Rainer Berthold Schossig: In Köln will man zwischen historischem Rathaus und Wallraf-Richartz-Museum ein jüdisches Museum bauen und eine sogenannte archäologische Zone auf engstem Raum damit kombinieren. Das Projekt heißt schon jetzt allerdings "Kölner Knoten", und an den Bauplänen wird aus der Bevölkerung, aber auch von der Lokalpresse heftige Kritik geübt. Ab heute sind die Entwürfe im Kölner Rathaus zu sehen. Und sogleich gibt es natürlich heftige Proteste. Andreas Rossmann, Kulturkorrespondent von der "FAZ", Sie haben sich das angesehen. Gibt es überhaupt Vorschläge, die den alten Rathausplatz sozusagen unversehrt lassen?
Andreas Rossmann: Nein, man muss zunächst sagen, bebaut wird auf diesem Platz auf jeden Fall, auch dann, wenn nur sozusagen die erste Stufe, wenn nur die archäologische Zone realisiert wird. Denn unterm Pflaster vor dem Rathaus befinden sich die Reste des jüdischen Viertels von Köln. Die Mikwe ist bereits ausgegraben, präpariert, war auch die letzten Jahre schon zu besichtigen. Daneben befindet sich eine Synagoge, da wird gerade gegraben. Und es gibt weitere Funde, es gibt ein Backhaus, es gibt ein Badehaus, es gibt eine Frauenschule und vielleicht auch weitere Gebäudereste, die noch zu erschließen sind.
Schossig: Also da geht es um zweierlei, dieses jüdische Museum auf der einen Seite als Hochbau und die sogenannten archäologische Zone, die Sie eben etwas umschrieben und beschrieben haben, die dann eher unterirdisch in diesem Areal ist. Das gelte es zu verbinden. Eigentlich hat das ja der preisgekrönte Entwurf getan. Welche Wettbewerbslösungen verbinden dies denn Ihrer Ansicht nach am sinnvollsten?
Rossmann: Ja, diese Funde brauchen alle Schutzbauten. Das heißt, diese Schutzbauten werden überirdisch errichtet und überirdisch sichtbar sein. Der erste Preisträger zeichnet sich nun eben gerade dadurch aus, dass er ein Tragwerk erstellt, das gleichsam eine große Halle über das gesamte Grabungsfeld stellt und damit auch die archäologischen Funde als ein im Überblick und gesamt besichtigen lässt, und darüber, über dieser etwa sechs Meter hohen Halle, einen Rahmen lässt, in den das Museum, und zwar zwei Stockwerke, acht Meter insgesamt hoch, gleichsam eingehängt werden kann. Das ist eigentlich gerade der Clou des ersten Preisträgers, und genau dafür wurde er auch auf den ersten Platz gesetzt.
Schossig: Das klingt eigentlich sinnvoll, weil ja diese beiden Maßnahmen - archäologische Zone sichern und dieses Gebäude dann darüber bauen - zeitlich sehr weit auseinanderklaffen.
Rossmann: Ja, das ist sinnvoll, andererseits, ja, weil sie zeitlich auseinanderklaffen. Man legt also Wert darauf, dass beide Projekte, die natürlich inhaltlich ganz eng zusammengehören, zeitverschoben realisiert werden können. Das ist damit begründet, dass für das eine Projekt, die archäologische Zone, das Geld praktisch bereit liegt, weil es Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen erhält innerhalb des Projekts "Regionale 2010" und die Stadt da ganz schnell zu Potte kommen muss, und für das andere Projekt, das jüdische Museum, ein Förderverein als Bauherr auftritt, der kürzlich zugab, bisher noch keinen einzigen Euro gesammelt zu haben.
Schossig: Wenn Sie die anderen Entwürfe dagegensetzen, Herr Rossmann, gibt es da noch einen, der positiv heraussticht, der ähnlich vielleicht das lösen könnte wie der bisher Preisgekrönte?
Rossmann: Nein, die anderen Entwürfe haben alle die Gemeinsamkeit, dass sie im Grunde die einzelnen Funde isoliert überbauen und sichern und schützen. Und insofern ist diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar, dass man Wandel Hoefer Lorch + Hirsch den ersten Preis gibt. Und die Kölner Diskussion krankt nun ein bisschen daran, dass man so tut, als würde man diesen Platz verlieren. Im Grunde geht es genau um das Gegenteil: Köln könnte diesen Platz zurückgewinnen, den es ja vor dem Krieg, vor der Zerstörung schon gab, und einen Platz erhalten, der sehr viel kleiner, aber auch gefasster und sehr viel angemessener der Situation vor dem Rathaus ist und auch die Laube des Rathauses, diesen kleinen Renaissancebau, viel besser fassen würde.
Schossig: Es ist ja nun wirklich eine verfahrene Situation. Sie haben jetzt schon etwa angedeutet, was eventuell geschehen könnte. Sagen Sie mal, wie kommt man aus dieser Situation wieder heraus, welche mutige Entscheidung müsste die Stadt Köln jetzt ganz konkret treffen?
