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Kollege Zufall

Chemie. - Leipziger Forscher haben einen Syntheseweg für die Chemikalie Propylenoxid entdeckt, mit dem man die Substanz wesentlich effektiver und billiger als mit den bislang bekannten Verfahren herstellen kann. Propylenoxid ist ein wichtiges Zwischenprodukt in der chemischen Industrie, von dem weltweit vier Millionen Tonnen jährlich verarbeitet werden.

    Torsten Berndt ist Chemiker am Institut für Troposphärenforschung in Leipzig. Eigentlich befasst er sich in seinem Labor mit der Simulation von Wettervorgängen. In einer Versuchsreihe wollte er die nächtlichen Reinigung der Luft von ungesättigten Kohlenwasserstoff-Verbindungen durch Radikale simulieren. "Wir haben das nicht nur bei einem Bar Luftdruck gemacht, sondern bei verschiedenen Parametern, also bei Druckerniedrigung, anderer Stoßrate und so weiter", erklärt Berndt. Quasi nebenbei entdeckten Berndt und seine Kollegen, dass beim Abbau von Propylen das gefragte Propylenoxid erzeugt wird. Propylenoxid ist ein simpel aufgebautes Molekül aus drei Kohlenstoffatomen und einem Sauerstoffatom. Seine Herstellung ist alles andere als einfach. Die Industrie kennt drei verschiedene Prozesse, die sämtlich als umständlich, aufwändig und umweltbelastend gelten.

    Mit Torsten Berndts Methode geht es aber ganz einfach: "Im Prinzip ist es ein Glasrohr, wo in der Reaktionszone verschiedene Gasströme zusammentreffen. Dort wo sie sich treffen, kommt es zur Reaktion." Drei Gasströme sind an dieser Reaktion beteiligt: Propylen, ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch sowie Stickstoffdioxid. Ein Heizmantel um das Glasrohr erhitzt die Mischung für wenige Millisekunden auf 200 bis 300 Grad Celsius. Dabei überträgt das Ozon eines seiner Sauerstoffatome auf das Propylen, es entsteht das begehrte Propylenoxid. Das Stickstoffdioxidgas ermöglicht als Katalysator erst die Reaktion. Nach den ersten Experimenten, die ja noch die dünne Höhenluft in der Atmosphäre simulierten, haben die Leipziger Forscher Versuche mit stärker konzentrierten Gase durchgeführt. Auch dabei funktionierte die Synthese hervorragend und konnte sich als viel versprechende Alternative zu den herkömmlichen Verfahren behaupten.

    [Quelle: Uta Bilow]