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Kölner Silvesternacht
Erste Angeklagte aus der Kölner Silvesternacht verurteilt

In Köln sind wegen der Vorfälle in der Silvesternacht erste Urteile gesprochen worden. Dabei ging es nicht um sexuelle Übergriffe, sondern um Diebstähle. Drei Männer wurden zu Bewährungsstrafen oder Sozialstunden verurteilt.

24.02.2016
    Knapp acht Wochen nach den gewaltsamen Übergriffen in Köln müssen sich die ersten mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten. Bei den Prozessen geht es allerdings nicht um sexuelle Übergriffe, sondern um Eigentumsdelikte.
    Knapp acht Wochen nach den gewaltsamen Übergriffen in Köln müssen sich die ersten mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten. Bei den Prozessen geht es allerdings nicht um sexuelle Übergriffe, sondern um Eigentumsdelikte. (pa/dpa/Berg)
    Knapp acht Wochen nach den gewaltsamen Übergriffen in Köln mussten sich die ersten mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten. Bei den Prozessen geht es allerdings nicht um sexuelle Übergriffe, sondern um Eigentumsdelikte.
    Ein Mann aus Marokko hatte ein Handy gestohlen. Zwei weitere Angeklagte aus Tunesien und Marokko standen wegen des Diebstahls einer Kamera vor Gericht.
    Der Marokkaner wurde zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und 100 Euro Geldstrafe verurteilt. Der 23-Jährige gestand vor Gericht, am Silvesterabend um kurz nach 23 Uhr auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs einer Frau das Handy gestohlen zu haben, als diese gerade den Kölner Dom fotografierte. Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Verfahren eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten und zwei Wochen gefordert. Der Richter hat mit seinem Urteil im wesentlichen dieser Forderung entsprochen. Die Verteidigung hingegen plädierte auf eine Geldstrafe. Damit wäre der Angeklagte einer Vorstrafe entgangen. Ihrer Ansicht nach ist das Strafmaß zu hoch.
    Angeklagter entschuldigt sich
    Die 20-Jährige, die in der Verhandlung als Zeugin aussagte, hatte selbst nicht gesehen, wer der Täter gewesen war. Ein afghanischer Flüchtling, der die Tat beobachtet hatte, klärte sie aber auf. Sie verfolgte den Dieb daraufhin über den Bahnhofsvorplatz. Als ihm jemand ein Bein stellte und er fiel, holte sie ihn ein, und er gab ihr selbst das Handy zurück. Danach wurde er sofort festgenommen. Bei seiner Durchsuchung fand die Polizei in seiner linken Socke 0,1 Gramm Amphetamin.
    In der Verhandlung entschuldigte sich der Angeklagte bei der 20-Jährigen, die aus Sulz in Baden-Württemberg nach Köln gekommen war, um dort mit Freundinnen Silvester zu feiern. Die junge Frau nahm die Entschuldigung ausdrücklich an.
    Der Bahnhofsvorplatz in der Kölner Silvesternacht 2015. Viele Menschen stehen in der Nähe des Doms und zünden Feuerwerkskörper.
    Der Bahnhofsvorplatz in der Kölner Silvesternacht 2015. (dpa / picture-alliance / Markus Boehm)
    Daneben standen zwei weitere Männer wegen Diebstahls vor Gericht. Ein Marokkaner wurde zu 60 Sozialstunden verurteilt, weil er eine Kamera klaute, sein tunesischer Komplize zu drei Monaten auf Bewährung.
    Polizeipräsident: Videomaterial unbrauchbar
    Bezüglich der Sexualtaten liegt bislang noch keine Anklage beim Amtsgericht vor. International hatten die Vorfälle an Silvester große Aufmerksamkeit erregt. Der neue Kölner Polizeipräsident, Jürgen Mathies, sagte in einem Interview der britischen BBC, dass auf den Videoaufnahmen des Bahnhofsvorplatzes lediglich einige Diebstähle zu beobachten seien. Das Videomaterial könne nicht zur Aufklärung der Sexualdelikte beitragen. Aktuell sei man auf Zeugenaussagen und auf die Aussagen der Opfer selbst angewiesen, erklärte Mathies.
    Nach den Übergriffen der Silvesternacht gingen fast 1.100 Anzeigen ein. Gegen mehr als 75 Beschuldigte wird derzeit ermittelt. In Untersuchungshaft sitzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft 14 Verdächtige. Nur einem der U-Häftlinge machen die Ermittler bislang ein Sexualdelikt zum Vorwurf. In den anderen Fällen geht es um Eigentumsdelikte wie Diebstahl.
    (mik/fwa)