Rossmann: Das wäre ganz einfach, wenn das Geld für beide Projekte da wäre und man beides gleichzeitig realisieren könnte, das wäre das Einfachste. Und man fragt sich so langsam, ob Köln nicht in der moralischen, inhaltlichen und auch historischen Pflicht ist, denn es gibt sehr gute Befunde und sehr gute Zeugnisse der jüdischen Kultur hier, dieses in einem Go zu realisieren. Und da müsste im Grunde der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 28. August die Weichen stellen. Aber das halte ich zwar für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen.
Schossig: Immerhin. Die Lösung des Kölner Knotens.
Andreas Rossmann: Nein, man muss zunächst sagen, bebaut wird auf diesem Platz auf jeden Fall, auch dann, wenn nur sozusagen die erste Stufe, wenn nur die archäologische Zone realisiert wird. Denn unterm Pflaster vor dem Rathaus befinden sich die Reste des jüdischen Viertels von Köln. Die Mikwe ist bereits ausgegraben, präpariert, war auch die letzten Jahre schon zu besichtigen. Daneben befindet sich eine Synagoge, da wird gerade gegraben. Und es gibt weitere Funde, es gibt ein Backhaus, es gibt ein Badehaus, es gibt eine Frauenschule und vielleicht auch weitere Gebäudereste, die noch zu erschließen sind.
Schossig: Also da geht es um zweierlei, dieses jüdische Museum auf der einen Seite als Hochbau und die sogenannten archäologische Zone, die Sie eben etwas umschrieben und beschrieben haben, die dann eher unterirdisch in diesem Areal ist. Das gelte es zu verbinden. Eigentlich hat das ja der preisgekrönte Entwurf getan. Welche Wettbewerbslösungen verbinden dies denn Ihrer Ansicht nach am sinnvollsten?
Rossmann: Ja, diese Funde brauchen alle Schutzbauten. Das heißt, diese Schutzbauten werden überirdisch errichtet und überirdisch sichtbar sein. Der erste Preisträger zeichnet sich nun eben gerade dadurch aus, dass er ein Tragwerk erstellt, das gleichsam eine große Halle über das gesamte Grabungsfeld stellt und damit auch die archäologischen Funde als ein im Überblick und gesamt besichtigen lässt, und darüber, über dieser etwa sechs Meter hohen Halle, einen Rahmen lässt, in den das Museum, und zwar zwei Stockwerke, acht Meter insgesamt hoch, gleichsam eingehängt werden kann. Das ist eigentlich gerade der Clou des ersten Preisträgers, und genau dafür wurde er auch auf den ersten Platz gesetzt.
Schossig: Das klingt eigentlich sinnvoll, weil ja diese beiden Maßnahmen - archäologische Zone sichern und dieses Gebäude dann darüber bauen - zeitlich sehr weit auseinanderklaffen.
Rossmann: Ja, das ist sinnvoll, andererseits, ja, weil sie zeitlich auseinanderklaffen. Man legt also Wert darauf, dass beide Projekte, die natürlich inhaltlich ganz eng zusammengehören, zeitverschoben realisiert werden können. Das ist damit begründet, dass für das eine Projekt, die archäologische Zone, das Geld praktisch bereit liegt, weil es Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen erhält innerhalb des Projekts "Regionale 2010" und die Stadt da ganz schnell zu Potte kommen muss, und für das andere Projekt, das jüdische Museum, ein Förderverein als Bauherr auftritt, der kürzlich zugab, bisher noch keinen einzigen Euro gesammelt zu haben.
Schossig: Wenn Sie die anderen Entwürfe dagegensetzen, Herr Rossmann, gibt es da noch einen, der positiv heraussticht, der ähnlich vielleicht das lösen könnte wie der bisher Preisgekrönte?
Rossmann: Nein, die anderen Entwürfe haben alle die Gemeinsamkeit, dass sie im Grunde die einzelnen Funde isoliert überbauen und sichern und schützen. Und insofern ist diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar, dass man Wandel Hoefer Lorch + Hirsch den ersten Preis gibt. Und die Kölner Diskussion krankt nun ein bisschen daran, dass man so tut, als würde man diesen Platz verlieren. Im Grunde geht es genau um das Gegenteil: Köln könnte diesen Platz zurückgewinnen, den es ja vor dem Krieg, vor der Zerstörung schon gab, und einen Platz erhalten, der sehr viel kleiner, aber auch gefasster und sehr viel angemessener der Situation vor dem Rathaus ist und auch die Laube des Rathauses, diesen kleinen Renaissancebau, viel besser fassen würde.
Schossig: Es ist ja nun wirklich eine verfahrene Situation. Sie haben jetzt schon etwa angedeutet, was eventuell geschehen könnte. Sagen Sie mal, wie kommt man aus dieser Situation wieder heraus, welche mutige Entscheidung müsste die Stadt Köln jetzt ganz konkret treffen?
Rossmann: Das wäre ganz einfach, wenn das Geld für beide Projekte da wäre und man beides gleichzeitig realisieren könnte, das wäre das Einfachste. Und man fragt sich so langsam, ob Köln nicht in der moralischen, inhaltlichen und auch historischen Pflicht ist, denn es gibt sehr gute Befunde und sehr gute Zeugnisse der jüdischen Kultur hier, dieses in einem Go zu realisieren. Und da müsste im Grunde der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 28. August die Weichen stellen. Aber das halte ich zwar für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen.
Schossig: Immerhin. Die Lösung des Kölner Knotens.