Es wird ziemlich geklotzt: über 300 Exponate aus 34 Museen und Privatsammlungen wurden zusammengestellt. Sie kommen aus 12 Ländern. Den Löwenanteil bestreitet das Nationalmuseum in Kairo, das seit Jahren nur noch sehr selten ägyptische Kunst ausleiht. Es ist den ausgezeichneten Kontakten von Christiane Ziegler zu verdanken, dass die Museumsverwaltung in Kairo soviele und so bedeutende Objekte nach Venedig entlieh. Madama Ziegler ist Leiterin der Ägyptensektion des Pariser Louvre und Kuratorin der venezianischen Pharaonenschau:
Es ist meine Mission einem großen Publikum den Reichtum dieser Kultur vorzustellen. Deshalb haben wir uns für einen klassischen Aufbau der Ausstellung entschieden: es werden die Pharaonen in ihrer doppelten Funktion als Menschen und Gottkönige vorgestellt: der Pharao als Gott, als König, als Bauherr, als Krieger, als Privatmensch und als Toter. In dieser Zivilisation gibt es noch viel zu entdecken.
Die Besucher werden gleich am Eingang in den Palazzo Grassi überrascht. Gleich nachdem sie das große barocke Gebäude direkt am Canal Grande betreten haben: in der mehrere Stockwerke hohen Eingangshalle ragen tonnenschwere Skulpturen in die Höhe: eine Ahnengalerie der Gottkönige - von Chefren bis Tutanchamun, von Ramses bis Kleopatra. Schritt für Schritt, von Sektion zu Sektion wird man in die emblematische Darstellung der Königswürde eines Pharao eingeweiht. Anhand beindruckender Skulpturen - die zum ersten Mal überhaupt in Europa zu sehen sind - wird die Funktion des Königs als Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern verdeutlicht. Zahlreiche Hieroglyphentafeln zeigen den Pharao als Feldherrn. Am faszinierendsten ist aber vielleicht jene Sektion, die sich nicht mit dem offiziellen Pharao beschäftigt. Unter den vielen Objekten aus dem Privatleben der Gottkönige findet sich zum Beispiel auch ein sehr amüsanter Brief von dem Kind-Pharao Pepi II. aus dem Alten Reich. Er bedankt sich in kindlichen und überschwenglichen Worten bei einem Untertan, der einen Pygmäen gefangennehmen konnte und seinem Herrscher als Kuriosum zuschickte. Christiane Ziegler:
Ich legte viel Wert darauf, dass die Ausstellung den privaten Aspekt darstellt. So zeigen wir Möbel und Schminkgefässe, private Briefe und Schatullen von so kostbarer Verarbeitung, dass man nur staunen kann. Wir zeigen Metallgürtel und -schnallen von privaten Gewändern und viel Schmuck. Es werden verschiedene Aspekte des Privatlebens vorgestellt.
Christiane Ziegler stellt auch die weiblichen Pharaonen vor. Wie zum Beispiel Hatschepsut. Sie regierte zwischen 1479 und 1458 vor Christus. Eine Herrscherin, die sich auf Wandbildern und anderen offiziellen Kunstwerken immer als Mann mit Rauschebart darstellen ließ. Auf diese Weise versuchte sie ihre vielen Kritiker zu besänftigen. Hatschepsut war, wie man in der Ausstellung lernt, schon zu ihrer Zeit eine sehr umstrittene Figur:
Es gab zu ihrer Zeit große Differenzen, große Unterschiede in der Einstellung dem Pharaonentum gegenüber. Es gab Gegner und Befürworter weiblicher Pharaonen. Hatschepsut wurde von ihrem eigenen Sohn aus der offiziellen Liste der Pharaonen ausgeschlossen. Über die genauen Hintergründe dieser Geschichte wissen wir nur wenig.
Auch wenn für viele Ägypter eine Frau kein Pharao sein konnte, weil das ihrer Meinung nach der göttlichen Ordnung widersprach, so zeigt die venezianische Ägypterschau dass Hatschepsut ganz und gar keine Ausnahme war: es gab regierende Ehefrauen von Pharaonen, regierende Schwestern und Mütter. Selbst Schwiegermütter von Gottkönigen bestimmten das Schicksal des Reiches. Auch wenn ihre männlichen Zeitgenossen und Nachfolger fast alle Erinnerungen an diese Frauen auslöschten, so gibt es doch noch genug Überreste, allesamt in Venedig zu sehen, die von diesen ungewöhnlichen Frauen Zeugnis ablegen.
