Nico Müller gibt die letzten Anweisungen für die fast fertige Zeltstadt, die bereits am Abend, bevor die ersten Besucher auf das Festivalgelände dürfen, steht. Der Rest des riesigen Zeltplatzes ist noch leer. Hier auf dem Gelände des Melt, einem der größten Indie- und Elektrofestivals in Deutschland, hat sein Team bereits alles für die Gäste vorbereitet. Ihre Übernachtung haben sie bequem per Internet bestellt.
"Wir haben hier ein Camp aus ungefähr 110 Zelten stehen. Das sind, würde ich jetzt mal grob schätzen, etwa 3000 Quadratmeter, die wir mit unseren Zelten vollgebaut haben. Vorher sah es hier chaotisch aus, weil vorige Woche hier das Splash-Festival war. Da waren wir nur mit 20 Zelten, das sind die, die vorn stehen, die lilanen. Heute, zum Melt-Festival, haben wir quasi die restlichen 90 Zelte dazu gebaut."
Die Spuren des vorherigen Festivals sind noch deutlich zu sehen. Einige Zelte, die Festivalbesucher selbst aufgestellt haben, überstehen so ein langes Partywochenende und mehrere Regenschauer nicht. Das Melt-Festival gehört mit rund 20.000 Besuchern zu den größten Festivals, auf dem die Firma "Mein Zelt steht schon" ihre Mietzelte aufbaut. Hier stehen jetzt verschieden große Zelte – vom Einmann- bis zum Achtmannzelt. Nico Müller steht vor einem Viermannzelt, das am häufigsten gebucht wird.
"Eine schöne Tür. Was gleich auffällt, ist, dass die Zelte Stehhöhe haben im Gegensatz zu Iglu-Zelten. Hier können normal gewachsene Menschen bequem drin stehen. Dann gibt es eine Schlafkabine, die in der Mitte teilbar ist mit separaten Eingängen."
Der Raum zwischen den Kabinen ist wie eine eigene kleine Terrasse, wo für Tisch und Stühle ausreichend Platz ist. Außerdem hat das Zelt eine kleines Vordach. Zusätzlich können die Kunden auch noch ein Sonnensegel vor ihrem Zelt anbringen lassen. Auch Liegen können für die Zelte gemietet werden. Die Schlafsäcke allerdings werden nur verkauft, da eine Vermietung unhygienisch wäre. Mittlerweile peitscht ein Gewitter über den Zeltplatz und Nico Müller hat sich sicher in einem Sechsmannzelt untergestellt. Die Zelte, so sagt er, halten auch starken Stürmen und Regengüssen stand. Hier können sich Gäste auch einen einzelnen Schlafplatz mieten – ähnlich wie in einem Hostel:
"Diese Zelte werden auch als Stoffhotel verwendet, wo man allerdings nicht mit seinen Freunden unbedingt in einem Zelt zusammen lebt, sondern für Einzelreisende, die dann eben mit anderen Einzelreisenden zusammen leben. Da stehen jeweils die Liegen mit drin, die im Stoffhotel obligatorisch dazu sind."
Nico Müller hat die Firma gemeinsam mit Enrico Vlach vor fünf Jahren gegründet. Beide waren oft gemeinsam auf Festivals unterwegs. Dabei sind die Ansprüche der beiden Mitte-Dreißigjährigen stetig gewachsen. Ihr Auto war oft randvoll mit Zelten, Liegen, Stühlen und vielem mehr bepackt. Eigentlich suchten sie nach jemanden, der für sie die Zelte aufbaut, doch da es kein Angebot dafür gab, haben sie selbst daraus ihre Geschäftsidee gemacht. Einen Kredit von der Bank brauchten sie dafür nicht:
"Wir haben es aus Eigenmitteln gemacht. Unsere Eltern waren da großzügig in der Beziehung. Wir haben natürlich in anderen Dimensionen angefangen, als das jetzt der Fall ist. Wir haben beim ersten Melt 2006, also, es war auch wieder ein Melt-Festival, unseren ersten Auftritt, da haben wir mit 14 Zelten angefangen, die uns quasi auf dem Weg von Leipzig nach hierher per Telefon aus der Hand gerissen wurden. Das war wirklich unglaublich. Wir haben das auf gut Glück versucht und sind dann mit den Zelten im Auto hierher gefahren, und als wir hier ankamen waren alle Zelte vermietet."
