Kämpferisch gaben sich Studenten und Professoren am 1. Juli 1918 bei einer Abschlussfeier an der Gießener Universität. Sie spielten den "Sang an Aegir". Einen Aufruf, sich dem Feind im Feldpanzer zu stellen.
Professoren waren zu der Zeit staatstreue Diener, sie standen Kaiser Wilhelm dem Zweiten ohne Wenn und Aber zur Seite. Die Göttinger Professorin Trude Maurer als Herausgeberin des Bandes "Kollegen, Kommilitionen, Kämpfer":
" Es ist da vor allem an die Erklärung der Hochschullehrer des deutschen Reichs zu denken, vom Oktober 1914, die fast alle unterschrieben hatten, nämlich über 3000. Darin dokumentiert sich doch eine so unkritische Einstellung und eine so vorbehaltlose Einstellung des deutschen Militarismus, der Begriff wird dann auch positiv verwendet, das dies nach dem verlorenen Krieg nicht mehr akzeptabel erschien und das Ansehen der Professorenschaft beschädigt hat. "
Mit wehenden Fahnen wollten die Professoren für ihren Kaiser kämpfen. Das heutige Prinzip der Unabhängigkeit von Wissenschaft und Forschung war damals überhaupt nicht denkbar, sagt Peter Lundgreen, emeritierter Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Bielefeld.
" Sie haben sich auch gewehrt gegen die Vorstellung, die von außen gekommen ist, es gab das alte, gute Deutschland von Kant, Goethe und Beethoven und jetzt gibt es das neue, schreckliche Deutschland mit Wilhelm dem Zweiten und mit Krupp. "Nein!" haben die deutschen Professoren gesagt. Wir sehen die Verbindung von Wissenschaft und Militär. Der Hauptmann ist der Volkserzieher der Nation. "
Dass die patriotische Überzeugung der Professoren durchweg positive Auswirkungen hatte, erforscht der Göttinger Historiker Detlef Busse in seiner Promotion. Er nimmt die Naturwissenschaften der südniedersächsischen Universität unter die Lupe, insbesondere Ludwig Prandl. Prandl war damals Professor für angewandte Physik in Göttingen und hatte seit 1908 eine Modellversuchsanstalt für Flugzeug- und Schiffsbau.
" Man merkt bei jedem Naturwissenschaftler, mit dem ich mich beschäftigt habe aus der Zeit, das dringende Bedürfnis, seinen Beitrag zu leisten, jeder hätte das zu der Zeit für seine wirkliche Aufgabe gehalten. Prandl war nun derjenige, dem das zuteil wurde, der die Möglichkeit hatte, seine Forschung in den Dienst des Krieges und des hoffentlichen Sieges dann zu stellen. "
Für Professorin Trude Maurer drängt sich die Frage auf, warum die Zeit des 1. Weltkriegs für die Forscher der Universitätsgeschichte bisher so selten im Blickpunkt ihrer Forschung stand.
" Es war sicher kein Tabuthema, aber ich denke es wurde einfach nicht beachtet, weil man von der konventionellen Periodisierung in Deutschland `Kaiserreich und Weimarer Republik` ausging und der Krieg dann nur ein Anhängsel des Kaiserreiches war. Vielleicht schien er auch einfach nicht interessant, weil andere gesellschaftliche Entwicklungen stärker waren. Aber das scheint mit deshalb ein Irrtum zu sein, weil die Professoren im Kaiserreich große Autorität genossen, und auch selbst einen Führungsanspruch in der Gesellschaft hatten und deshalb kann man an ihnen besonders gut studieren, wie sich der Zeitgeist veränderte. "
Kollegen - Kommilitonen - Kämpfer. Europäische Universitäten im Ersten Weltkrieg. Trude Maurer (Hrsg.) Stuttgart, Franz-Steiner-Verlag 2006
Professoren waren zu der Zeit staatstreue Diener, sie standen Kaiser Wilhelm dem Zweiten ohne Wenn und Aber zur Seite. Die Göttinger Professorin Trude Maurer als Herausgeberin des Bandes "Kollegen, Kommilitionen, Kämpfer":
" Es ist da vor allem an die Erklärung der Hochschullehrer des deutschen Reichs zu denken, vom Oktober 1914, die fast alle unterschrieben hatten, nämlich über 3000. Darin dokumentiert sich doch eine so unkritische Einstellung und eine so vorbehaltlose Einstellung des deutschen Militarismus, der Begriff wird dann auch positiv verwendet, das dies nach dem verlorenen Krieg nicht mehr akzeptabel erschien und das Ansehen der Professorenschaft beschädigt hat. "
Mit wehenden Fahnen wollten die Professoren für ihren Kaiser kämpfen. Das heutige Prinzip der Unabhängigkeit von Wissenschaft und Forschung war damals überhaupt nicht denkbar, sagt Peter Lundgreen, emeritierter Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Bielefeld.
" Sie haben sich auch gewehrt gegen die Vorstellung, die von außen gekommen ist, es gab das alte, gute Deutschland von Kant, Goethe und Beethoven und jetzt gibt es das neue, schreckliche Deutschland mit Wilhelm dem Zweiten und mit Krupp. "Nein!" haben die deutschen Professoren gesagt. Wir sehen die Verbindung von Wissenschaft und Militär. Der Hauptmann ist der Volkserzieher der Nation. "
Dass die patriotische Überzeugung der Professoren durchweg positive Auswirkungen hatte, erforscht der Göttinger Historiker Detlef Busse in seiner Promotion. Er nimmt die Naturwissenschaften der südniedersächsischen Universität unter die Lupe, insbesondere Ludwig Prandl. Prandl war damals Professor für angewandte Physik in Göttingen und hatte seit 1908 eine Modellversuchsanstalt für Flugzeug- und Schiffsbau.
" Man merkt bei jedem Naturwissenschaftler, mit dem ich mich beschäftigt habe aus der Zeit, das dringende Bedürfnis, seinen Beitrag zu leisten, jeder hätte das zu der Zeit für seine wirkliche Aufgabe gehalten. Prandl war nun derjenige, dem das zuteil wurde, der die Möglichkeit hatte, seine Forschung in den Dienst des Krieges und des hoffentlichen Sieges dann zu stellen. "
Für Professorin Trude Maurer drängt sich die Frage auf, warum die Zeit des 1. Weltkriegs für die Forscher der Universitätsgeschichte bisher so selten im Blickpunkt ihrer Forschung stand.
" Es war sicher kein Tabuthema, aber ich denke es wurde einfach nicht beachtet, weil man von der konventionellen Periodisierung in Deutschland `Kaiserreich und Weimarer Republik` ausging und der Krieg dann nur ein Anhängsel des Kaiserreiches war. Vielleicht schien er auch einfach nicht interessant, weil andere gesellschaftliche Entwicklungen stärker waren. Aber das scheint mit deshalb ein Irrtum zu sein, weil die Professoren im Kaiserreich große Autorität genossen, und auch selbst einen Führungsanspruch in der Gesellschaft hatten und deshalb kann man an ihnen besonders gut studieren, wie sich der Zeitgeist veränderte. "
Kollegen - Kommilitonen - Kämpfer. Europäische Universitäten im Ersten Weltkrieg. Trude Maurer (Hrsg.) Stuttgart, Franz-Steiner-Verlag 2006