Uhr im Funkhaus ausharrten, sahen ihre Diskussion über das gehörte Stück von einem über die lange Nachtschicht maulenden Techniker beendet. Auch das hat man in der Berliner Akademie nicht erlebt.
Andreas Wang, den Hörspielleiter des in diesem Jahr in der ARD federführenden Norddeutschen Rundfunks, habe ich zu den Kölner "Tagen des Hörspiels" befragt:
Frank Olbert:Herr Wang, was ist Ihr Eindruck von den "Tagen des Hörspiels"?
Andreas Wang: Ich glaube, dass der WDR, der ja als Gastgeber für die ARD diese Tage ausrichtet, mit der großen Mühe, die da hineingesteckt wurde, auch einen schönen Erfolg hat. Die Abhörsituationen abends zeigen, dass eben doch hier ein großes Publikum ist. Es ist abends voll. Ich bin ein bisschen erstaunt gewesen, denn ich hatte am Anfang die Befürchtung, dass nachts ab 24 Uhr die Macher praktisch alleine wären. Aber das ist gar nicht der Fall. Und bis tief in die Nacht gibt es sehr schöne Diskussionen. Von daher gesehen, bin ich sehr zufrieden und ich glaube doch, dass wir hier im Hause des WDR mit dem Hörspiel sehr wohl gelitten sind.
Frank Olbert:Unterscheidet sich das Ganze denn athmosphärisch von Berlin?
Andreas Wang: Ja. In Berlin ist es ja so, dass wir auch immer mit einem sehr starken Fachpublikum rechnen konnten. Die Zahl des Publikums ist da meistens noch höher. Das hängt damit zusammen, dass die "Woche des Hörspiels" sich dort im Verein mit der Akademie seit vielen Jahren ein Publikum gewissermaßen herangezogen hat. Und offenbar ist es so, dass es in Berlin auch eine große Gruppe von jungen oder jüngeren Leuten gibt, die selber Hörspiele machen oder daran aktiv teilnehmen. Von daher gesehen hat man dort eine unvergleichlich größere und irgendwie auch interessantere Gruppe im Publikum. Und hinzu kommt natürlich, dass dort ein sehr viel umfangreicheres Rahmenprogramm vorhanden war, das für uns auch aus fachlicher Sicht immer spannend gewesen ist.
Frank Olbert:Warum verzichten Sie eigentlich im Gegensatz zu Berlin auf die Publikumsjury?
Andreas Wang: Das hängt damit zusammen, dass wir in der Vorbereitung gar nicht wussten, wie man diese Jury so schnell zustande bringt. Das war natürlich eben diese andere Situation in Berlin, dass sie dort diese Klientel von Leuten haben, die man so halb laienhaft, halb fachlich einschätzen konnte. Da kann man damit rechnen, dass diese Leute die ganzen Tage auch kontinuierlich dabei sein können. Das weiß man hier eben nicht ganz genau, und insofern ist das Risiko doch groß gewesen, dass man vielleicht keine so interessante Gruppe zusammenbekommt. Es gibt ja zum zweiten Mal den ARD Online-Wettbewerb. Und das ist eine Möglichkeit, dass das Publikum im weitesten Sinne, nämlich über Internet und in der ganzen Bundesrepublik an diesem kleinen Wettbewerb teilnehmen kann. Das ist also eine kleine Alternative, die halt der Situation geschuldet ist.
Frank Olbert:Können Sie unter den Wettbewerbsstücken thematische Trends ausmachen?
Andreas Wang: Mir ist es jedenfalls nicht bewusst geworden, ob es Trends gibt. Es ist wie immer alles dabei. Es gab zum Beispiel ein ganz puristisch gemachtes Stück, sehr interessant, dramatisch hochspannend, aber es ist doch auf eine ganz klare, schlichte Weise produziert worden. Danach hörte man ein Stück, was nicht nur in der Athmosphäre mit Demonstrationen, unendlichen Volksmassen, einer großen Bewegung Klangabenteuer bietet, sondern auch in der neuen 5.1-Technik produziert worden ist. Etwas vollkommen anderes, aber gleichzeitig ist auch irgendwie erkennbar: Das kommt beides aus unserer Zeit und passt auch beides in unsere Zeit. Insofern lässt sich zumindest von der Machart her sagen: Es ist das avancierte Hörspiel hier vertreten und das in einem guten Querschnitt.
Frank Olbert: Wie wird es im nächsten Jahr aussehen? Wird das Festival wieder in Köln stattfinden, wird man doch noch einmal Gespräche mit der Akademie führen oder wird es gar zwei Festivals geben?
