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Kölsche Kabel

IT-Technik.- Der Internetanschluss über Glasfaserkabel macht Bandbreiten von mehreren Gigabits möglich. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bezogen auf diese Technologie allerdings weit hinten. NetCologne versorgt zumindest die Stadt Köln mit den begehrten Kabeln. Dessen Geschäftsführer Werner Hanf erklärt im Interview mit Manfred Kloiber die Hintergründe.

20.03.2010
    Manfred Kloiber: Das, was in den USA in fast allen Großstädten gang und gäbe ist, nämlich der Glasfaseranschluss für den Privatkunden, das muss man hier in Deutschland regelrecht suchen. Nur in ganz wenigen Städten trauen sich alternative Netzanbieter mit der Glasfaser bis zum Kunden in den Keller. In Köln hat der regionale Netzanbieter NetCologne mit dem Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes begonnen, um sich so von der Letzten Telekom-Meile abzunabeln. Geschäftsführer Werner Hanf hat mir erklärt, wie das Glasfaserangebot für seine Kunden aussieht.

    Werner Hanf: Wir bieten über das Glasfaserkabelnetz, was wir in Köln flächendeckend aufbauen, einmal die heutigen Dienste an, das heißt also das komplette Triple-Play-Angebot, mit Telefonie, mit Internet und mit Fernsehen. Wir nutzen natürlich für dieses Angebot dann die volle Bandbreite, so dass Internet-Bandbreiten für die Endkunden bis zu ein Gigabit zur Verfügung stehen werden

    Kloiber: Kommt die Glasfaser tatsächlich bis zum Kunden ins Haus?

    Hanf: Also wir haben uns vorgenommen alle Gewerblich genutzten Gebäude in Köln und alle Mehrfamilienhäuser flächendeckend anzuschließen. Wir gehen grundsätzlich mit der Glasfaser in den Keller und vom Keller nutzen wir dann die vorhandene Infrastruktur, über die wir aber auch in der Lage sind, die entsprechenden Bandbreiten bis in die Wohnung zu bringen.

    Kloiber: Wir haben gemerkt, dass Sie Mehrfamilienhäuser und gewerbliche Gebäude erschließen wollen. Gilt das für den ganzen Stadtbereich oder geht das auch darüber hinaus?

    Hanf: Es gilt erstmal für den gesamten Bereich der Stadt Köln. Wir haben in Köln rund 56.000 relevante Gebäude, die bei uns in der Ausbauplanung stehen. Wir haben uns in der Zwischenzeit entschlossen, mit der Glasfaser weiter in unser Verbreitungsgebiet vorzustoßen. Wir haben Anfang des Jahres angefangen, in Aachen das Netz aufzubauen und wir werden in wenigen Wochen den ersten Spatenstich haben in Siegburg. Das heißt also, wir gehen aus Köln heraus und überall da, wo wir hohe Kundenpotenziale haben, werden wir in den nächsten Jahren diese Infrastruktur aufbauen.

    Kloiber: Müssen Sie eigentlich jetzt die Glasfaser selbst unter die Erde bringen oder ist da schon irgendwelche Infrastruktur?

    Hanf: Also zum großen Teil müssen wir für das Einbringen der Glasfaserkabelnetze tatsächlich die Bürgersteige aufreißen. Wenn wir das nicht machen würden, dann könnten wir punktuell einzelne Rohre nutzen. Wir könnten auch warten, bis für andere Versorgungsträger wie beispielsweise Kanäle, Elektrizität etc. die Bürgersteige aufgemacht werden. Aber wir würden dann nicht, wie wir geplant haben, von 2006 bis 2014 oder 2015 das Netz komplett aufgebaut haben können. Und hier spielt tatsächlich der Faktor Zeit für uns eine wichtige Rolle.

    Kloiber: Wie rechnet sich das für Sie? Oder was sind die Kriterien, dass Sie gesagt haben: okay, das können wir machen?

    Hanf: Wir haben hier in der Region, in der wir tätig sind mittlerweile über 550.000 Kunden und wir bezahlen für die Last Mile, die wir heute für unsere Standardanschlüsse bei der Telekom anmieten, pro Jahr rund 40 Millionen Euro an die Telekom. Und wir haben uns jetzt einfach gesagt, es ist unsinnig, langfristig jedes Jahr 40 Millionen Euro an die Telekom zu bezahlen und haben dann nachgerechnet und haben festgestellt, dass es für uns wirtschaftlich Sinn macht, zum Anschluss unserer Kunden das Netz selbst aufzubauen und dann eben das, was wir an die Telekom bezahlen, einzusparen. Wir haben uns vorgenommen, zwischen den Jahren 2006 und 2014 rund 120 Millionen Euro in diese Netze zu investieren.

    Kloiber: Wann wäre es denn soweit, dass Sie sagen können: Wir schließen auch die ganzen Weiler an, die hier um Köln herum liegen?

    Hanf: Nun, hier werden wir ein wirtschaftliches Problem haben. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, wir müssen mit dem was wir tun letztendlich auch noch Geld verdienen. Deshalb wird es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht möglich sein, mit Glasfaser auch die letzten Weiler anzuschließen. Oder auch in die Regionen zu gehen, die sehr stark landwirtschaftlich geprägt sind und wo wir sehr aufgelockerte Bebauung haben, wo wir einzelne Gebäude haben, die man unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht anschließen kann.