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Kohleflöze als CO2-Speicher

Klimaforschung. - Im Januar beginnt der Emissionshandel. Dass heißt, der Ausstoß von CO2 wird für die Industrie mit Kosten verbunden sein. Die Unternehmen können die CO2-Mengen entweder durch verbesserte Technik reduzieren oder sie können bei anderen Unternehmen Verschmutzungsrechte kaufen, so genannte Emissions-Zertifikate. Manche Unternehmen denken aber auch schon darüber nach, ob sie ihr CO2 auch in der Erde deponieren können, wo es dann nicht mehr zum Treibhauseffekt beiträgt. Ein möglicher Weg dazu wird derzeit in Polen erforscht. Im RECOPOL-Projekt der Europäischen Union versuchen Wissenschaftler CO2 in Kohle-Schichten zu pressen - und haben jetzt erste Erfolge zu vermelden.

Von Jan Lublinski |
    Am Rande einer Kiesgrube in Oberschlesien, südlich von Kattowitz, etwas abseits einer Landstraße, haben LKWs zwei große, lange Flüssiggas-Tanks abgestellt: Sie enthalten tiefgekühltes Kohlendioxid, CO2, das aus einer polnischen Düngermittelfabrik stammt. Das CO2 läuft durch Gasleitungen zu einer Pumpe, von dort zu einem Heizaggregat von dann weiter quer über einen kleinen Platz zu einem Bohrlochkopf, der aussieht wie ein etwas groß geratener Hydrant.

    Wir haben hier ein 1100 Meter tiefes Loch gebohrt und darin ein Metallrohr eingelassen. In diesem Rohr befindet sich eine zweite, kleinere Röhre, durch die pumpen wir das CO2 nach unten. Wir können jetzt die Temperatur und den Druck des Gases messen, hier oben aber auch ganz unten in der Röhre – so dass wir genau wissen wie das CO2 reagiert.

    Frank van Bergen vom Niederländische Geologischen Dienst, TNO, ist beteiligt an diesem internationalen Forschungsprojekt mit Namen RECOPOL, das von der Europäischen Union finanziert wird. Ziel des Projektes ist es herauszufinden, ob sich CO2 in Kohleschichten speichern lässt.
    Zur Zeit sind die Wissenschaftler und Techniker damit beschäftigt, eine neue, zweite Gasleitung zu schweißen, die ebenfalls quer über den Platz zum Bohrloch laufen soll. Es weht ein kräftiger Wind, und die Flamme des Schweißgerätes geht immer wieder aus. Ein Techniker streift seinen Mantel ab und hält ihn als Windschutz vor die Stelle, wo sein Kollege zwei Rohre zusammenfügen will. Vladimir Asanov von der Firma "Air Liquide", die an dem Forschungsprojekt beteiligt ist.

    Wir sind dabei einpaar Veränderungen vorzunehmen, um die uns die Wissenschaftler gebeten haben. Wir bauen eine Apparatur ein, mit der wir unter anderem den Druck erhöhen können, so dass wir noch mehr CO2 in die Bohrung einspritzen können.

    Das flüssige CO2, das in die Erde gepumpt wird, erwärmt sich auf dem Weg in die Tiefe. Es wird gasförmig und wandert dann in drei ausgewählte Kohleschichten weit unter der Erde. Die Geologen haben kleine Löcher in die Metallröhren gesprengt, so dass das Gas seinen Weg in die Kohle finden kann.
    Seit 3 Monaten pumpen sie nun CO2 in den Boden, und die ersten Analysen der Messdaten zeigen, dass es dem Forscherteam tatsächlich gelingt, das Gas in feine Ritzen der Kohle, den so genannten Schlechten unterzubringen.
    Jacek Skiba vom Zentralen Bergbauinstitut in Mikolow.

    Bislang sind unsere Ergebnisse sehr gut. Wir sind, aufgrund der jüngsten Daten sicher, dass wir das CO2 wirklich in den Kohleflöze unterbringen können. Also nicht in irgendeine Lücke oder in einen Spalt. Das ist noch niemandem vor uns gelungen. Wir schaffen es tatsächlich, das CO2 in diese dichte, mitteleuropäische Kohle hineinzupressen.

    Etwa 100 Meter von vom ersten Bohrloch des RICOPOL-Projektes entfernt befindet sich ein zweites. Hier zieht eine mächtige alte Ölpumpe Wasser aus der Erde – und befördert gleichzeitig das Erdgas Methan an die Oberfläche. Der Erdgas kommt aus der Kohleschichten, die Methan-Moleküle sitzen in den feinen Ritzen in der Kohle. Sollte es nun in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Methangases kommen, so würde das bedeuten, dass das CO2 vom ersten Bohrloch das Methan in den Kohleschichten verdrängt.

    Wir werden so lang wie möglich CO2 nach unten pumpen. Das Projekt wird noch bis zum Frühjahr finanziert und wir hoffen, dass uns dieser Durchbruch bald gelingen wird. Wir erwarten einen deutlichen Anstieg der Methanproduktion im zweiten Bohrloch, was bedeuten würde, dass das CO2 das Methan in der Kohle freisetzt.

    Auf diese Weise wäre es dann möglich, gleichzeitig Erdgas zu fördern und CO2 zu deponieren.
    Aber auch damit wäre noch nicht entschieden, ob diese Methode wirklich wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. Neben der Kohle prüfen andere Geologenteams derzeit auch Öl- und Erdgasfelder sowie Sandsteinschichten als mögliche Endlager für das Treibhausgas CO2.