Andreas Wang: Es ist so, dass der WDR gesagt hat: Wir machen das in diesem Jahr, als Gastgeber für die ARD. Die ARD in Vertretung der Hörfunkdirektorinnen und Hörfunkdirektoren haben hier in Köln während der "Tage des Hörspiels" getagt. Sie haben gleichzeitig hier getagt, um zu demonstrieren, wie eng sie mit dem Genre Hörspiel verbunden sind. Und sie haben nochmal das Signal ausgegeben, dass sie dies als einen Versuchslauf betrachten. Dannach wird man sich überlegen, wie es gewesen ist und mit dieser Erfahrung wird man noch einmal wahrscheinlich auch mit der Akademie sprechen. Es gab jetzt jüngst ein Signal von der Akademie an die Direktoren mit der Bitte, doch noch einmal Gespräche aufzunehmen. Das werden die Direktoren sicherlich tun und dann wird man sehen, wie konstruktiv diese Situation wird - mit der Erfahrung hier in Köln. Von daher gesehen, lässt sich jetzt nicht sagen, ob wir im nächsten Jahr in Köln oder wieder in Berlin sein werden.
Frank Olbert:Aber es wird auf jeden Fall irgendetwas stattfinden?
Andreas Wang: Die Hörfunkdirektoren haben so deutlich zu erkennen gegeben, dass ihnen das Hörspiel wichtig ist und das ist ja keine hohle Phrase. Sie stecken ja auch eine Masse Geld da hinein. Es ist, glaube ich, doch jedem bewusst, dass wir mit dem Hörspiel das größte und wichtigste Radiokunstwerk produzieren, in einer sehr großen Anzahl und in dem Bewusstsein, dass es ohne die ARD kein Hörspiel geben würde. Diese Gedanken hängen zusammen. Und ich bin absolut davon überzeugt, dass irgendwo ein solches Festival wieder stattfinden wird - mit Unterstützung der ARD, aber vielleicht auch wieder in Kooperation mit einem Partner.
Nicht allein der Online-Award sorgte bei Vielen für Verdruss. Wohl der Eile geschuldet, mit der der WDR die Hörspieltage organisieren musste, präsentierte sich etwa auch der Kinderhörspieltag eher lieblos.
Studioführungen, bei denen nichts sinnlich demonstriert wurde, ein schmuckloses Funkhaus und die allgegenwärtigen Pförtner und Security-Posten - dies ließ sich mit der Atmosphäre in Berlin kaum vergleichen. Die Anzahl der interessierten Hörer, die den Weg ins Studio 3 und den Sendesaal des Kölner Funkhauses am Wallraffplatz fanden, war denn auch deutlich geringer als in Berlin - zumal die Vorführtermine bis tief in die Nacht plaziert waren. Eine Planung, der die Organisatoren offenbar selbst nicht trauten. Zu den mitternächtlichen Vorführungen war das angekündigte Hörcafé längst geschlossen, die Abstimmterminals ausgeschaltet und die rund 80 treuen Hörspielfreunde, die Sonntagnacht bis nach 2 Uhr im Funkhaus ausharrten, sahen ihre Diskussion über das gehörte Stück von einem über die lange Nachtschicht maulenden Techniker beendet. Auch das hat man in der Berliner Akademie nicht erlebt.
Andreas Wang, den Hörspielleiter des in diesem Jahr in der ARD federführenden Norddeutschen Rundfunks, habe ich zu den Kölner "Tagen des Hörspiels" befragt:
Frank Olbert:Herr Wang, was ist Ihr Eindruck von den "Tagen des Hörspiels"?
Andreas Wang: Ich glaube, dass der WDR, der ja als Gastgeber für die ARD diese Tage ausrichtet, mit der großen Mühe, die da hineingesteckt wurde, auch einen schönen Erfolg hat. Die Abhörsituationen abends zeigen, dass eben doch hier ein großes Publikum ist. Es ist abends voll. Ich bin ein bisschen erstaunt gewesen, denn ich hatte am Anfang die Befürchtung, dass nachts ab 24 Uhr die Macher praktisch alleine wären. Aber das ist gar nicht der Fall. Und bis tief in die Nacht gibt es sehr schöne Diskussionen. Von daher gesehen, bin ich sehr zufrieden und ich glaube doch, dass wir hier im Hause des WDR mit dem Hörspiel sehr wohl gelitten sind.
Frank Olbert:Unterscheidet sich das Ganze denn athmosphärisch von Berlin?