Für den Start der Firma brauchten sie weniger als 3000 Euro. Den Gewinn haben sie dann in weitere Zelte investiert: mittlerweile fast 400. Heute fahren sie natürlich nicht mehr mit dem eigenen Auto, sondern sind mit dem Lkw unterwegs. Zwischen Mai und September gibt es fast jedes Wochenende ein Festival, bei dem Nico und Enrico Zelte aufbauen, an manchen sogar zwei oder drei gleichzeitig. So ist Nicos Partner gerade im 350 Kilometer entfernten Nürnberg mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Dabei werden sie von 12 bis 15 Helfern, meist Studenten, unterstützt. Trotz des Komforts, die sie ihren Gästen bieten, möchten sie sich nicht von den restlichen Festivalbesuchern abgrenzen:
"Wir möchten, dass unsere Mieter erstens mitten im Geschehen sind auf dem Festivalcampingplatz, so wie alle anderen, die am Festival teilnehmen, eben auch. Gleichzeit natürlich, dass Freunde sich dazu gesellen können, damit, was weiß ich, abends nach dem Konzert noch ein bisschen am Zelt gefeiert werden kann."
Auf dem Festivalgelände ziehen mittlerweile die ersten Gäste ein. Unter ihnen ist auch Kristin, sie hat mit ihren Freunden zwei Viermannzelte gebucht, die mit einem Sonnensegel verbunden sind. Sie fühlt sich hier sichtlich wohl.
"Wir wollten so wenig Stress wie möglich haben. Man kommt hierher, das Zelt steht bereits. Man muss nicht noch fünf Stunden aufbauen. Gerade zum Schluss, wenn alle kaputt sind ... "
Zwar ist das Gelände, auf dem die Zelte von "Mein Zelt steht schon" stehen, offen für alle Besucher. Trotzdem ist das für Kristin ein ruhigerer Ort, da eine Übernachtung hier zusätzlich Geld kostet.
"Ich denke, so etwas kann sich nicht jeder leisten, auch wenn es trotzdem immer noch günstig ist. Ich denke, für acht Personen, zwei Viererzelte insgesamt 160 Euro zu zahlen und das im Prinzip auf die Tage zurückgerechnet – das ist wirklich nicht viel Geld."
Aber nicht nur Gäste aus Deutschland mieten die Zelte. Meist werben die Veranstalter mit diesem Service schon auf ihren Internetseiten. So haben auch Kathy und ihre Freundin zu "Mein Zelt steht schon" gefunden. Sie sind aus Großbritannien angereist. Beide hatten keine Lust, extra noch ein Zelt aus England mitzuschleppen. Für jedes gemietete Zelt ist auch eine Kaution fällig. Damit halten die Vermieter ihre Verluste besonders niedrig. Mit ihrer Firma sind die beiden Partner jedes Jahr auf mehr Festivals unterwegs. Ihre Arbeit wird dabei von den Veranstaltern ausdrücklich gewünscht und unterstützt, trotzdem können beide nicht allein von ihrem Geschäft leben. Nico Müller arbeitet deshalb schon an der nächsten Idee:
"Wir würden uns gern noch in die Richtung entwickeln, dass wir auch für Firmen- oder Unternehmenskunden Komplettpakete stricken können. Also mit noch komfortableren Zelten und dann eventuell Arbeitsmöglichkeit im Sinne von "work and celebrate". Dass eben Projektgruppen, die sich sonst nie treffen würden, sich zum Beispiel bei einem Festival treffen können. Die von uns alle Möglichkeiten geboten bekommen, um zu arbeiten, das heißt Onlinezugang, Strom, eine Arbeitsumgebung, die das auch zulässt. Also, so eine Art Konferenzcharakter schaffen mit einem großen Gemeinschaftszelt, in dem dann auch gearbeitet werden kann."
