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Kometen-Landung
Philae ist im Tiefschlaf

Nun heißt es abwarten: Die Sonde "Philae" auf dem Kometen "Tschuri" sendet vorerst nicht mehr. Sie muss ihre Batterien aufladen, bevor sie wieder aktiviert werden kann. Wann das soweit sein wird - und ob überhaupt - ist zurzeit noch nicht klar.

Von Ludger Fittkau | 15.11.2014
    Eine ESA-Grafik zeigt das Landegerät "Philae"
    Eine ESA-Grafik zeigt das Landegerät "Philae" (afp / ESA)
    Die Kometensonde "Philae" ist in einen Tiefschlaf versunken. Der Grund: Die Primärbatterie, die das kühlschrankgroße Weltraumlabor seit Mittwoch mit Energie versorgte, ist leer. Die Sekundärbatterie von "Philae" wird jedoch durch Solarzellen auf der Oberfläche der kleinen Sonde gespeist. Da das Landegerät aber im Schatten bis zu 40 Meter hoher, felsartiger Materieklumpen steht, bekommt es zurzeit nicht genügend Sonnenenergie, um weiterarbeiten zu können.
    Kurz bevor "Philae" in den Tiefschlaf versank, konnte ein Sonnenkollektor der Sonde noch einmal um 35 Grad gedreht werden. Das "Lander-Control-Center" – kurz LCC beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln hofft, dass dadurch in den nächsten Wochen noch einmal genug Energie getankt werden kann, um "Philae" wieder aus dem Tiefschlaf zu wecken, wie es Anfang 2014 ja schon einmal mit dem Mutterschiff "Rosetta" erfolgreich gelang – nach immerhin 2,5 Jahren allerdings absichtsvoll veranlasstem Schlummer.
    Gutes Energiemanagement nötig
    Erwacht Philae wieder, dann könnten die in den ersten rund 60 Stunden bereits erfolgreichen Experimente mit dem Landegerät auf der Oberfläche von "Tschuri" fortgesetzt werden. Gerhard Schwehm, langjähriger Leiter der Rosetta-Mission bei der ESOC – dem Satelliten-Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt:
    "Und dann hängt es immer davon ab, weil einige Instrumente mehr Power brauchen als andere. Da muss dann wirklich ein Energiemanagement machen um das toll zu machen. Das wird dann auch mit den Kollegen in Toulouse, da sitzt das Sciene Center für den Lander und mit dem LCC wird das dann immer abgesprochen und die schicken dann hier nach ESOC die neuen Sequenzen, wann welche Geräte angeschaltet werden sollen."
    Doch ob Philae irgendwann auf diese Weise weiterarbeiten kann, hängt jetzt von der Stellung zur Sonneneinstrahlung ab. Der Komet "Tschuri" wird sich in den nächsten Wochen bewegen, dann könnte die Sonde wieder mehr Licht bekommen. Zuviel Sonneneinstrahlung könnte dann aber auch sehr schnell schädlich sein. "Eigentlich ist sie so ausgelegt, dass sie sich immer wieder aufladen kann", so Rosetta-Experte Gerhard Schwehm in der ESOC in Darmstadt.
    Rosetta hat noch bis 2016 Treibstoff
    Wie auch immer: Spätestens im Frühjahr wird für "Philae" der aktive Teil des Rendezvous mit dem Kometen wohl endgültig zu Ende sein. Für den "Orbiter" Rosetta ist die Reise jedoch noch lange nicht zu Ende, betont Gerhard Schwehm von der ESOC:
    "Hoffen wir mal, wenn alles gut geht, das wäre optimistisch, dass bis März der Lander lebt. Und dann wird er sich irgendwann selbst ausschalten oder ausgeschaltet werden müssen. Und dann sitzt er halt da auf dem Kometen. Aber die Orbiter-Mission geht weiter, die ist nominell bis Ende nächsten Jahres finanziert. Als wir das ganze Budget festgelegt haben, haben wir gesagt, das Ende 2015 eigentlich das nominelle Ende der Mission sein sollte. Aber wir wissen schon seit einiger Zeit, dass wir noch genügend Treibstoff an Bord haben, um den Orbiter bis Mitte 2016 betreiben zu können."
    Was dann mit "Rosetta" passiert, wird noch diskutiert. Womöglich lässt man die Sonde auf den Kometen "Tschuri" stürzen, wo er dann mit der kleinen Sonde "Philae" gemeinsam durch das Weltall fliegen könnte. Oder man schickt "Rosetta" noch einmal weiter hinaus ins All, um" Daten zu sammeln. Die ESA- Wissenschaftlerwerden irgendwann im nächsten Jahr Rosettas letzten Weg festlegen. Bis dahin ist noch viel Zeit. Die Datenpakete, die das Weltraumlabor "Philae" in den ersten 60 Stunden vom Kometenboden auf die Erde sandte, werden ein halbes Jahr lang exklusiv von den Wissenschaftlern der Mission ausgewertet. Danach werden sie Gemeingut.