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Kokurrenten im Unterhaltungssegment nehmen zu

Das Original beim Testen ist die Stiftung Warentest, deren Ergebnisse haben vor allem bei hochwertigen Konsumgütern einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung vieler Verbraucher. Wie es um die Stiftung selbst steht, wo sie Konkurrenz bekommt und wie sie sich weiter entwickeln will, wurde heute in Berlin vorgestellt.

Von Dieter Nürnberger |
    Mit diesem Trend - dass gerade im digitalen Bereich die Konkurrenz zur Stiftung Warentest zunimmt - muss die Berliner Verbraucherinstitution ja schon länger leben.

    Natürlich wird als Antwort auf diesen Trend das Internetangebot der Warentester kontinuierlich ausgebaut. Und davon haben beispielsweise auch traditionelle Nutzer der Publikationen etwas, denn Abonnenten können diese umfangreicheren Online-Angebote und Datenbanken der Stiftung vergünstigt oder sogar kostenlos nutzen.

    Da stellt sich die Stiftung Warentest also der Konkurrenz, es bleibt ihr auch gar nichts anderes übrig. Vor allem macht die Organisation natürlich darauf aufmerksam, dass es sich bei der eigenen Arbeit schon um eine langjährige und gewachsene Tätigkeit handelt, Erfahrungen sind somit reichlich vorhanden. Man baut auch auf den eigenen Bekanntheitsgrad und einen Vertrauensbonus in der Bevölkerung. Und nicht zuletzt sind die Publikationen der Warentester ja stets auch anzeigenfrei - bei vielen Konkurrenten ist das nicht so, da könnte es zumindest zu Interessenkonflikten kommen, wenn ein Hersteller beispielsweise mit Anzeigenboykott oder Ähnlichem droht.

    Die Bilanz für 2010 zeigt vor allem wieder die Bandbreite der bunten Waren- und auch Dienstleistungswelt. Wie schon 2009 hat es wieder über 300 umfangreiche Untersuchungen gegeben. Einige mit einem großen Medienecho: Etwa die Untersuchung zur Beratungstätigkeit von Banken. Haben die aus der Finanzmarktkrise gelernt? Die Antwort fiel im Sommer vergangenen Jahres nicht erfreulich aus. Werner Brinkmann vom Vorstand der Stiftung Warentest.

    "Sie erfassten in den Beratungsgesprächen oft nur unzureichend den Kundenstatus. Fragten somit nicht nach der Einkommens- und Vermögenssituation und den Erfahrungen des Kunden. Auch die Risikobereitschaft wurde nicht hinterfragt. Zudem: Die Eigenschaften des von der Bank angebotenen Produkts blieben auch oft auf der Strecke. Dass sie auch in vielen Fällen das vorgeschriebene Beratungsprotokoll nicht ausgehändigt haben, rief die Politik auf den Plan. Verbraucherschutzministerin Aigner bat die BaFin künftig auch verdeckte Beratungsgespräche bei den Kreditinstituten zu führen."

    Auch die Politik reagiert mitunter auf die Ergebnisse einer Untersuchung der Stiftung Warentest - und das wird gern auf der Habenseite verbucht. Die meisten Untersuchungen gab es 2010 zur Unterhaltungselektronik, ein schnell wachsender Produktmarkt, auch Geräte der Telekommunikation standen weit oben auf der Liste. Doch gerade bei diesen Segmenten ist die Konkurrenz auch besonders groß - es gibt ja kaum noch eine Computerzeitschrift ohne eigene Tests und Untersuchungen. Große Aufmerksamkeit erhielt 2010 eine Untersuchung zu Kinderspielzeug. Denn einige der damaligen Testprodukte sollten nun wirklich nicht in Kinderhand gelangen, weil sie beispielsweise leicht entflammbar oder giftig waren.

    "Es waren sogar sieben Produkte, und das ist ungewöhnlich, nicht verkehrsfähig, weil sie Anforderungen des Produktsicherheitsgesetzes nicht erfüllten. Die Grenzwerte für Schadstoffe im Spielzeug sind übrigens unvollständig, zu hoch oder zum Teil gar nicht vorhanden. Sie schützen die Kinder somit nur unzureichend. Unsere Kritik hat auch die EU-Kommission auf den Plan gerufen, hier wird eine Überarbeitung der Spielzeugrichtlinie vorangetrieben."

    In der internen Geschäftsbilanz fällt auf, dass die Verkaufszahlen der Printprodukte weiterhin rückläufig sind. Steigen tun hingegen die Online-Nutzungen der Internetseite. Und man hofft, dass diese Zunahme mittel- und langfristig die anderen Verluste ausgleichen kann.

    Die Stiftung Warentest stellte heute natürlich auch noch eine aktuelle Untersuchung vor. Hier geht es Ernährung, um jene Produkte, die weniger Zucker und Fett versprechen. Doch es bleibe dabei, Süßigkeiten sind weiterhin nicht gesund - Werner Brinkmann.

    "Wer annimmt, dass er bei einem Verzehr von weniger Zucker und auch Fett zwangsläufig auch weniger Kalorien aufnimmt, irrt sich oft. Zwei Beispiele: "Leibnitz Butterkekse" werden derzeit beworben mit 20 Prozent weniger Zucker. Die Kalorienzahl sinkt jedoch nur um vier Prozent. Das zuckerreduzierte Kakaogetränk "Nesquik" liefert sogar ein Prozent mehr Kalorien als das Ausgangsprodukt des gleichen Anbieters."

    Der Vorstand der Stiftung Warentest spricht ganz allgemein von einem zufriedenstellenden Geschäftsbericht für das vergangene Wirtschaftsjahr. Die Erlöse sind sogar gegenüber dem Vorjahr etwas gestiegen - auf nunmehr rund 40 Millionen Euro. Und langfristig sei die Arbeit durch ein Stiftungskapital, welches weitgehend aus Haushaltsmitteln besteht, auch gesichert.