"Mein Zelt steht schon" ist in diesem Jahr auf 19 Festivals vertreten. Die beiden Zwischenlager für die Zelte sind bereits randvoll.
"Wir haben hier ein Camp aus ungefähr 110 Zelten stehen. Das sind, würde ich jetzt mal grob schätzen, etwa 3000 Quadratmeter, die wir mit unseren Zelten vollgebaut haben. Vorher sah es hier chaotisch aus, weil vorige Woche hier das Splash-Festival war. Da waren wir nur mit 20 Zelten, das sind die, die vorn stehen, die lilanen. Heute, zum Melt-Festival, haben wir quasi die restlichen 90 Zelte dazu gebaut."
Die Spuren des vorherigen Festivals sind noch deutlich zu sehen. Einige Zelte, die Festivalbesucher selbst aufgestellt haben, überstehen so ein langes Partywochenende und mehrere Regenschauer nicht. Das Melt-Festival gehört mit rund 20.000 Besuchern zu den größten Festivals, auf dem die Firma "Mein Zelt steht schon" ihre Mietzelte aufbaut. Hier stehen jetzt verschieden große Zelte – vom Einmann- bis zum Achtmannzelt. Nico Müller steht vor einem Viermannzelt, das am häufigsten gebucht wird.
"Eine schöne Tür. Was gleich auffällt, ist, dass die Zelte Stehhöhe haben im Gegensatz zu Iglu-Zelten. Hier können normal gewachsene Menschen bequem drin stehen. Dann gibt es eine Schlafkabine, die in der Mitte teilbar ist mit separaten Eingängen."
Der Raum zwischen den Kabinen ist wie eine eigene kleine Terrasse, wo für Tisch und Stühle ausreichend Platz ist. Außerdem hat das Zelt eine kleines Vordach. Zusätzlich können die Kunden auch noch ein Sonnensegel vor ihrem Zelt anbringen lassen. Auch Liegen können für die Zelte gemietet werden. Die Schlafsäcke allerdings werden nur verkauft, da eine Vermietung unhygienisch wäre. Mittlerweile peitscht ein Gewitter über den Zeltplatz und Nico Müller hat sich sicher in einem Sechsmannzelt untergestellt. Die Zelte, so sagt er, halten auch starken Stürmen und Regengüssen stand. Hier können sich Gäste auch einen einzelnen Schlafplatz mieten – ähnlich wie in einem Hostel:
"Diese Zelte werden auch als Stoffhotel verwendet, wo man allerdings nicht mit seinen Freunden unbedingt in einem Zelt zusammen lebt, sondern für Einzelreisende, die dann eben mit anderen Einzelreisenden zusammen leben. Da stehen jeweils die Liegen mit drin, die im Stoffhotel obligatorisch dazu sind."
Nico Müller hat die Firma gemeinsam mit Enrico Vlach vor fünf Jahren gegründet. Beide waren oft gemeinsam auf Festivals unterwegs. Dabei sind die Ansprüche der beiden Mitte-Dreißigjährigen stetig gewachsen. Ihr Auto war oft randvoll mit Zelten, Liegen, Stühlen und vielem mehr bepackt. Eigentlich suchten sie nach jemanden, der für sie die Zelte aufbaut, doch da es kein Angebot dafür gab, haben sie selbst daraus ihre Geschäftsidee gemacht. Einen Kredit von der Bank brauchten sie dafür nicht:
"Wir haben es aus Eigenmitteln gemacht. Unsere Eltern waren da großzügig in der Beziehung. Wir haben natürlich in anderen Dimensionen angefangen, als das jetzt der Fall ist. Wir haben beim ersten Melt 2006, also, es war auch wieder ein Melt-Festival, unseren ersten Auftritt, da haben wir mit 14 Zelten angefangen, die uns quasi auf dem Weg von Leipzig nach hierher per Telefon aus der Hand gerissen wurden. Das war wirklich unglaublich. Wir haben das auf gut Glück versucht und sind dann mit den Zelten im Auto hierher gefahren, und als wir hier ankamen waren alle Zelte vermietet."
