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Kolumbiens Vision Amazonia
Ex-Guerilleros als Umweltschützer

"Vision Amazonia 2020" heißt der Masterplan der kolumbianischen Umweltministerin Luz Helena Sarmiento, die sich auch deutsche Fördergelder erhofft. Ziel ist es, die Abholzung des Regenwaldes zu beenden. Statt im Schutz des Dschungels illegal Drogen anzubauen, sollen ehemalige Guerilleros in Nachhaltigkeitsprojekten arbeiten.

Von Burkhard Birke | 24.02.2014
    Entwaldung stoppen bis 2020: Kolumbien hat sich mit dem Projekt Amazonía viel vorgenommen. In einer seit mehr als fünf Jahrzehnten durch den bewaffneten Konflikt zwischen Guerilla, Paramilitärs und Regierung gezeichneten Region soll jetzt das Notwendige mit dem Nützlichen verknüpft werden, wie Umweltministerin Luz Helena Sarmiento gegenüber dem Deutschlandfunk betont.
    "Die Menschen in der Region, von denen viele zu den bewaffneten Gruppierungen gehören, die mit ihren Familien dort leben, illegal Bergbau betreiben und Drogen anbauen, die sollen sich nicht weiter verstecken. Wir wollen diese illegalen Aktivitäten beenden. Darüber wird verhandelt mit dem Ziel, viele der Guerilleros wieder in die Gesellschaft einzugliedern und ihnen die Möglichkeit zu geben, in Nachhaltigkeitsprojekten zu arbeiten, die den Vormarsch der Landwirtschaft stoppen."
    Ein Fünftel Kolumbiens Amazonasgebietes unter Naturschutz gestellt
    Das undurchdringbare Amazonasgebiet diente und dient der FARC Guerilla und anderen bewaffneten Gruppierungen als Rückzugs- und Wirtschaftsgebiet, vor allem für Kokaanbau. Der Fluch des Bürgerkriegs entpuppt sich ironischerweise als Segen für den Regenwald: Denn im Gegensatz zu den Nachbarländern hielt der Krieg Bergbau, Viehzüchter und Kleinbauern weitgehend fern von diesen Gebieten mit der höchsten Biodiversität der Welt. Mit der Ausweitung des Chiribiquete Nationalparks hat Kolumbien unlängst ein Gebiet von der Größe Belgiens, ein Fünftel seines gesamten Amazonasgebietes unter Naturschutz gestellt. Luz Helena Sarmiento:
    "In Chiripiquete findet man die wohl größte Artenvielfalt ganz Südamerikas. Außerdem sind dort indigene Völker angesiedelt, von denen einige noch nie Kontakt zur Außenwelt hatten."
    Kolumbien braucht finanzielle Untzerstützung
    Um dieses Weltkulturerbe zu schützen baut Kolumbien natürlich auf Unterstützung: Zum einen kann es Punkte und Hilfsgelder bei den internationalen Klimavereinbarungen einsammeln, weil es Entwaldung vermeidet, zum anderen helfen Norwegen, Großbritannien und Deutschland, direkt bei der Ausweitung des Chiribiquete Nationalparks. Von 15 Millionen Dollar Sonderprojektkosten kommen dabei 3 aus Berlin.
    "Neu ist: Mit den Geberländern wird vereinbart, dass Hilfsgelder nur fließen, wenn die Fortschritte beim Stopp der Entwaldung überprüfbar sind. Dies soll per Satellit kontrolliert werden, und dafür werden natürlich auch Hilfsgelder benötigt ..."
    …so Umweltministerin Sarmiento. Erfolgsabhängige Projektfinanzierung nennt sie das und verspricht sich davon Transparenz. Auf die hoffen Umweltorganisationen auch, denn es bestehe die Gefahr, dass sich sonst ihr Amtskollege vom Bergbauministerium durchsetzen wird. Roberto Maldonado Amazonasexperte vom WWF:
    "Kolumbien hat ein riesiges Bergbaupotenzial im kolumbianischen Amazonas, aber leider auch in anderen Teilen des Landes und diese werden mit der Befriedung zugänglich und man beginnt diese bereits in großem Stil, will heißen 15 % des Landes über 15 Millionen Hektar in Konzessionen zu vergeben. Und wenn das unkontrolliert geschieht, wie an manchen Beispielen im Moment zu sehen ist wie am Yaigojé Apaporis Nationalpark, sind die Folgen für die Umwelt und die lokale Bevölkerung natürlich dramatisch, und das kann man durchaus unterbinden."
    In dem offiziellen Schutzgebiet ist die Lebensgrundlage von sieben indigenen Stämmen durch die überraschende Vergabe einer Bergbaulizenz für 2000 Hektar an ein kanadisches Unternehmen akut bedroht. Jetzt prüfen die Gerichte….