Andreas Wang: Ja. In Berlin ist es ja so, dass wir auch immer mit einem sehr starken Fachpublikum rechnen konnten. Die Zahl des Publikums ist da meistens noch höher. Das hängt damit zusammen, dass die "Woche des Hörspiels" sich dort im Verein mit der Akademie seit vielen Jahren ein Publikum gewissermaßen herangezogen hat. Und offenbar ist es so, dass es in Berlin auch eine große Gruppe von jungen oder jüngeren Leuten gibt, die selber Hörspiele machen oder daran aktiv teilnehmen. Von daher gesehen hat man dort eine unvergleichlich größere und irgendwie auch interessantere Gruppe im Publikum. Und hinzu kommt natürlich, dass dort ein sehr viel umfangreicheres Rahmenprogramm vorhanden war, das für uns auch aus fachlicher Sicht immer spannend gewesen ist.
Frank Olbert:Warum verzichten Sie eigentlich im Gegensatz zu Berlin auf die Publikumsjury?
Andreas Wang: Das hängt damit zusammen, dass wir in der Vorbereitung gar nicht wussten, wie man diese Jury so schnell zustande bringt. Das war natürlich eben diese andere Situation in Berlin, dass sie dort diese Klientel von Leuten haben, die man so halb laienhaft, halb fachlich einschätzen konnte. Da kann man damit rechnen, dass diese Leute die ganzen Tage auch kontinuierlich dabei sein können. Das weiß man hier eben nicht ganz genau, und insofern ist das Risiko doch groß gewesen, dass man vielleicht keine so interessante Gruppe zusammenbekommt. Es gibt ja zum zweiten Mal den ARD Online-Wettbewerb. Und das ist eine Möglichkeit, dass das Publikum im weitesten Sinne, nämlich über Internet und in der ganzen Bundesrepublik an diesem kleinen Wettbewerb teilnehmen kann. Das ist also eine kleine Alternative, die halt der Situation geschuldet ist.
Frank Olbert:Können Sie unter den Wettbewerbsstücken thematische Trends ausmachen?
Andreas Wang: Mir ist es jedenfalls nicht bewusst geworden, ob es Trends gibt. Es ist wie immer alles dabei. Es gab zum Beispiel ein ganz puristisch gemachtes Stück, sehr interessant, dramatisch hochspannend, aber es ist doch auf eine ganz klare, schlichte Weise produziert worden. Danach hörte man ein Stück, was nicht nur in der Athmosphäre mit Demonstrationen, unendlichen Volksmassen, einer großen Bewegung Klangabenteuer bietet, sondern auch in der neuen 5.1-Technik produziert worden ist. Etwas vollkommen anderes, aber gleichzeitig ist auch irgendwie erkennbar: Das kommt beides aus unserer Zeit und passt auch beides in unsere Zeit. Insofern lässt sich zumindest von der Machart her sagen: Es ist das avancierte Hörspiel hier vertreten und das in einem guten Querschnitt.
Frank Olbert: Wie wird es im nächsten Jahr aussehen? Wird das Festival wieder in Köln stattfinden, wird man doch noch einmal Gespräche mit der Akademie führen oder wird es gar zwei Festivals geben?
Andreas Wang: Es ist so, dass der WDR gesagt hat: Wir machen das in diesem Jahr, als Gastgeber für die ARD. Die ARD in Vertretung der Hörfunkdirektorinnen und Hörfunkdirektoren haben hier in Köln während der "Tage des Hörspiels" getagt. Sie haben gleichzeitig hier getagt, um zu demonstrieren, wie eng sie mit dem Genre Hörspiel verbunden sind. Und sie haben nochmal das Signal ausgegeben, dass sie dies als einen Versuchslauf betrachten. Dannach wird man sich überlegen, wie es gewesen ist und mit dieser Erfahrung wird man noch einmal wahrscheinlich auch mit der Akademie sprechen. Es gab jetzt jüngst ein Signal von der Akademie an die Direktoren mit der Bitte, doch noch einmal Gespräche aufzunehmen. Das werden die Direktoren sicherlich tun und dann wird man sehen, wie konstruktiv diese Situation wird - mit der Erfahrung hier in Köln. Von daher gesehen, lässt sich jetzt nicht sagen, ob wir im nächsten Jahr in Köln oder wieder in Berlin sein werden.
Frank Olbert:Aber es wird auf jeden Fall irgendetwas stattfinden?
Andreas Wang: Die Hörfunkdirektoren haben so deutlich zu erkennen gegeben, dass ihnen das Hörspiel wichtig ist und das ist ja keine hohle Phrase. Sie stecken ja auch eine Masse Geld da hinein. Es ist, glaube ich, doch jedem bewusst, dass wir mit dem Hörspiel das größte und wichtigste Radiokunstwerk produzieren, in einer sehr großen Anzahl und in dem Bewusstsein, dass es ohne die ARD kein Hörspiel geben würde. Diese Gedanken hängen zusammen. Und ich bin absolut davon überzeugt, dass irgendwo ein solches Festival wieder stattfinden wird - mit Unterstützung der ARD, aber vielleicht auch wieder in Kooperation mit einem Partner.