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Es ist meine Mission einem großen Publikum den Reichtum dieser Kultur vorzustellen. Deshalb haben wir uns für einen klassischen Aufbau der Ausstellung entschieden: es werden die Pharaonen in ihrer doppelten Funktion als Menschen und Gottkönige vorgestellt: der Pharao als Gott, als König, als Bauherr, als Krieger, als Privatmensch und als Toter. In dieser Zivilisation gibt es noch viel zu entdecken.
Die Besucher werden gleich am Eingang in den Palazzo Grassi überrascht. Gleich nachdem sie das große barocke Gebäude direkt am Canal Grande betreten haben: in der mehrere Stockwerke hohen Eingangshalle ragen tonnenschwere Skulpturen in die Höhe: eine Ahnengalerie der Gottkönige - von Chefren bis Tutanchamun, von Ramses bis Kleopatra. Schritt für Schritt, von Sektion zu Sektion wird man in die emblematische Darstellung der Königswürde eines Pharao eingeweiht. Anhand beindruckender Skulpturen - die zum ersten Mal überhaupt in Europa zu sehen sind - wird die Funktion des Königs als Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern verdeutlicht. Zahlreiche Hieroglyphentafeln zeigen den Pharao als Feldherrn. Am faszinierendsten ist aber vielleicht jene Sektion, die sich nicht mit dem offiziellen Pharao beschäftigt. Unter den vielen Objekten aus dem Privatleben der Gottkönige findet sich zum Beispiel auch ein sehr amüsanter Brief von dem Kind-Pharao Pepi II. aus dem Alten Reich. Er bedankt sich in kindlichen und überschwenglichen Worten bei einem Untertan, der einen Pygmäen gefangennehmen konnte und seinem Herrscher als Kuriosum zuschickte. Christiane Ziegler:
Ich legte viel Wert darauf, dass die Ausstellung den privaten Aspekt darstellt. So zeigen wir Möbel und Schminkgefässe, private Briefe und Schatullen von so kostbarer Verarbeitung, dass man nur staunen kann. Wir zeigen Metallgürtel und -schnallen von privaten Gewändern und viel Schmuck. Es werden verschiedene Aspekte des Privatlebens vorgestellt.
Christiane Ziegler stellt auch die weiblichen Pharaonen vor. Wie zum Beispiel Hatschepsut. Sie regierte zwischen 1479 und 1458 vor Christus. Eine Herrscherin, die sich auf Wandbildern und anderen offiziellen Kunstwerken immer als Mann mit Rauschebart darstellen ließ. Auf diese Weise versuchte sie ihre vielen Kritiker zu besänftigen. Hatschepsut war, wie man in der Ausstellung lernt, schon zu ihrer Zeit eine sehr umstrittene Figur:
Es gab zu ihrer Zeit große Differenzen, große Unterschiede in der Einstellung dem Pharaonentum gegenüber. Es gab Gegner und Befürworter weiblicher Pharaonen. Hatschepsut wurde von ihrem eigenen Sohn aus der offiziellen Liste der Pharaonen ausgeschlossen. Über die genauen Hintergründe dieser Geschichte wissen wir nur wenig.
Auch wenn für viele Ägypter eine Frau kein Pharao sein konnte, weil das ihrer Meinung nach der göttlichen Ordnung widersprach, so zeigt die venezianische Ägypterschau dass Hatschepsut ganz und gar keine Ausnahme war: es gab regierende Ehefrauen von Pharaonen, regierende Schwestern und Mütter. Selbst Schwiegermütter von Gottkönigen bestimmten das Schicksal des Reiches. Auch wenn ihre männlichen Zeitgenossen und Nachfolger fast alle Erinnerungen an diese Frauen auslöschten, so gibt es doch noch genug Überreste, allesamt in Venedig zu sehen, die von diesen ungewöhnlichen Frauen Zeugnis ablegen.
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