Für den Start der Firma brauchten sie weniger als 3000 Euro. Den Gewinn haben sie dann in weitere Zelte investiert: mittlerweile fast 400. Heute fahren sie natürlich nicht mehr mit dem eigenen Auto, sondern sind mit dem Lkw unterwegs. Zwischen Mai und September gibt es fast jedes Wochenende ein Festival, bei dem Nico und Enrico Zelte aufbauen, an manchen sogar zwei oder drei gleichzeitig. So ist Nicos Partner gerade im 350 Kilometer entfernten Nürnberg mit dem Zeltaufbau beschäftigt. Dabei werden sie von 12 bis 15 Helfern, meist Studenten, unterstützt. Trotz des Komforts, die sie ihren Gästen bieten, möchten sie sich nicht von den restlichen Festivalbesuchern abgrenzen:
"Wir möchten, dass unsere Mieter erstens mitten im Geschehen sind auf dem Festivalcampingplatz, so wie alle anderen, die am Festival teilnehmen, eben auch. Gleichzeit natürlich, dass Freunde sich dazu gesellen können, damit, was weiß ich, abends nach dem Konzert noch ein bisschen am Zelt gefeiert werden kann."
Auf dem Festivalgelände ziehen mittlerweile die ersten Gäste ein. Unter ihnen ist auch Kristin, sie hat mit ihren Freunden zwei Viermannzelte gebucht, die mit einem Sonnensegel verbunden sind. Sie fühlt sich hier sichtlich wohl.
"Wir wollten so wenig Stress wie möglich haben. Man kommt hierher, das Zelt steht bereits. Man muss nicht noch fünf Stunden aufbauen. Gerade zum Schluss, wenn alle kaputt sind ... "
Zwar ist das Gelände, auf dem die Zelte von "Mein Zelt steht schon" stehen, offen für alle Besucher. Trotzdem ist das für Kristin ein ruhigerer Ort, da eine Übernachtung hier zusätzlich Geld kostet.
"Ich denke, so etwas kann sich nicht jeder leisten, auch wenn es trotzdem immer noch günstig ist. Ich denke, für acht Personen, zwei Viererzelte insgesamt 160 Euro zu zahlen und das im Prinzip auf die Tage zurückgerechnet – das ist wirklich nicht viel Geld."
Aber nicht nur Gäste aus Deutschland mieten die Zelte. Meist werben die Veranstalter mit diesem Service schon auf ihren Internetseiten. So haben auch Kathy und ihre Freundin zu "Mein Zelt steht schon" gefunden. Sie sind aus Großbritannien angereist. Beide hatten keine Lust, extra noch ein Zelt aus England mitzuschleppen. Für jedes gemietete Zelt ist auch eine Kaution fällig. Damit halten die Vermieter ihre Verluste besonders niedrig. Mit ihrer Firma sind die beiden Partner jedes Jahr auf mehr Festivals unterwegs. Ihre Arbeit wird dabei von den Veranstaltern ausdrücklich gewünscht und unterstützt, trotzdem können beide nicht allein von ihrem Geschäft leben. Nico Müller arbeitet deshalb schon an der nächsten Idee:
"Wir würden uns gern noch in die Richtung entwickeln, dass wir auch für Firmen- oder Unternehmenskunden Komplettpakete stricken können. Also mit noch komfortableren Zelten und dann eventuell Arbeitsmöglichkeit im Sinne von "work and celebrate". Dass eben Projektgruppen, die sich sonst nie treffen würden, sich zum Beispiel bei einem Festival treffen können. Die von uns alle Möglichkeiten geboten bekommen, um zu arbeiten, das heißt Onlinezugang, Strom, eine Arbeitsumgebung, die das auch zulässt. Also, so eine Art Konferenzcharakter schaffen mit einem großen Gemeinschaftszelt, in dem dann auch gearbeitet werden kann."
"Mein Zelt steht schon" ist in diesem Jahr auf 19 Festivals vertreten. Die beiden Zwischenlager für die Zelte sind bereits randvoll.